Ich bin am Montag aus Polen zurückgekommen, wo wir zu einigen Brüdern an den Weltjugendtagen in Krakau teilgenommen haben. Zur gleichen Zeit war einer unserer Brüder beim Jugendtreffen der evangelischen Kirche von Frankreich in der Bretagne.
In der Woche vor den Weltjugendtagen waren die Brüder in Auschwitz, unweit von Krakau, und bereiteten dort Gebete für die Jugendlichen vor, die das Konzentrationslager besuchten. Danach hatten wir auch in einer Kirche in Krakau gemeinsame Gebete. Jugendliche aus der ganzen Welt kamen dort vorbei, um für einen Moment inneren Frieden zu finden.
Papst Franziskus hat die Jugendlichen aufgefordert, ihren Glauben in die Tat umzusetzen und auf andere zuzugehen – auf Menschen, die leiden. Und zusammen mit mehreren 100.000 Jugendlichen hat er am Samstagabend während seiner Ansprache einen langen Moment der Stille gehalten.
Ich glaube, dass wir immer wieder solche Momente inneren Friedens brauchen, vor allem in dieser sich so schnell verändernden Welt, in der wir oft fassungslos vor der Gewalt stehen. Dies soll uns nicht dazu verleiten, uns zu verschließen oder vor den Schwierigkeiten davonzulaufen, sondern vielmehr der Realität ins Auge zu sehen, um die Geschehnisse zu begreifen!
Jesus hatte am Vorabend seines Leidens kurz vor seiner Festnahme gesagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“ Und auch: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“
Im Gebet möchten wir uns seinem Frieden öffnen. Aber wie können wir das tun? Durch ein ganz einfaches Vertrauen auf seine Gegenwart, das wir im Laufe unseres Lebens immer wieder neu fassen können. Er ist da und nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen.
Wenn wir diesen Frieden annehmen, hören wir, wie Christus uns aufruft, uns zu öffnen und ohne Angst auf die zuzugehen, die anders sind als wir und ganz in unserer Nähe leben: auf kranke Menschen, auf Menschen mit Behinderungen, Obdachlose und Fremde.
Christus möchte, dass wir Freundschaft bringen, wo Misstrauen die Geschwisterlichkeit zu ersticken scheint. Wir sind dazu berufen, über alle Grenzen hinweg Gemeinschaft stiften. Letztlich sind es nicht spektakuläre Aktionen, die die Welt verändern, sondern unser glaubwürdiges Handeln.
Ich möchte diesbezüglich einen konkreten Vorschlag machen: Wir könnten alle – zu zweit oder zu dritt – Flüchtlinge besuchen und ihnen zuhören, ihnen etwas von unserer Zeit schenken und sie ihre Geschichte erzählen lassen. Und daraus wird bestimmt etwas entstehen.
Ein geschwisterliches Miteinander zu fördern, steht im Mittelpunkt der Berufung unserer Communauté. Wir Brüder sind sehr verschieden voneinander, wir kommen aus unterschiedlichen Kirchen, Ländern und Kontinenten. Und diese Verschiedenheit ist etwas sehr Schönes, aber sie verlangt auch, uns mit unserer ganzen Person für dieses gemeinsame Leben einzusetzen, um tatsächlich füreinander Brüder zu sein.
Am Samstagabend wird unser Bruder Maciej sein Lebensengagement in unserer Communauté ablegen. Er kommt aus Polen und hat etwas von diesem Glauben in sich, mit dem das polnische Volk im Laufe der Jahrhunderte schwere Prüfungen überstanden hat.
Am Samstag feiern wir außerdem ein ganz besonderes Fest – das Fest der Verklärung Christi. Drei Jünger hatten in einem bestimmten Moment hatten drei Jünger Jesus in einem strahlenden Licht gesehen; sie erkannten, dass Jesus wirklich von Gott kam, und dass Gott uns durch ihn hindurch sein inneres Licht schenken möchte.
In unserer eigenen Nacht können wir auf das Licht Christi schauen. So schwach es auch leuchten mag, es geht nie aus. Der Apostel Petrus, ein Augenzeuge der Verklärung Christi, sagt es mit folgenden Worten: „Ihr tut gut daran, dieses Licht zu beachten, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
Zum Schluss möchte ich noch sagen: Wir sind glücklich, in dieser Woche Gruppen Jugendlicher, die von weither kommen, unter uns zu haben. Jetzt wird die kleine Maya die Namen der Länder aufzählen, die diese Woche hier vertreten sind. Ganz besonders herzlich möchte ich jedoch die Jugendlichen aus China grüßen. Wir fühlen uns ihnen sehr nahe. Jeden Freitagabend beten wir hier für ihr Land, für die Christen in China.
Und ich möchte auch die jungen Orthodoxen aus verschiedenen Ländern begrüßen, die heute hier sind. Ihre Anwesenheit macht unser Herz weit. Und wir freuen uns auch sehr über eine große Gruppe Jugendlicher aus Kenia, die unsere Brüder in Nairobi kennen.
Unter uns ist Julian Leow, der Erzbischof von Kuala Lumpur, in Malaysia, und der anglikanische Bischof Michael aus dem Norden von London. Und morgen kommt eine Gruppe aus Haiti zusammen mit Bischof Pierre Dumas an. Dieses wunderschöne Land durchlebt immer wieder schwere Zeiten, aber das Vertrauen auf Gott ist dort so stark, dass die Menschen durchhalten.
Die Gemeinschaft von Menschen so vieler verschiedener Länder, die wir leben können, ist ein Widerschein des Lichtes Christi, der die ganze Menschheit in der Liebe Gottes zusammenführt.