TAIZÉ

Indien

September - Oktober 2012

 
Im Februar und März verbrachten einige Brüder mehrere Wochen in der Stadt Vasai. Hier ihr Reisebericht:

Die Stadt Vasai befindet sich im Norden der Metropolregion Mumbai (Bombay), einem Ballungsraum von 20 Millionen Menschen. Viele Menschen reisen täglich in stark überfüllten Zügen von Vasai in die Innenstadt von Mumbai.

Es gibt in Vasai viele Christen und der Kontakt der Kirche Vasais mit Taizé geht lange zurück. Frère Roger besuchte diese Stadt 1976 auf seiner ersten Reise nach Indien. Seitdem haben viele junge Leute aus der Stadt, aus verschiedenen Konfessionen, die Sommermonate als Freiwillige in Taizé verbracht und bei den internationalen Jugendtreffen mitgearbeitet.

Frère Alois kündigte während des Europäischen Jugendtreffens in Rom an, dass wir 2013 vor allem den jungen Asiaten zuhören möchten. Es werden Treffen in verschiedenen Ländern stattfinden. Eine Etappe auf dem „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ wird im November für junge Menschen aus der Stadt und dem Umland von Vasai stattfinden, an dem verschiedene Kirchen teilnehmen werden. Natürlich stellt ein solches Treffen eine Menge organisatorischer Herausforderungen dar: Orte für die Gebete müssen gefunden werden, die Verpflegung und der Transport müssen organisiert werden. Dies alles müssen wir in Angriff nehmen, aber in allererster Linie werden wir dort sein, um die Jugendlichen zu begleiten.

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Das Thema für 2013 lautet „Die Quellen des Vertrauens auf Gott freilegen“. Wir sprachen bereits mit den Jugendlichen aus Vasai darüber: Wie können wir in den kommenden Monaten unser Vertrauen erneuern, unser Vertrauen in Gott, aber auch unser Vertrauen in die Menschen um uns herum? Wie können wir unsere Beziehung zu Gott vertiefen und auch öfter gemeinsam beten?

Jedes Wochenende besuchten wir Gemeinden in dem einen oder anderen Stadtteil. Wir trafen auch Studenten von katholischen Schulen und nahmen Kontakt mit kirchlichen Jugendgruppen auf. Viele sind bereits mit den Gesängen aus Taizé vertraut und wollten noch mehr über die internationalen Treffen wissen. Mit einigen von ihnen sprachen wir über das Vertrauen in Gott und wie wir ein aktives Leben führen können. Wie können wir in unserer Beziehung zu Gott Kraft finden, welche Freundschaften leben wir als Christen? In Schulen trafen wir Hunderte von Schülern, zumeist Christen, und einige von ihnen brachten sogar ihre nicht-christlichen Freunde mit.

Jedes Wochenende breitete eine Gruppe Jugendlicher aus einer anderen Kirchengemeinde das Gebet vor und lud die Jugendlichen aus der Region ein. Diese Gebete waren gut vorbereitet, ebenso die Dekoration des Ortes als auch die Musik. Jedes Mal ging das Gebet mit dem Gebet vor dem Kreuz und Gesängen bis spät in die Nacht weiter. Diese Gebete und Treffen gaben uns einen Vorgeschmack auf das November-Treffen und ermutigte viele junge Menschen bei ihrer Suche nach den „Quellen lebendigen Wassers“.

Während unseres Aufenthaltes besuchten wir auch die Dörfer rund um Vasai, die sich sehr von der Großstadt unterscheiden. In einigen Fällen gehen Jugendliche bis zu sechs Kilometer pro Tag zu Fuß in die Schule. Auch hier hatten wir gemeinsame Gebete und Treffen.

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Eines Morgens besuchten wir nach einem schönen Gebet am Vorabend in der Dorfkirche ein Krankenhaus. Ein Bild blieb uns tief in Erinnerung: die um den Brunnen versammelte Frauen, Wasserkrüge, lebhafte Gespräche in der Morgensonne. Wie könnte man da nicht an die Begegnung Jesus mit der samaritischen Frau denken, der er lebendiges Wasser verspricht!

