TAIZÉ

16. August 2015

Eingetroffene Grußbotschaften von Kirchenverantwortlichen

 

Papst Franziskus
Der ökumenische Patriarch Bartholomäus
Das Moskauer Patriarchat
Der Präsident der EKD, Heinrich Bedford Strohm

Weitere Grußbotschaften auf den englischen und französischen Seiten


Papst Franziskus

In diesem Jahr begeht die Communauté von Taizé drei Jahrestage: die 75 Jahre ihrer Gründung, den hundertsten Geburtstag Frère Rogers und dessen zehnten Todestag. Mit Euch zusammen danke ich Gott, der immer wieder Zeugen beruft, die in ihrer Treue bis zum Äußersten gehen. Ich habe meinen Verehrten Bruder Kardinal Koch beauftragt, Ihnen und allen Mitgliedern der Communauté meine herzlichen Grüße zu überbringen.

Papst Benedikt XVI. hatte anlässlich des von der Communauté von Taizé im Jahr 2012 organisierten Europäischen Jugendtreffens in Rom gesagt: Frère Roger war ein „unermüdlicher Zeuge des Evangeliums des Friedens und der Versöhnung, der vom Feuer eines Ökumenismus der Heiligkeit bewohnt war.“ (Ansprache vom 29. Dezember 2012)

Dieses Feuer hat ihn dazu bewegt, eine Gemeinschaft von Männern zu gründen, die man als ein wahres „Gleichnis der Gemeinschaft“ bezeichnen kann, das bis heute einen wichtigen Beitrag leistet, Brücken der Geschwisterlichkeit zwischen den Christen zu bauen.

Frère Roger suchte mit Leidenschaft die Einheit der Kirche, des Leibes Christi, und öffnete sich dabei den Schätzen, die den verschiedenen christlichen Traditionen anvertraut wurden, ohne dabei mit seine protestantische Herkunft zu brechen. Die Ausdauer, die er sein ganzes Leben hindurch bewiesen hat, hat dazu beigetragen, die Beziehungen zwischen den noch immer getrennten Christen zu verändern und für viele einen Weg der Versöhnung aufzuzeigen.

Frère Roger nährte sich aus der Heiligen Schrift und bezog sich auf die Lehre der heiligen Kirchenväter. Er schöpfte aus den christlichen Quellen und verstand es, sie den Jugendlichen von heute zugänglich zu machen.

Frère Roger verstand die neuen Generationen; er hatte Vertrauen zu ihnen. Er hat Taizé zu einem Ort gemacht, an dem Jugendliche aus der ganzen Welt zusammenkommen, an dem sie sich respektiert und auf ihrer geistlichen Suche begleitet fühlen.

Frère Roger liebte die Armen, die Schwachen, die augenscheinlich nichts wert sind. Er hat durch sein Leben und durch das Leben seiner Brüder bewiesen, dass das Gebet sehr viel mit zwischenmenschlicher Solidarität zu tun hat.

Ich danke Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, für das hingegebene Leben Frère Rogers, das gewaltsam endete. Möge die Communauté von Taizé das Feuer seines Zeugnisses bewahren, das er für den auferstandenen Christus abgelegt hat, und – wie er – unablässig dazu aufzurufen, „die Liebe zu wählen“.


Der ökumenische Patriarch Bartholomäus

2015 ist für Ihre Communauté ein Jubeljahr und wir möchten Sie bei dieser Gelegenheit beglückwünschen. Es fallen nicht nur der 100. Geburtstag Frère Rogers und sein zehnter Todestag zusammen, sondern auch die 75 Jahre Ihrer Communauté.

Das Zusammentreffen dieser drei Ereignisse ist ein einzigartiges Zeichen dafür, wie untrennbar die charismatische Person Ihres Gründers, Frère Roger, und dessen geistlicher Mut, den er greifbaren Verwirklichung seiner ökumenischen Berufung bewiesen hat, miteinander verbunden sind. Es genügt nicht, lediglich eine Vision zu haben; man muss auch fähig sein, ihr einen Leib und eine Seele zu geben. Die zwingende Notwendigkeit der Einheit der Christen verlieh Frère Roger die Kraft, nicht nur eine wahrhaft multikonfessionelle Gemeinschaft von Brüdern äußerlich zu gestalten, sondern auch eine geistliche Ökumene voranzutreiben, die besonders die Jugend berücksichtigt.

Die Einheit der Christen ist offensichtlich und wir verfolgen sie mit einem unwiderruflichen Engagement. Wenn Jahre und Jahrzehnte vergehen, und wenn die anfängliche Begeisterung erlahmt, muss man nach den Gründen der Einheit suchen. Die Aufforderung Christi im Johannesevangelium „Seid eins!“ (Johannes 17,21) ist Grund genug, das Band der Einheit zwischen uns wiederherzustellen; aber es ist auch unerlässlich, darüber hinaus zu verstehen, dass uns dieses Gebot immer wieder neu gegeben ist. Die geschichtliche Situation verändert sich natürlich. Aber wir gehen so unerschütterlich auf die anderen Christen zu, weil es einen ökumenischen Kairos für die Einheit unserer Kirchen gibt, durch den die Katholizität der Kirche zum Ausdruck kommt.

Frère Roger hat uns die Hoffnung als geistliches Testament hinterlassen. Und die Hoffnung schaut immer in die Zukunft, das heißt, sie hat ihre Wurzeln unter den Jüngsten. Wir begrüßen die wichtige Mission der Communauté von Taizé für diese Ökumene des Lebens, deren Quelle im Geist des geschwisterlichen Austausches liegt, in der Treue zur Heiligen Schrift und den Kirchenvätern.

