„Ich nahm im Februar dieses Jahres am Taizé Jugendtreffen in Manila auf den Philippinen teil. Das Programm bestand aus drei Gebetszeiten am Tag. Während des Tages trafen wir uns oft in Kleingruppen, um über unser Leben zu sprechen.
Am vierten Tag war Zeit für kulturelle Dinge. Die jungen Koreaner und Japaner versammelten sich auf der Bühne und ich hatte die Möglichkeit einige Worte an alle Anwesenden zu richten. Das Thema des Treffens war ’ein Durst nach einem Leben in Fülle’ und ’ein Ruf, die Welt zu verändern’. Nachdem ich über meine Behinderung gesprochen hatte, ging ich auf zwei Punkte besonders ein, die ich allen sagen wollte.
Ich lebe mit einer Behinderung, die man zerebrale Kinderlähmung nennt. Ich bin auf die Hilfe anderer angewiesen: beim Aufstehen am Morgen, beim Anziehen, auf der Toilette, beim Essen, Baden… bei all diesen Sachen benötige ich die helfenden Hände anderer. Mein Leben ist nur durch Vertrauen möglich, indem wir einander vertrauen…
Zuerst berührte mich das Thema ’ein Leben in Fülle’. Obwohl ich mit einer Behinderung geboren wurde, bin ich unendlich dankbar dafür, dass ich in dieser Welt lebe. Ich habe meinen Eltern nie Vorwürfe gemacht oder gedacht, dass mein Leben schwieriger sei als das der anderen. Ich bin einfach dankbar dafür, dass ich lebe, und meinen Eltern für alles, was sie für mich tun. Am meisten danke ich für das Leben selbst.
Das zweite Thema: ’ein Ruf die Welt zu verändern’. Für mich war die Teilnahme am Treffen in Manila ein Schritt, die Welt zu verändern. Einfach teilzunehmen, so wie ich bin, hatte für mich sehr viel mit diesem Thema zu tun. Ich weiß, dass das Taizé-Treffen jedem offen stand, egal ob man eine Behinderung hat oder nicht. Ich rief jedem zu: ’Wenn dieses Treffen vorbei ist, erzählt zu Hause bitte Menschen mit einer Behinderung von diesem Treffen. Bitte ladet sie ein, am nächsten Treffen teilzunehmen.’ Ich hoffe, dass ich beim nächsten Treffen vielen Menschen mit einer Behinderung begegne.
Nachdem ich die Bühne verlassen hatte, kamen Menschen auf mich zu und sagten: ’Deine Worte waren wunderbar… Danke, ich war sehr bewegt.’ So viele Menschen kamen auf mich zu, um ihre Gefühle auszudrücken. Jede dieser Begegnungen war sehr bewegend für mich und ich bewahre sie wie Schätze.
Meine erste Erfahrung mit einem Taizé-Treffen war 2006 in Kalkutta. Meine Tage in Manila waren vorüber bevor ich es richtig realisieren konnte. Ich hatte die Chance, die philippinische Kultur und viele Jugendliche aus Asien kennen zu lernen. Dies war eine wunderbare interkulturelle Erfahrung für mich. Ich hatte mich entschieden, an diesem Treffen teilzunehmen, weil ich Taizé liebe; aber es gibt noch einen wichtigeren Grund: auf der ganzen Welt ist es für Menschen mit einer Behinderung schwierig, in die Gesellschaft rauszugehen. Ich wollte mich in diesem Rollstuhl den Menschen zeigen. Ich wollte mit meinem Leben sagen: An diesem Taizé-Treffen gibt es keinen Unterschied zwischen denjenigen mit einer Behinderung und denjenigen ohne; lasst alle daran teilnehmen. Lasst auch viele Menschen mit einer Behinderung teilnehmen. Dies war mein Gebet, als ich nach Manila kam.
Ich bin den vielen Menschen, die mit mir angereist waren und denjenigen, die diese Reise ermöglichten, sehr dankbar. Es war ein sagenhafter Pilgerweg und eine Chance so viele Menschen zu treffen. Vielen Dank dafür!“
Ken Arita