TAIZÉ

Polen

Treffen in Krakau: Oktober 2011

 
„Freude des Herzens - Fülle des Lebens“
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Vom 14. bis 16. Oktober fand als ein weiterer Teil des Pilgerwegs des Vertrauens auf der Erde ein Treffen in Krakau statt. Zu diesem Treffen waren vor allem diejenigen eingeladen, die die Vorbereitungen für das Europäische Treffen in Berlin koordinieren. Durch gemeinsames Beten und Nachdenken konnten sie sich für die vor ihnen liegenden Aufgaben rüsten. Nachdem die Teilnehmer am Freitag in der Johannes Cantius-Gemeinde empfangen worden waren, gab es ein erstes Abendgebet. Danach stieß auch einer der Brüder aus Taizé zum Treffen hinzu. Anschließend machten sich alle auf den Weg in ihre Gastfamilien.

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Am Samstag fand ein Tag der offenen Tür für die Jugendlichen aus Krakau und Umgebung statt. Jeder konnte sich für das ganztägige Programm des Pilgerwegs des Vertrauens anmelden und an drei Gebeten, einer Bibeleinführung, dem Austausch in kleinen Gruppen sowie an Workshops oder am Singen teilnehmen.

„Freude des Herzens - Fülle des Lebens“ – unsere Freunde aus Krakau haben dieses Thema zum Motto des Treffens gewählt. Besonders intensiv wurde in der Bibeleinführung sowie in den kleinen Gruppen über das Thema „Entscheidung zur Freude“ diskutiert. Nach dem Mittagsgebet gab es für die Teilnehmer eine Präsentation über die gemeinnützige Arbeit von Christen in Pakistan.
Nach dem Mittagessen bestand eine Vielzahl von Möglichkeiten, darüber nachzudenken, wie man seine Freude in die Tat umsetzen kann. Im Rahmen von verschiedenen Workshops hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die Stadt zu erkunden und Orte des Leides und der Hoffnung zu besuchen: Beispielsweise eine Kinderklinik, zusammen mit der „Doctor Clown Foundation“, die polnische Version der „Make a Wish Foundation“ oder sogar eine Notunterkunft und eine Suppenküche, die von Bruder Albert mit dem Ziel gegründet wurden, obdachlosen Menschen zu begegnen und ihren Geschichten zuzuhören. Andere Gruppen besuchten die Kirche „Barmherzigkeit Gottes“ im Stadtteil Łagiewniki, nutzten die Gelegenheit, die bekanntesten Kirchen Krakaus zu besuchen oder Prof. Józef Tischners Philosophie des Dialogs kennenzulernen. Eine weitere Gruppe macht sich auf den Weg in den Stadtteil Kazimierz, um etwas über die Geschichte und die gegenwärtige Situation der Jüdischen Gemeinde in Krakau zu erfahren.

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Später, beim Tee, berichteten sie denjenigen, die in der Gemeinde geblieben waren und bei der Vorbereitung der Gebete oder der Organisation von Gruppenfahrten nach Taizé geholfen hatten, von ihren Erlebnissen in der Stadt. Außerdem erzählte uns Johannes, ein Freiwilliger aus Berlin, von den Vorbereitungen vor Ort.
Vor dem Abendgebet trafen wir einen außergewöhnlichen Gast: Maria Bozek-Nowak, der in Yad Vashem (Israels offizieller Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Holocaust) der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen wurde. Auf sehr bescheidene Weise erzählte sie uns die Geschichte ihrer Freundschaft mit Helena Goldstein, einer Klassenkameradin, der sie zur Flucht aus dem Krakauer Ghetto verhalf, indem sie wichtige Dokumente für sie organisierte und ihr ihre eigene Identität lieh. Am Ende ihrer Geschichte, gab Frau Bozek-Nowak ein Beispiel für ihr Vertrauen in die Menschen: „Ich bin sicher, jeder hier hätte an meiner Stelle dasselbe getan.“

Als sich die Kirche zum Abendgebet füllte, wurden Kerzen angezündet. Menschen aus ganz verschiedenen Schichten kamen. Kasia, eine der Organisatorinnen, sagte: „Es hat mich gefreut, dass Leute, die keine Verbindung zu Taizé haben, von der Einfachheit und Schönheit der Gebete berührt waren.“ Die Gesänge und das Gebet ums Kreuz dauerten mehr als zwei Stunden.

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Am nächsten Tag besuchten wir den Sonntagsgottesdienst in der St. Johannes Cantius-Gemeinde. Danach fand ein weiteres außergewöhnliches Treffen statt, dieses Mal mit Professor Michał Heller, einem der bekanntesten polnischen Physiker, der uns an seinen Fachkenntnissen der Kosmologie teilhaben ließ. Nach seinem Vortrag über die Erforschung des Urknalls und der 14-Milliarden Jahre langen Geschichte des Universums diskutierten wir über die Beziehung zwischen Glaube und Wissenschaft. Professor Heller wies darauf hin, dass Konflikte immer dann ausbrechen, wenn „eine oberflächliche Theologie und eine oberflächliche Wissenschaft aufeinandertreffen“. Allzu oft werde Gott zu einer Art „Lückenfüller" für die Lücken der menschlichen Unkenntnis: In Bereichen, in denen die Wissenschaft bisher noch keine Antworten gefunden hat, werde Gott als Erklärung herangezogen. Dabei besteht die Gefahr, dass die Entwicklung der Wissenschaft die Existenz Gottes untergräbt. Deshalb sei es besser, die Existenz Gottes in der Welt als ständig und allgegenwärtig wahrzunehmen.

Dann war es Zeit, Abschied zu nehmen. Wir, die Organisatoren des Treffens in Krakau, hoffen, dass die Erfahrungen dieses Treffens auch in Berlin und noch lange darüber hinaus Früchte tragen. Es war eine wertvolle Erfahrung für uns alle. Tomek beschreibt dies folgendermaßen:
„Als ich im Februar in Taizé war, wurde der Vorschlag gemacht, eine Herbsttreffen in Krakau zu organisieren. Nach einigen Überlegungen beschlossen wir, den Vorschlag in die Tat umzusetzen. Das Treffen hat mir geholfen, mich selbst in neuen oder besonders schwierigen Situationen besser kennenzulernen. Ich habe mich zahlreichen Versuchungen gestellt, wie z.B. schnell aufzugeben, lieber andere den Job machen zu lassen oder eine Auseinandersetzung anzufangen, wenn Probleme auftauchen. Die Arbeit, die von so vielen Menschen getan wurde, trägt nun Früchte. Ich sehe schon die ersten Zeichen für eine neue wachsende Gemeinschaft in Krakau, nicht nur im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das Treffen in Berlin, sondern auch weit darüber hinaus. Ich hoffe sehr, dass das Treffen den Teilnehmern geholfen hat, Frieden und Freundlichkeit in Krakau zu erleben, anderen Menschen und Gott zu begegnen.“

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Letzte Aktualisierung: 17. November 2011