Zum Abschluss dieser bescheidenen Grußbotschaft möchten wir an die Worte des orthodoxen Theologen Olivier Clément erinnern, der einmal sagte: „Vertrauen ist ein Schlüsselbegriff von Taizé. Die von der Communauté vorbereiteten Jugendtreffen in Europa und auf den anderen Kontinenten bilden einen Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde. Das Wort ‚Vertrauen‘ ist vielleicht eines der demütigsten, alltäglichen und schlechtesten Wörter, die es gibt; aber es bringt etwas sehr Wesentliches zum Ausdruck.“

So möchten wir Euch noch einmal in diesem Geist des „Vertrauens“ auf den Herrn, anlässlich dieses Jubiläumsjahres für Ihre Communauté, herzlich grüßen und Christus, unseren Gott, bitten, dass er eure wichtige Sendung am Dienst an der Einheit der Christen wachsen lasse.


Das Moskauer Patriarchat

An diesem besonderen Tag für die Communauté – dem feierlichen Gedenken seines Gründers, Frère Roger – grüße ich Sie von ganzem Herzen, sowohl im Namen von Patriarch Kyrill von Moskau und Russland als auch in meinem eigenen Namen.

Frère Roger hatte sein Leben, das vor zehn Jahren so tragisch endete, ohne den geringsten Vorbehalt dem Dienst an Gott und den Menschen geweiht. Darin befand es sich in voller Übereinstimmung mit der Lehre Christi: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16)

Im Zweiten Weltkrieg hat Frère Roger mehrfach sein Leben riskiert, um das Leben anderer zu retten. Er half nicht nur Christen, sondern allen, die auf seine Hilfe angewiesen waren denn: „Wo das geschieht, gibt es nicht mehr Griechen oder Juden“ (Kolosser 3,11) Für viele Leidende war Frère Roger der „Barmherzige Samariter“ des Evangeliums.

Jahrelang trug und verkündete Frère Roger die Gute Nachricht, er half vielen, einen Halt in der sich ständig verändernden Welt wiederzufinden. Er hat gezeigt, dass man in einem Leben, dass auf Glauben und Reinheit aufbaut, ein wahres Glück finden kann. Frère Roger verkörperte Einfachheit und Demut, wie sie uns das Evangelium lehrt. Er hat neue Formen des Predigens gesucht und gefunden, um die Göttliche Wahrheit den verunsicherten Herzen nahezubringen. Frère Roger war ein wahres Licht der Christenheit und tat alles, um die Aufmerksamkeit der anderen nicht auf sich zu ziehen. Dennoch, „kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben“. (Matthäus 5,14) sein Werk hat Frère Roger in der ganzen Welt bekannt gemacht. Im Jahre 1988 erhielt der den UNESCO-Preis für Friedenserziehung.

Ich habe das Glück, Frère Roger mehrmals begegnet zu sein; und ich bewahre im Herzen das strahlende Bild der christlichen Hingabe.

Die Communauté von Taizé war das Lebenswerk Frère Rogers. Er hat es für die Jugend geschaffen, damit alle um die Ideale des Evangeliums herum zusammenkommen können. Taizé wurde zu einer wirklichen Schule christlicher Geschwisterlichkeit für die Jugendlichen vieler Länder. Die Communauté hat viel dazu beigetragen, in Europa das Interesse an den Schriften der Kirchenväter und am monastischen Leben wiederzuerwecken.

Liebe Schwestern und Brüder, wir begehen den 75. Jahrestag Eurer Communauté und den 100. Geburtstag seines Gründers: ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie das von Frère Roger begonnene Werk würdig fortsetzen, sich im Glauben an den Retter stärken und diesen Glauben durch christliche Barmherzigkeit und Liebe zum Ausdruck bringen.

Es segne Euch Gott!
In der Liebe des Herrn

+ Hilarion, Metropolit von Volokolamsk und verantwortlich für die Beziehungen des Moskauer Patriarchats mit den anderen Kirchen


Der Präsident der EKD, Heinrich Bedford-Strohm

Der 75. Jahrestag der Gründung der Kommunität von Taizé ist für mich ein Grund großer Dankbarkeit. Das gilt für mich persönlich, den ich habe selbst in Taizé prägende Erfahrungen gemacht. Das gilt aber auch für unsere Kirche insgesamt. Insbesondere für zwei zentrale Zukunftsherausforderungen lässt sich die besondere Bedeutung von Taizé zeigen: Mit guten Gründen ist Taizé ein Ort der Anziehung gerade für junge Leute geworden. Die jungen Leute neu für den Glauben zu begeistern, gehört für mich zu den wichtigsten Aufgaben der Zukunft überhaupt. Taizé könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Das Zweite ist die Ökumene. Weil Christus nicht zerteilt ist, sondern für uns alle der eine Herr ist deswegen gilt es neu auf Christus zu schauen und uns von ihm in die Einheit rufen zu lassen. Taizé tut das seit 75 Jahren. Deswegen ist die Kommunität für die ganze Kirche auf dem Weg zur Ökumene eine Inspiration.
Ich danke Gott für den Segen dieser Gemeinschaft und ich danke Gott für den Segen , der von ihr für so viele Menschen ausgegangen ist."

Letzte Aktualisierung: 2. September 2015