Kapstadt
Kapstadt - Robben Island
Das „Zentrum für christliche Spiritualität“, in Cape Town, hatte anlässlich seines 25-jährigen Bestehens zwei Brüder von Taizé eingeladen. Das Zentrum war vom ehemaligen Erzbischof von Kapstadt und Nobelpreisträger Desmond Tutu gegründet worden. Der für sein Engagement und seine Rolle im Kampf gegen die Apartheid weltweit bekannte Desmond Tutu, der im Oktober dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feierte, ist ein Mensch des Gebets und der aus seinem Glaube lebt. Nachdem er 1979 Taizé besucht hatte, bereitete er eine Gruppe von 144 Südafrikanern aus verschiedenen Kirchen, sozialen und ethnischen Gruppen vor, im darauf folgenden Jahr nach Taizé zu fahren. Seit dieser Zeit bestand eine sich stetig vertiefende Beziehung zwischen Taizé und den Christen in Südafrika.
Während unseres Aufenthaltes wurden wir gebeten, viele Gebete an verschiedenen Orten vorzubereiten. Man sieht überall einen tiefen Durst nach Gott, der einhergeht mit einem tiefsitzenden Misstrauen gegen religiöse Institutionen. Eines abends waren wir in einem wohlhabenden Stadtteil von Kapstadt, wo die Anwesenden beim Gebet fast alle europäischer Abstammung waren; plötzlich kam Isaac, aus der Guguletu Gemeinde mit zehn Freunden herein. Isaac war gerade nach drei Monate in Taizé zurückgekommen. Sein Kommen zusammen mit seinen Freunden brachte frische Luft herein, gerade rechtzeitig, um uns mit einigen afrikanischen Liedern zu helfen.
Guguletu
Wir treffen Isaac am nächsten Sonntag in einer presbyterianischen Kirche in Guguletu wieder. Die Tochter des Pfarrers war 2008 beim Treffen in Nairobi gewesen. Ihr Vater möchte, dass wir zusammen beten. Wir improvisieren etwas, aber das Gebet vor dem Kreuz berührt die Menschen tief. Die Würde, mit der die älteren Frauen auf die Knie gehen und mit ihrer Stirn das Kreuz berühren, ist ergreifend. Isaac und andere Jugendliche helfen ihnen, wieder aufzustehen. Sie verstehen die tiefe Bedeutung eines solchen Gebets. Welche Lasten haben sie im Laufe ihres Lebens getragen? Am Ende des Gottesdienstes bittet der Pfarrer uns, alle Kinder der Gemeinde zu segnen.
Gebet vor dem Kreuz in Guguletu
Robben Island
Was kann man über Robben Island sagen, wo Nelson Mandela und viele andere über 20 Jahre ihres Lebens verbracht hatten? Unser Besuch dort war vom Zentrum für christliche Spiritualität vorbereitet gut vorbereitet worden und war Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten. Mit uns kamen etwa zwanzig Personen aus verschiedenen Kirchen und mit verschiedenen sozialen Hintergründen. Von Kapstadt kommt man in weniger als 30 Minuten an Bord einer komfortablen Fähre nach Robben Island. Das unermessliche Leid der schwarzen Bevölkerung und derer, die damals ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, um die Situation zu verändern, ist beim Besuch der Insel spürbar. Man kann sehen, wo Robert Sobukwe, Präsident des Pan African Congress‘, in Einzelhaft saß. Nach dem Besuch im Gefängnis, gehen wir zum Kalk-Steinbruch, wo Walter Sisulu, Nelson Mandela und viele andere jahrelang arbeiten mussten.
Johannesburg
Nach Kapstadt kommen wir nach Johannesburg. Wir verbringen die erste Nacht in Koinoinia, in der Innenstadt von Johannesburg. Es wird von Dominikanerinnen betrieben. Schwester Jackie ist nicht mehr die Jüngste, aber mit großer Freundlichkeit für die Gäste da. Ein junger Pastor aus einer schnell wachsenden Pfingstgemeinde, der kürzlich eine Woche in Stille in Taizé war, holt uns ab, um in seine Kirche zu fahren. Mehrere Gemeindeglieder, darunter eine ganze Reihe der Verantwortlichen, waren einmal in Taizé gewesen. Sie suchen nach Wegen, die Gottesdienstgestaltung zu erneuern und der Stille und dem Gesang mehr Platz einzuräumen. Wir verbringen den Vormittag mit ihnen. Nach dem Morgengebet erzählen wir von Taizé und dem Pilgerweg des Vertrauens.
