Heute Abend möchte ich besonders die zahlreichen Fachleute und eingeladenen Gäste dieser Woche begrüßen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass unsere Überlegungen durch Ihre Beiträge eine gute Grundlage erhalten.
In diesen Tagen sind wir vor allem mit den Jugendlichen in Tlemcen, in Algerien, verbunden, die in dieser Woche zu einem ähnlichen Treffen wie hier in Taizé zusammengekommen sind.
Das vergangene Wochenende war der Freundschaft zwischen jungen Muslimen und Christen gewidmet. Und diese Woche geht es um ganz verschiedene Themen: Aufnahme von Migranten, Bildung, interreligiösen Dialog, Politik und Wirtschaft. All das möchten wir mit den Augen des Glaubens betrachten.
Um durchzuhalten, erscheint es mir wichtig, einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem inneren Leben und der Solidarität. Gebet und Engagement sind wie zwei Seiten einer Medaille.
Im Evangelium fragt einmal ein Gesetzeslehrer Jesus nach dem größten Gebot und dieser antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ Und er fügt sogleich hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22,37-39).
Ein Schwerpunkt lag diese Woche auf Umweltfragen. In einer Zeit, in der die Klimakrise immer größere Ausmaße annimmt, konnten wir verschiedene Wissenschaftler, Umweltaktivisten, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft zuhören.
Ich denke, eure Generation wird uns allen helfen zu begreifen, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen. Da ist es sehr ermutigend zu sehen, wie viele Initiativen an der Basis entstehen und wie viele Menschen sich konkret engagieren. Diese Initiativen scheinen auch immer mehr Auswirkungen auf politischer Ebene zu haben.
Jeder muss in seinem eigenen Umfeld etwas tun: den eigenen Lebensstil überprüfen, vereinfachen, was möglich ist, und auf die Schönheit der Schöpfung achten. Wir können nicht warten, bis die politischen Entscheidungsträger von sich aus handeln.
Angesichts der gewaltigen Probleme, der Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten und des Artensterbens sind manche Menschen entmutigt. Doch ich sehe meinerseits in eurem Engagement ein Zeichen der Zeit.
Angesichts der gewaltigen Probleme, der Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten und des Artensterbens sind manche Menschen entmutigt. Doch ich sehe in eurem Engagement ein Zeichen der Zeit.
Das Vertrauen auf Gott und das Vertrauen auf Jesus Christus, der auf Erden gelebt hat, trägt uns. Der Glaube gibt uns eine Hoffnung, die stärker ist als die Angst vor der Zukunft.
Im Vertrauen des Glaubens entdecken wir, wie Gott in seiner Schöpfung am Werk ist, und wie er uns dazu aufruft, für unseren wunderbaren Planeten und für die nächste Generation Verantwortung zu tragen.
So möchte ich heute Abend einen konkreten Vorschlag machen: Am Sonntag beginnt auf Initiative von Papst Franziskus und von Patriarch Bartholomäus der „Monat der Schöpfung“. Könnten wir in unseren Kirchen zu Hause nicht ein Abendgebet für die Bewahrung der Schöpfung vorschlagen, wenn möglich verbunden mit einem Austausch? Wir werden hier in den nächsten Tagen darüber nachdenken und Vorschläge dazu veröffentlichen.
Achten wir stets darauf, unsere „Batterien“ in all unseren Aktivitäten an der Quelle des Gebets aufzuladen! Jesus hat jeden Tags aufs Neue in einem Dialog mit seinem Vater die Kraft geschöpft, um so vielen Menschen zu helfen.
Morgen Abend findet wie jeden Freitag das Gebet vor dem Kreuz statt. Es erinnert uns an den Tod Jesu und gibt uns die Gelegenheit, Christus unsere eigenen und die Lasten anderer anzuvertrauen, und auch die Leiden der Menschenfamilie.
Und zum Schluss möchte ich noch sagen, dass die nächste „Besondere Woche für Jugendliche zwischen 18 und 35 Jahren“ in genau einem Jahr, und zwar vom 23. bis 30. August 2020 stattfindet. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass viele von euch vom 28. Dezember bis 1. Januar die herzliche Gastfreundschaft der Polen in Wrocław erfahren.
Nun gebe ich Anastasia das Mikrofon weiter. Sie kommt aus Uganda und verbringt den Sommer als Freiwillige hier mit uns.
Mein Land, Uganda, liegt in Ostafrika. Es ist eines der Länder der Erde, das die meisten Flüchtlinge aufnimmt. Ich bin unter anderem Jugendleiterin in meiner Gemeinde und Koordinatorin auf Diözesanebene; seit meinem 10. Lebensjahr arbeite ich in der Kirche mit.Das rasante Bevölkerungswachstum in Uganda stellt uns junge Menschen vor viele Herausforderungen: Arbeitslosigkeit, Zwangsheirat, Analphabetismus, Armut, fehlende Berufsaussichten. Junge Menschen müssen im Glauben alleine zurechtkommen, haben oft weite Wege in die Kirche – manchmal 6 Kilometer, und das zu Fuß. So verlieren viele junge Menschen den Glauben. Dennoch geben wir in Uganda nicht auf.
Wir haben zum Beispiel eine kleine Kapelle gebaut, in der wir uns zum Gebet treffen und wo später eine Kirchengemeinde entstehen soll. Dabei arbeiten wir Hand in Hand mit der älteren Generation vor Ort. Wir machen z. B. jeden Samstag den Platz vor der Kirche sauber, helfen den Maurern bei der Arbeit und kümmern uns um den Garten, damit unser Pfarrer etwas zu essen hat. Ich möchte euch bitten, für den Aufbau unserer Kirche zu beten. Danke, dass ihr Taizé zu einem so schönen Ort macht, an dem unser Glauben wachsen kann.
(Foto: Cédric Nisi)