Das ist genau das, was wir im November in Vasai leben wollen: eine Quelle lebendigen Wassers entdecken, Gott in unserem Leben, der uns ermutigt: „Vertrauen auf Gott schenkt uns einen neuen Blick auf die anderen, auf die Welt und auf unsere Zukunft - eine Sichtweise voll Dankbarkeit und Hoffnung, und Aufmerksamkeit auf alles Schöne.“ (Vierter Vorschlag von Frère Alois’ Vorschlägen für 2013).

Treffen und Gebete fanden auch in Mumbai statt, wo Frère Alois im November zu einem Abendgebet nach dem Vasai-Treffen sein wird.

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September, Oktober 2012

Ein Bruder der Communauté war Ende September in Indien. Er schreibt: „Jedes Mal, wenn man nach Indien kommt, taucht man in eine Welt unbeschreiblicher Vielfalt und Kontraste, ein Land (ja ein Kontinent!), das ganz und gar der Zukunft zugewandt ist, dem es aber trotzdem gelingt, sich einen tiefen Sinn für das Religiöse zu bewahren.“

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In Mumbai spielten sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen vor meinen Augen zwei religiöse Feste ab, eines der Hindus und ein Christliches: Am 29. September, dem letzten Tag des Ganesh Visarjan wurden die Statuen von Ganesh ins Meer geworfen, wobei der Gott Ganesh alle Probleme seiner Anbeter mit sich nimmt. Es fanden zahlreiche Prozessionen in den Straßen statt, bei denen Jung und Alt sangen und tanzten und dabei scheinbar nicht müde wurden.

Am nächsten Tag war das Fest von Karam, ein fröhliches und beliebtes Fest der Stammesbevölkerung, bei dem die Ernte gefeiert wird. Viele junge Adivasi (aus einheimischen Stämmen) suchen in Mumbai Arbeit, viele von ihnen als Hausangestellte. Die meisten von ihnen sind jung und Christen. Jeden Sonntag kommen sie in die „St-Francis-Xavier-Schule“ zum Gottesdienst auf Hindi. An diesem Sonntag, dem 30. September, war alles mit Elementen ihrer eigenen Kultur und besonders sorgfältig vorbereitet. Ein Chor hatte Lieder für die verschiedenen Teile des Gottesdienstes einstudiert. Zu Beginn versammelten sich alle im Hof um drei Zweige des Karam-Baumes und zogen von dort tanzend langsam in den Saal, der in eine provisorische Kapelle verwandelt worden war. Nach der Feier gingen die Feierlichkeiten bis spät in die Nacht mit Essen und Stammestänzen weiter, an denen jeder teilnahm.

Einer der Werte, die noch fest im Herzen der Menschen verankert sind und den Veränderungen in der Gesellschaft widersteht, ist die starke Familienbindung. Im alten Haus der Kumbalanghi-Familie begrüßen Edward und Audrey fünfzehn junge Paare mit ihren Kindern, zusammen mehr als 40 Menschen. Die Vorbereitungen waren um 15 Uhr bereits voll im Gange. Man kann kaum beschreiben, was dann passierte: Es war wie ein Balletttanz von Leitern, mit denen orange Stoffe an den Bäumen befestigt werden, Kinder laufen herum, Leute kommen auf Motorrädern an, auf Motor-Rikschas und mit Autos, und jedes Mal schwärmen noch mehr Kinder um die Ikonen und Pflanzen. Nachdem alle angekommen waren, trafen sich die jungen Paare, um darüber nachzudenken, was die „Neue Solidarität“ für sie bedeuten könnte. Ein Partner jedes Paares war einmal drei Monate in Taizé gewesen und wollte nun die Erfahrungen von dort mit seinem Ehepartner teilen. Es war beeindruckend zu sehen, wie jeder zuhörte, wie den Kindern während des Gebets Platz gegeben wurde und wie der Innenhof plötzlich zu einem wunderschönen Ort des Gebets wurde.

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Letzte Aktualisierung: 17. April 2013