TAIZÉ

Brief aus Taizé

Sich für die Freude entscheiden

 
Der Brief aus Taizé erscheint viermal im Jahr. Auf diesen Seiten erscheinen Texte, die mit dem Thema der letzten Ausgabe zusammenhängen: „Sich für die Freude entscheiden“. Der erste Text ergänzt einen Bericht, der auf die Fußnote 3 des
Briefs aus Chile Bezug nimmt.
Fiodar (Weißrussland)

Die Freude ist eine Quelle des Heils; mit ihr leben wir im Hier und Jetzt bereits im Königreich Gottes. Die Freude gibt der Kirche eine eschatologische Perspektive. In ihrem Fehlen sieht P. Alexander all die Probleme der Kirche begründet.

Die säkularisierte Welt kann diese Freude nicht erkennen, da sie ernsthaft - „erwachsen“ – sein will. Aber Jesus lehrte uns nicht, „ernsthaft“ oder streng zu sein: er gab uns das Gebot, wie kleine Kinder zu sein (Matthäus 18,3). Nur Kinder wissen, was Freude bedeutet. Nur sie können jeden neuen Tag als ein neues Leben empfangen. Nur sie können sich wahrhaft am Hier und Jetzt freuen. Und wir sind aufgerufen, wie Kinder zu sein, was bedeutet, dass wir uns trotz allem freuen sollen. P. Alexander sagte, dass wir nicht nur Heil als eine Freude akzeptieren sollten, sondern auch Freude als Heil.

Christus ist nicht gekommen, um eine Religion zu stiften, die zu anderen in Konkurrenz steht. In ihm hat Gott unsere Lebensbedingung geteilt, damit sich jeder Mensch mit Liebe von Ewigkeit geliebt weiß und so seine Freude in Gemeinschaft mit Gott findet. An ihn glauben, und es gehen uns noch mehr die Augen für alles auf, was menschlich ist, die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, die Hingabe von Menschen, die Kranke pflegen... In solch großmütigem Handeln ist Christus da, manchmal ohne erkannt zu werden.
Maria Gabriela (Venezuela)

In unserer Hochschulgemeinde haben wir die Möglichkeit mit Kindern und Erwachsenen zu arbeiten, die ein sehr geringes Einkommen haben. Viele von ihnen haben keine Möglichkeit, eine gute Bildung zu erwerben und haben Zuhause keine stabilen Rahmenbedingungen, die sie bräuchten, um zu Männern und Frauen zu werden. Auch wenn es manchmal schwierig erscheint, so erreicht diese Arbeit doch mit Gottes Hilfe immer ihr Ziel. Unser Hauptanliegen ist es, diesen Kindern zu zeigen, dass sie für ihr Leben eine andere Wahl treffen können, dass sie in Christus die Antworten finden, die sie brauchen, und schließlich, sie zu unterrichten und ihnen Werte zu vermitteln, die sie Zuhause nicht vorgelebt bekommen.

Die Zufriedenheit, die man spürt, wenn man anderen hilft, die mehr Hilfe benötigen, ist unglaublich. Diese Freude schätzen zu lernen, die diese Kinder erfüllt, die dankbar sind für das Wenige, was wir ihnen geben können, reicht um uns mit Hoffnung und Kraft zu erfüllen. Damit können wir wiederum anderen Schwierigkeiten begegnen, die uns heute plagen.

Das Motto, das diese Arbeit zusammenfasst, lautet: „Wir entzünden lieber eine Kerze als die Dunkelheit zu verfluchen.“ Viele von uns haben sich dazu entschieden, sich anzustrengen, um die Schatten, die uns bedrängen, zu bezwingen, in dem wir anderen dienen. In der Hoffnung, dass die sozialen und politischen Unterschiede, die uns in stetiger Unsicherheit halten, eines Tages überwunden werden können.

Wir können nicht alles ändern. Wir können nicht verhindern, dass Unglücke passieren. Aber was wir tun können ist, uns selbst Gott zu übergeben und unseren Brüdern und Schwestern zu dienen.

Die Hochschulgemeinde bietet uns die Möglichkeit, unseren Glauben zu vertiefen und hilft uns dabei, viele der Nöte zu bewältigen und zu verstehen, mit denen wir als Jugend konfrontiert sind. Sie schenkt uns auch die Möglichkeit, in Gemeinschaft mit Gott zu leben, inmitten einer Welt mit einem Mangel an Spiritualität. Durch den Austausch mit anderen Jugendlichen, die die gleiche uns umgebende Unsicherheit erleben, können wir uns gegenseitig helfen und spüren, dass wir immer eine helfende Hand zur Seite haben, die uns beschützt und unterstützt. Dies motiviert uns zu arbeiten, zu dienen, zu lieben und zu wissen, was unsere Talente sind, so dass sie Früchte tragen können.

Aber wir wollen stets von neuem die Lebensfreude suchen und finden. Woher kommt sie? Sie wird durch eine überraschende Begegnung, eine andauernde Freundschaft, ein Kunstwerk oder auch durch die Schönheit der Natur geweckt...
Erika und Riccardo (Italien)

Wir kennen Menschen, die einen einfachen Lebensstil führen und sich immer freuen; Freude ist vielleicht wahrhaftig etwas, dass das Leben bereichert.

Bei unserer Hochzeit haben wir entdeckt, dass Freude ansteckend ist; viele Menschen haben ihre Zeit und Fähigkeiten für diese wunderschöne Sache eingesetzt, die eine gemeinsame Freude schuf. Wir glauben, in dem wir uns anderen hingeben; ohne etwas gegeneinander aufzurechnen, finden wir die reinste und langandauernste Freude. Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, warum man sich in einer Welt freuen soll, in der Wohlstand eine tiefsitzende Traurigkeit verdeckt, eine innere Einsamkeit. Ein Lächeln in das Leben des Anderen zu bringen, mag nicht viel ändern. Aber vielleicht kann so die Idee von Freude und die Sehnsucht danach geboren werden. Wir erkennen ebenfalls in unserem Alltag, dass es wichtig ist, der Freude Raum zu geben. Manchmal kann das volle Tagesprogramm die kleinen Orte wahrer Freude ersticken. Wir suchen Gründe, uns zu freuen, versuchen ihnen Raum zu geben und versuchen sie, durch unsere Worte und unser Leben weiterzugeben.

Wenn die Bibel an vielen Stellen zur Freude einlädt, verweist sie auf deren Quelle. Diese Freude hängt nicht nur von augenblicklichen Gegebenheiten ab, sie kommt vom Vertrauen auf Gott: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut euch... der Herr ist nahe.“
Teet (Estland)

In Zeiten von Leid, Einsamkeit und Dunkelheit, in denen das Leben keinen Sinn zu haben scheint, kann ich immer noch die Worte Jesu hören, die auf meinem Herzen geschrieben stehen: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir… Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.“ (Vgl. Johannes 10, 27.29b). Es ist eine Quelle der Hoffnung und der Freude, zu wissen, dass was immer auch passiert – auch wenn es unmöglich erscheint, angesichts dessen was um mich oder in mir passiert – in meinem Herzen ich immer noch diese Stimme höre. Er kennt mich und ich folge und keine Gewalt kann mich ihm entreißen, weil der Vater mich in seine Hände gelegt hat.

Letzte Aktualisierung: 10. April 2011

Hier weitere Zeugnisse Jugendlicher, die in der Druckausgabe des letzten Briefs aus Taizé erschienen:

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