TAIZÉ

Estland 2011

Sich als Christen besuchen

 

Zwei Freiwillige aus Taizé sind im Mai nach Estland gefahren. Viele junge Esten sind seit Anfang der Neunzigerjahre nach Taizé gekommen. Zum Zeichen der Freundschaft und Gemeinschaft mit der Kirche des Landes haben Monika und Christina Gemeinden im ganzen Land besucht. Sie sind dorthin gefahren, um die Christen (vor allem Lutheraner) zu ermutigen, einander zuzuhören und ihre Glaubenserfahrungen miteinander zu teilen.

Ihr Pilgerweg begann in Tallinn und ging auf der Insel Hiiumaa und in Haapsaluim im Westen von Estland weiter. Danach bereisten sie das Zentrum und den Osten des Landes: Rakvere, Viljandi und Põltsamaa. Jeden Tag kamen sie mit Menschen vor Ort zum Gebet mit Gesängen aus Taizé zusammen und sprachen über den Brief aus Chile von Frère Alois, besonders über den ersten Teil zum Thema „Freude“. Die beiden Freiwilligen berichteten über ihr Leben in Taizé und luden auch selbst alle nach Taizé und zum Europäischen Jugendtreffen in Berlin ein. Im Gespräch mit jungen und älteren Menschen erkannten sie, wie schwierig es ist, ihren Glauben in einem Land zu leben, in dem der Glaube fast keine Rolle mehr spielt. Gemeinsam suchten sie nach Zeichen der Hoffnung und entdeckten, was den Christen in Estland Hoffnung und Freude gibt. Eine junge Frau sprach von der Liebe Gottes, die sie sogar in Menschen sieht, die nicht glauben: „Gott ist in jeder guten Tat gegenwärtig. Auch Menschen, die ihn nicht kennen, tun Gutes. In diesen Taten der Liebe ist Christus. Auch wenn die Menschen nicht an Gott glauben, glaubt Gott an sie. Das gibt mir Hoffnung in einem Land, in dem es kaum mehr Menschen gibt, die an Gott glauben!“

Christina aus Deutschland schreibt: „Ich war sehr beeindruckt von einem Treffen mit einer Pfarrerin in Mustamae, einem Stadteil von Tallinn, in dem etwa 65 000 Menschen leben. Noch nie hatte es dort eine Kirche gegeben und diese Pfarrerin hatte vor einigen Jahren dort eine Kirche „gepflanzt“. Wie die ersten Christen begann sie, sich mit einer kleinen Gruppe von Leuten zu treffen; und es werden immer mehr. Wie die ersten Christen treffen sie sich in einem Keller, weil es keinen Platz gibt, um eine Kirche zu bauen. Ich war besonders berührt vom Vertrauen, das einige von ihnen bekundeten; zum Beispiel eine Frau, die sagte: „Wir wissen nicht, ob wir als Kirche überleben werden. Wir werden sehen… Gott weiß es und wir vertrauen ihm!“ Ich habe großen Respekt vor dieser Pfarrerin in ihrem tiefen Vertrauen und in ihrer tiefen Freude.“

Und Monika aus Polen schreibt: „In Estland entdeckte ich eine vollkommen andere Wirklichkeit von Kirche, als die, in der ich groß geworden bin. Ich konnte den Reichtum und die Tradition der Lutherischen Kirchen erleben und das war sehr bereichernd für mich. Es ist wundervoll zu sehen, wie die Gläubigen nach Christus suchen, der im Verborgenen ist. Obwohl sie so wenige sind und sehr isoliert leben, wissen sie, dass Gott am Werk ist und sein Volk niemals verlässt. Mir wurde bewusst, dass wir für Estland und die Christen dort beten sollten“.

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2011