



Als Erstes ging es nach Córdoba, die zweitgrößte Stadt Argentiniens, in der ich von Salesianern empfangen wurde. Zwei Gebete mit Gesängen aus Taizé fanden während meines Besuches dort statt. Das Erste in der Kirche Pius X., eine Gemeinde in der die Salesianer tätig sind, im Stadtzentrum gelegen. Das Zweite fand in einer Kleinstadt eine Autostunde von Córdoba entfernt statt, nahe Rio Tercero. Das Überraschendste war die Vielfältigkeit der Menschen, die an diesen Gebeten teilnahmen. Es kamen nicht nur junge Erwachsene aus der salesianischen Jugendarbeit, sondern auch von verschiedenen Jugendbewegungen und Gemeinden. Dies war bereits ein Zeichen der Gemeinschaft, die wir auf dem „Pilgerweg des Vertrauens“ leben wollen.
In der Hauptstadt Buenos Aires gab es drei Höhepunkte. Der Erste war ein Gebet in der Gemeinde „Teresa vom Kinde Jesu“ in Virreyes, einer der ärmsten Gegenden der Diözese San Isidro. Es kamen Jugendliche, die am Treffen in Santiago de Chile teilnehmen wollen. Ein paar Eltern kamen mit, sie machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, die nach Santiago reisen wollen. Ich erzählte, wie sich die Familien in Santiago auf den Empfang der Jugendlichen vorbereiten. Wir luden sie auch ein, über das Wort „Vertrauen“ nachzudenken. Der „Pilgerweg des Vertrauens“ lädt uns ein, unsere Grenzen zu überwinden und auf diejenigen zuzugehen, die anders sind als wir, um so Vorurteile und Ängste zu überwinden, die uns oft behindern: uns von jemanden aufnehmen lassen, den wir nicht kennen, und so unseren Horizont zu erweitern.
Der zweite Höhepunkt war der Besuch eines Ortes „des Leidens und der Hoffnung“ in dem armen Stadtteil „Villa 21“. Wir begleiteten Don Miguel Altube, einen Physiklehrer, der seit Jahren ehrenamtlich die Schulausbildung von Jugendlichen und Kindern in dieser Stadt unterstützt. Dort lernten wir die Caacupe Gemeinde kennen.
Städte überraschen immer wieder. Wie können arme Stadtviertel, wo Drogen und Gewalt an der Tagesordnung sind, direkt neben sehr reichen Vierteln liegen? Der Gegensatz zwischen arm und reich schockiert. Die Kluft zwischen den sozialen Schichten scheint jeden Tag größer zu werden.
Und dennoch – und dies ist paradox – inmitten des Leidens kann eine unverhoffte Freude aufkommen. Diese Freude kommt nicht von uns. Sie stammt von Gott, der sich selbst durch Menschen zeigt, die sich entschieden haben, für andere dazusein. Dies zeigt sich zum Beispiel bei einer Gruppe von vier Pfarrern, die in der „Villa 21“ leben. Der Ersten von ihnen, P. Charly, empfing uns und erklärte uns ihr Leben in diesem Elendsviertel, eines der größten der Hauptstadt. Dann besuchten wir eine Ausbildungsstätte für Jugendliche, in der Kurse in Bildhauerei, Tischlerei, Bäckerei, Malerei, Kerzengießen, Informatik etc. angeboten werden. Dort wartete P. Facundo auf uns, der uns bei einer Tasse des landestypischen Mate seine Berufungsgeschichte und seine Rolle in der Seelsorge in dem Armenviertel erzählte.
Nachmittags brachen wir zur Gemeinde des Diözesanjugendpfarrers, P. Rubén Cerassi, der Erzdiözese Buenos Aires auf. Es war eine lange Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: wir durchquerten die Stadt von einem Ende zum anderen. So erlebten wir, wie groß Buenos Aires ist. Ein Drittel der Einwohner Argentiniens lebt dort.
P. Rubén erzählte uns, dass jede Seelsorgeeinheit der Stadt seit einigen Monaten einen Ort für ein Gebet mit Gesängen aus Taizé anbietet. Seiner Meinung nach sind diese Orte des Gebets sehr wichtig, nicht nur weil Argentinien in einer Wirtschaftskrise steckt, wie im Jahr 2001, sondern ebenfalls in einer tiefgehenden Wertekrise. In Buenos Aires spürt man die Krise in der Gewalt, mit der die Menschen täglich konfrontiert werden. Alle Leute sprechen von wachsender Unsicherheit und Misstrauen. Gebet, zu den Quellen des Glaubens gehen, ermöglicht es, Hoffnung und innere Kraft wieder zu entdecken und nicht allein die negativen Seiten des Alltags zu sehen. Im Gebet können wir die Wirklichkeit aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Dies bedeutet nicht wegzurennen oder naiv zu sein. Gebet ruft uns zu Verantwortung und zum Zusammenhalt auf.
Die letzte Station der Reise war San Miguel de Tucumán, im Norden Argentiniens. Seit einigen Jahren nehmen Jugendliche von dort an den Treffen in Taizé teil. P. Dominicos arbeitet an der Universität Santo Tomas im Stadtzentrum und die Dominikanerinnen, die seit zwanzig Jahren junge Erwachsene begleiten, schicken immer wieder junge Leute nach Taizé.
Die Tage in Tucumán waren Ausdruck einer lang bestehenden Freundschaft, die uns verbindet. Wir wurden auch vom Erzbischof der Stadt herzlich empfangen, der uns seinen Segen gab. Am ersten Abend hatten wir ein Treffen mit den Seminaristen der verschiedenen Diözesen Argentiniens. Sie zeigten viel Interesse am Treffen in Santiago und wollen in die Gemeinden von Tucumán gehen und Jugendliche einladen am Treffen teilzunehmen.
Sandra aus Buenos Aires:
Die Ergebnisse der Besuche waren zahlreich. Einige Menschen der Gemeinde haben finanzielle Unterstützung angeboten. Manche sagten zu mir, „bitte, Sandra, kein Jugendlicher soll wegen Geldmangel nicht nach Chile fahren kann…“ Viele sagen bereits, dass sie im Dezember nach Chile fahren werden. Andere wollen in der „Villa 21” andere motivieren, mitzufahren. Es ist eine wahre Freude, diese beiden Welten miteinander zu versöhnen, gemeinsam zu beten! Schade, dass wir oft in unseren Vorurteilen steckenbleiben.
Wir müssen diesen Weg weitergehen… Es war wie ein Feuer, das andere Feuer entfacht hat. Wir haben viele Gründe, Gott zu danken. Nun müssen wir mit der Arbeit weitermachen: nicht viel mehr braucht es für die großartigen Tage in Chile!
Luciana von der Dominikaner-Jugendbewegung in Tucumán:)
Der Besuch war geprägt von Einfachheit, Gelassenheit und Freude. Wir steckten andere mit unserem Enthusiasmus an am Pilgerweg teilzunehmen und wir bekamen neue Impulse für die Vorbereitungen. Jetzt weitermachen! Das nächste Gebet findet am 19. Oktober statt.
Wir danken der Communauté für diese neue Erfahrung das Leben gemeinsam zu teilen; dies ist eine Erfahrung, die jeden Freiwilligen, der nach Taizé geht, neue Kraft gibt sowie uns allen als eine Gemeinschaft. Möge Gott uns auf unseren Weg weiter begleiten! ...und er tut dies bereits.