Während eines Abendgebets sagte Frère Alois:
„Seit zwanzig Jahren kommen viele junge Menschen aus eurem Land nach Taizé, und ich bin glücklich, auch selbst als Pilger hierher kommen zu können. So können wir gemeinsam im Glauben an Christus neue Kraft finden, im Vertrauen auf Gott.“
Anna bestätigt diese Erwartung: „Während des Treffens in Kiew gefiel mir besonders das gemeinsame gesungene Gebet. Auf diese Weise kann jeder inneren Frieden finden und sich die Liebe Gottes bewusst machen. Sich vor Gott zu halten, relativiert die Probleme und Schwierigkeiten; man erkennt, dass sie vorübergehen und nicht ewig dauern.“
Die Vorbereitung dieser Tage verlief nicht ohne Schwierigkeiten. Sie waren aber von vorübergehender Dauer. Jugendliche aus Kirchen verschiedener Konfessionen konnten zusammenarbeiten, um alle möglichen Einzelheiten zu klären: das Programm absprechen, die Gesänge einstudieren, Unterkünfte für die Jugendlichen aus den anderen Städten finden, die gemeinsamen Mahlzeiten vorbereiten, die Orte für die Thementreffen aufsuchen, die Teilnehmer per E-Mail auf dem Laufenden halten, die Gebetsorte herrichten, den Empfang am Ankunftstag vorbereiten...
Lyudmila aus Lwiw schrieb nach dem Treffen: „Ich bin sehr dankbar für den Besuch der Brüder in der Ukraine und auch für die Gelegenheit dieses Treffens, für die gemeinsamen Gespräche und Gebete. Ich fand die vorgeschlagenen Thementreffen sehr gelungen und habe selbst an einem Treffen zum Thema `Gott durch die Medienarbeit dienen‘ teilgenommen.“
Für viele junge Menschen war dieses Treffen eine echte Erfahrung von Kirche. Marina schreibt: „Ich war berührt, in diesen zwei Tage zu entdecken, dass die Einheit der Kirche etwas Geheimnisvolles und Verborgenes ist; wir müssen sie entdecken und nicht selbst herstellen. Ich freue mich, diesem Geheimnis durch das gemeinsame Gebet und die einfache Art der Begegnung nähergekommen zu sein.“
Sonntag, 23. September: Einen Tag nach dem Jugendtreffen nahm Frère Alois im Kiewer Höhlenkloster an einer internationalen theologischen Konferenz zum Thema „Zeugnis“ teil. Diese wissenschaftliche Veranstaltung bot auch Gelegenheit, Metropolit Wladimir von Kiew zu besuchen, der mit sehr berührenden Worten an seinen Besuch in Taizé vor 20 Jahren erinnerte.
Die Brüder trafen in Kiew auch mehrere andere orthodoxe, römisch-katholische und griechisch-katholische Bischöfe und den evangelisch-lutherischen Pfarrer.
Danach besuchte ein Bruder weitere Städte in der Ukraine: Dnepropetrovsk, Odessa und Komsomolsk. Überall war der Empfang sehr herzlich und die Vielfalt der Teilnehmer und Orte beeindruckend: ein Besuch eines orthodoxen Priesterseminars, ein Abendgebet in einer evangelischen Kirche, das zusammen mit der katholischen Gemeinde vorbereitet worden war, Treffen mit Jugendlichen, die sich auf die Fahrt nach Rom vorbereiten. Die Tage waren ausgefüllt und intensiv… bis hin zu einer Schifffahrt auf dem Dnjepr.
Im Westen des Landes nahmen die Brüder am Ökumenischen Sozialforum in Lwiw teil, aus dessen Anlass junge Menschen der Stadt ein Abendgebet vorbereitet hatten.
Trotz der bestehenden Spaltungen unter den Christen und des aus der Vergangenheit kommenden Leidens, konnte man doch vor allem bei diesen Besuchen und Begegnungen in der Ukraine immer wieder diese tiefere Wirklichkeit wiederfinden: In Christus sind wir alle Brüder... und wir gehören zueinander.