Pretoria
Am Nachmittag geht es weiter nach Pretoria, wo Willem Nicol uns erwartet. Er ist ein niederländisch-reformierter Pfarrer, bekannt für seine geistlichen Schriften und dafür, wie viel ihm an einer tieferen Spiritualität liegt. Er empfängt uns in seinem Haus. Mit 82 Jahren im Ruhestand liest er noch immer viel und studiert die Bibel. Wir sollen ein Gebet mit Gesängen aus Taizé in einer Kirche in Pretoria vorbereiten. Wie überall auf unserer Reise entdecken wir auch hier eine echte Offenheit in der Niederländisch-Reformierten Kirche. Viele scheinen den Horizont ihrer Freikirche überwunden zu haben und lassen sich von anderen christlichen Traditionen bereichern. Was tun, um die Chancen für Versöhnung angesichts dieser Offenheit nicht zu versäumen? Es ist Mitternacht, als wir nach Johannesburg zurückkommen. Schwester Jackie wartet auf uns und sperrt das Tor auf. Sie ist traurig, weil wir vor 6 Uhr aufstehen müssen, um die anglikanischen Bischöfe des ganzen südlichen Afrikas zu treffen. Eine gute Gelegenheit, um über das Kigali Treffen im November 2012 zu sprechen. Unsere Ankündigung stößt auf Begeisterung. Erzbischof Thabo aus Cape Town, Primas der Anglikanischen Kirche in Südafrika, bereitet uns einen herzlichen Empfang.
Mit Erzbischof Thabo
Soweto
Pfarrer Ben, der Pfarrer der berühmten Kirche Regina Mundi in Soweto, hat uns für drei Tage zu sich eingeladen. Pfarrer Ben war während seines Studiums in Irland nach Taizé gekommen. Die Gemeinde Regina Mundi spielte eine historische Rolle im Kampf gegen die Apartheid. Im Laufe der Jahre sind viele Jugendliche aus dieser Gemeinde in Taizé gewesen. Der Nachmittag war als eine Zeit des gemeinsamen Nachdenkens und des Gebets angekündigt. Wir wollten auch über das Treffen in Kigali sprechen und um 20 Uhr Schluss machen. Um 15 Uhr, als unser Treffen anfangen sollte, waren gerade einmal zwei Personen da: Benedikt und Thabo. Langsam kamen andere aus Soweto und den benachbarten Gemeinden dazu. Um 17 Uhr waren wir dann schon dreißig Leute, fast alles Jugendliche. Pfarrer Ben schienen die fröhlichen jungen Gesichter zu gefallen. Clifford, mittlerweile Franziskaner, schlug vor, dass jemand über unsere Treffen in der Diözesanzeitung schreiben sollte, und dass das nächste Treffen auch als Vorbereitungstreffen für Kigali dienen sollte. Alle sind für ein nächstes Treffen am 23. Oktober.
Das Treffen in Soweto endet mit einem einfachen Gebet in der Kirche Regina Mundi. Am nächsten Tag spricht Pfarrer Ben über die Bedeutung dieses einfachen Gebets: in der Gegenwart Gottes auf Gott hören. Lucky, Thabo und Benedikt waren für einen Moment verschwunden und kamen mit Ziegenfleisch und Wurst zurück, das sie auf dem Grill in der Nähe des Pfarrhauses brieten. Unser Abend ging noch lange weiter und es war einfach schön, beisammen zu sein. Eine echte Freundschaft verbindet uns mit diesen jungen Menschen in Soweto.
Gruppe mit Pfarrer Ben
Bloemfontein
Am nächsten Tag brachte uns Thabo, der mehrere Monate in Taizé verbracht hatte, zum Flughafen in Johannesburg, um nach Bloemfontein zu fliegen. Als unser Flugzeug landete, setzte schwerer Regen ein, und in den wenigen Sekunden zum Terminal sind wir nass bis auf die Haut. Jan Lubbe erwartet uns. Es ist eine Freude, diesen Pfarrer der Niederländisch-Reformierten Kirche wieder zu sehen. Im Juni verbrachten er und sein Sohn eine Woche in Taizé. Auf sein Drängen sind wir nach Bloemfontein gekommen, und wir verstehen sofort, dass es richtig war. In Bloemfontein kamen wir zu spät zum gemeinsamen Gebet in Jan´s Kirche. Das Thema ist die erste Seligpreisung: „Selig die Armen im Geiste.“ Am nächsten Tag nehmen wir in der gleichen Kirche am Sonntagsgottesdienst teil und sprechen über die Hoffnung, das Kigali Treffen und den Pilgerweg des Vertrauens. Überall wo wir hingehen erregt das Kigali-Treffen großes Interesse.
Merera Einkehrzentrum in der Nähe von Bloemfontein