Begrüßungsworte von Frère Alois an Seine Heiligkeit, den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus
Eure Heiligkeit, lieber Patriarch Bartholomäus, wir fühlen uns mit der Orthodoxen Kirche sehr verbunden und Ihr Besuch auf unserem Hügel von Taizé bereitet uns eine übergroße Freude.
Für unsere Communauté haben die orthodoxe Tradition und die in der Ostkirche gelebten Werte von Anfang an und bis heute eine große Bedeutung: die Auferstehung Christi, die im Mittelpunkt steht, und die Betonung des Heiligen Geistes, die Treue zu den Kirchenvätern, das liturgische und das geistliche Leben insbesondere im Mönchtum, die Ikonen, aber auch der Mut, mit dem die Glaubenden Jahrzehnte großen Leids durchlebt haben. All das stellt für uns Brüder eine Quelle der Inspiration dar.
Seit Jahren nehmen orthodoxe Jugendliche, vor allem aus Russland, der Ukraine, Serbien, Rumänien und anderen Ländern im Sommer an den Wochentreffen hier teil. Allein schon ihr Dasein wirft für die Jugendlichen im Westen, denen sie hier begegnen, die Frage auf: „Wie können wir noch mehr all die Gaben miteinander teilen, die Gott den Christen des Ostens anvertraut hat?“
Heiliger Vater, ich bin sicher, dass heute vom Himmel aus Ihr verehrter Vorgänger, Patriarch Athenagoras von Konstantinopel, und der Gründer unserer Communauté, Frère Roger, uns zuschauen und sich einmütig freuen. Zu Lebzeiten hatten diese beiden Männer großes Vertrauen zueinander und so konnte im Jahr 1962 in Taizé eine orthodoxe Mönchsniederlassung entstehen, die der sehr geschätzte Archimandrit Damaskinos, der spätere Metropolit der Schweiz, geleitet hatte, bis er nach Chambésy versetzt wurde, wo er das orthodoxe Zentrum aufgebaut hat, dessen 50-jähriges Bestehen Sie soeben gefeiert haben.
Verehrter Patriarch, ich habe nicht vergessen, wie herzlich Sie uns an Weihnachten 2005 zusammen mit einigen meiner Brüder aufgenommen haben. Ihre liebevolle Aufmerksamkeit hat unserer Communauté damals so kurz nach dem gewaltsamen Tod ihres Gründers sehr geholfen. Ebenso herzlich haben Sie uns einige Jahre später zusammen mit einhundert Jugendlichen aus 25 verschiedenen Ländern als Pilger empfangen.
Heute sind wir es, die Sie mit Liebe empfangen und Ihnen unsere Bewunderung zum Ausdruck bringen. Seit über 25 Jahren setzen Sie sich als Patriarch unermüdlich dafür ein, den Schatz des orthodoxen Glaubens für die Welt von heute zu aktualisieren. Sie erheben ihre Stimme, damit die Erde ein Zuhause für alle ist, und Sie erinnern daran, dass unser Umgang mit der Schöpfung ein Widerschein unserer Beziehung mit dem Schöpfer sein soll. Ihre leidenschaftliche Suche nach der Einheit der Christen, Ihre Offenheit für den interreligiösen Dialog und die Erfahrung Ihres Lebens in einer Kirche unter dem Kreuz machen Sie zu einem unersetzlichen Zeugen des Friedens Christi.
Wir werden jetzt Gott im Gesang loben und Ihnen dann zuhören. Danach segnen Sie zwei Ikonen. Im Anschluss daran gehen wir gemeinsam in die kleine orthodoxe Kapelle neben der Versöhnungskirche und ans Grab von Frère Roger. Es freut uns und es ist uns eine große Ehre, dass Sie danach noch mit uns Brüdern zu Mittag essen.
Danke, lieber Patriarch, dass Sie für uns wie ein Vater im Glauben sind.
Christus ist auferstanden!