TAIZÉ

Auf die Gegenwart Gottes in unserem Leben achten

 
25. Februar 2020 | Versöhnungskirche

Wir Brüder freuen uns, dass so viele von euch in dieser Woche hier sind. Bereits in den vergangenen zwei Wochen waren zahlreiche Franzosen auf dem Hügel, und jetzt sind mehr als 2000 von euch aus Portugal und anderen Ländern hier. Herzlich willkommen!

Heute Morgen haben wir eine sehr beeindruckende Geschichte aus dem ersten Teil der Bibel gehört, einen wichtigen Moment im Leben des Propheten Elija. Er hatte im Namen seines Gottes gekämpft und Gewalt ausgeübt; nun sieht er ein, dass sein Leben keinen Sinn mehr hat. Elija ist entmutigt und würde am liebsten sterben.

Aber Gott kommt zu ihm. Er ermutigt ihn, sich wieder aufzumachen, und gibt ihm Kraft. Dann kommt es zu einer einzigartigen Begegnung. Elija versteckt sich in einer Höhle und wartet. Es zieht ein Sturm auf, aber Gott ist nicht in diesem Sturm. Es gibt ein Erdbeben, aber Gott ist nicht im Erdbeben. Danach ein Feuer, aber Gott ist auch nicht im Feuer.

Schließlich hört das Toben auf und Elija hört ein „leises Säuseln“. Jetzt versteht er, dass Gott vorübergeht (1 Könige 19). Er bedeckt sein Gesicht und wirft sich zu Boden.

Diese Geschichte hilft uns zu verstehen, dass Gott nicht mit Kraft und Gewalt kommt. Während Elija Gottes Gegenwart in so spektakulären Ereignissen wie Feuer, Sturm und Erdbeben erwartet, offenbart Gott seine Gegenwart auf völlig andere Weise.

Könnten wir nicht unsererseits versuchen, die oft verborgenen Zeichen der Gegenwart Gottes in unserem Leben zu erkennen? An manchen Tagen kann man seine Anwesenheit wie in einem Hauch der Stille entdecken ... Wir müssen also darauf achten, um Gott zu hören.


Morgen beginnt die Fastenzeit. Es ist eine Zeit, welche die Kirche uns anbietet, um uns an Gottes Gegenwart in unserem Leben zu erinnern.

Ja, in der Fastenzeit möchten wir uns auf das Osterfest vorbereiten. Christus hat das Böse besiegt, und seine beständige Vergebung ermöglicht uns, unser inneres Leben zu erneuern. Wir sind zu einer Umkehr aufgerufen: Das heißt nicht, in einem persönlichen Perfektionismus um uns selbst zu kreisen, sondern Gemeinschaft zu suchen – mit Gott und mit den anderen.

Zu Beginn der Fastenzeit empfangen wir im Gottesdienst zwei Zeichen: Das erste Zeichen ist die Asche. Im Morgengebet werden Brüder all denen, die dies möchten, ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen. Dazu sprechen sie zu jedem Einzelnen die Worte: „Wende dich Gott zu und vertraue auf seine Liebe.“ Diese uralte Geste ruft uns zur Demut auf.

Das zweite Zeichen ist eine liturgische Geste aus der ostkirchlichen Tradition. Während des Abendgebets können sich alle, die möchten, mit Öl auf der Stirn salben lassen. Zum Kreuzzeichen sprechen die Brüder die Worte: „Salbung der Heilung, Salbung des Festes".


Ein Weg, in der heutigen Zeit die Freude zu finden, besteht zweifellos darin, unseren Besitz mit anderen zu teilen und einfach zu leben. Ja, frei gewählte Einfachheit macht es möglich, dem Wettlauf nach Überflüssigem zu widerstehen. Wenn wir uns für die Einfachheit entscheiden, öffnet sich unser Herz auch für ein Miteinanderteilen und für die Freude, die von Gott kommt.

Wagen wir es, in dieser Fastenzeit über unseren Lebensstil nachzudenken, nicht um denen ein schlechtes Gewissen zu machen, die weniger tun, sondern um in Solidarität zu leben mit den Bedürftigen und mit der gesamten Schöpfung, die wir schützen und bewahren sollen.

Morgen empfangen wir die Zeichen der Asche und des Öls, zwei Symbole, die uns zur Vergebung und zum Feiern einladen. Möge diese Fastenzeit für jeden von uns eine Zeit der Freude sein – die Freude der Vergebung, die Freude des Miteinanderteilens.


Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2020