TAIZÉ

Eine Quelle der Hoffnung

 
Donnerstag, 13. Juli 2017

In den letzten beiden Wochen hat hier in Taizé der Sommer begonnen. Viele junge Menschen kommen hierher, um zu beten und nach einer Quelle für ihr Leben zu suchen. Wir Brüder der Communauté, die Schwestern und die Freiwilligen, die für einige Zeit auf dem Hügel mitleben, wir alle freuen uns, dass ihr da seid.

In den „Vorschlägen für 2017“ habt ihr gelesen, dass wir mit allen, die Woche für Woche hierherkommen, neue Wege der Hoffnung öffnen möchten, in unserer Umgebung und auf der ganzen Welt.

Es stimmt, aus den Nachrichten wissen wir, wie schwierig die Situation an vielen Orten ist. Wir leben in einer Welt, in der viele Menschen keine Hoffnung mehr haben. Es herrschen Gewalt und Krieg, es gibt Attentate und Naturkatastrophen – so wie kürzlich die verheerenden Waldbrände in Portugal, und die langanhaltende Dürre in Afrika.

Wir beten oft für die Menschen, die hungern, und wir wissen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich ständig größer wird.


In der gesamten nächsten Woche werden wir besonders mit den 18 bis 35-Jährigen über die Frage der Migration – über die Aufnahme von Flüchtlingen und Exilsuchenden – nachdenken. Wie kann eine noch größere Solidarität mit denen entstehen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen? Dies ist eine ernste Frage unserer Zeit.

Wie können in all diesen Bereichen Fortschritte erzielt werden? Wo können wir eine Quelle der Hoffnung finden, die nicht versiegt?

Wo sonst können wir eine Quelle der Hoffnung finden als in der Zuneigung und Barmherzigkeit, die Gott zu jedem Menschen hat. Gott schenkt uns sein Erbarmen, ohne dass wir es uns verdienen müssten, es ist Gottes eigenes Wesen: Gott ist die Liebe.

Deshalb ist es im Leben so wichtig, auf das Kreuz und die Auferstehung Christi zu schauen. Ich denke oft an Petrus, der im Evangelium zu Christus sagt: „Woanders sollen wir hingehen als zu dir, Christus? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Ja, Gott hat durch Christus, ein für alle Mal und für alle Menschen, seine Liebe erfahrbar gemacht. Wenn wir Wege der Hoffnung auf der Welt suchen, möchten wir unsere Hoffnung vor allem auf Christus setzen und in ihm die Freude am Leben finden.


Diese Hoffnung auf Christus, diese Hoffnung auf die Liebe Gottes, finde ich selbst oft in persönlichen Begegnungen.

Ich muss immer wieder an einen Besuch mit einem meiner Brüder vor ein paar Monaten in einem sehr problematischen Stadtteil von Toulouse, in Südfrankreich, denken. Ausgerechnet dort haben wir Menschen kennengelernt, die Hoffnung ausstrahlen, und zwar ganz einfach durch die Art und Weise, wie sie leben.

Ich muss auch oft an meinen Besuch vor eineinhalb Jahren in Syrien denken. Ich war damals an Weihnachten in Homs, einer Stadt, die zur Hälfte dem Erdboden gleichgemacht ist. Auf den ersten Blick war die Lage dort völlig aussichtslos. Aber ein Pfarrer und einige Jugendliche haben mit den Kindern dort Weihnachten gefeiert. Auf so einfache Weise geben sie den Kindern Hoffnung weiter.

Jeder kann in seiner eigenen Umgebung Menschen finden, die wie ein Licht sind. Und jeder von euch kann durch das Beispiel dieser Menschen selbst zu einem Zeugen der Hoffnung für andere werden.

Auch wir Brüder möchten Zeugen der Hoffnung sein, ganz demütig, durch die Hingabe unseres Lebens. Deshalb freuen wir uns, dass sich am Samstag ein neuer Bruder zusammen mit uns auf diesen Weg begibt. Sein Name ist Marnix und er wird an diesem Tag zum ersten Mal das weiße Gebetsgewand der Communauté tragen. Er stammt aus den Niederlanden und hat einige Zeit als Freiwilliger auf dem Hügel mitgelebt. Nun bereitet er sich darauf vor, sein ganzes Leben Christus in unserer Communauté nachzufolgen.


Jetzt anschließend wird Emmanuelle all die Länder nennen, die diese Woche hier vertreten sind und die Kinder werden Blumen verteilen. – Aber es kommen nicht nur junge Menschen nach Taizé, sondern auch Kirchenverantwortliche. Ich möchte heute Abend ganz herzlich einige von ihnen begrüßen.

Wir freuen uns mit den jungen Polen, dass diese ganze Woche Erzbischof Polak unter uns ist. Er ist Bischof von Gniezno und damit Primas von Polen. Es hat ihm nichts ausgemacht, die lange Reise zusammen mit den Jugendlichen im Bus zu unternehmen. Wir haben in diesen Tagen mit ihm besonders über die Situation der jungen Menschen in seinem Land gesprochen, mit dem wir uns in Taizé seit langem sehr verbunden fühlen.

Morgen kommt ein enger Mitarbeiter von Papst Franziskus, Kardinal Baldisseri, der in Rom für die Bischofssynoden verantwortlich ist. Die nächste Synode dieser Art wird im kommenden Jahr zum Thema „Jugend, Glaube und Berufung“ stattfinden. Zur Vorbereitung wurde ein Fragebogen für alle Jugendlichen vorbereitet, nicht nur für Katholiken. Er steht im Internet zur Verfügung. Wir werden den ganzen Sommer über dieses Thema nachdenken. Am Sonntag wird der Kardinal die Eucharistie feiern.

Am Sonntag erwarten wir auch noch einen weiteren Mitarbeiter von Papst Franziskus, und zwar einen Jesuiten, der im Vatikan für alles verantwortlich ist, was mit der Aufnahme von Flüchtlingen zu tun hat. Er kommt zum Thementreffen nächste Woche, das ich gerade erwähnt habe, um mit uns über diese Frage nachzudenken.

Und ich möchte auch die orthodoxen und evangelischen Pfarrer erwähnen, die den ganzen Sommer sehr zahlreich hierherkommen, zum Beispiel die Pfarrer aus Riga, die letzte Woche da waren. Und heute Abend begrüße ich den anglikanischen Bischof Jonathan aus Southampton. Am Sonntagmorgen kommt aus England auch noch der anglikanische Erzbischof Sentamu von York. Er wird ebenfalls im Bus mit den Jugendlichen aus seiner Diözese reisen und verbringt die nächste Woche zusammen mit ihnen hier.

Letzte Aktualisierung: 14. Juli 2017