TAIZÉ

Fastenzeit 2020

Botschaft von Frère Alois

 

„Die Ereignisse nicht tatenlos hinnehmen, sondern in Gott mit ihnen etwas Neues entstehen lassen.“

In dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern nimmt überall auf der Welt die Besorgnis über die Ausbreitung des Coronavirus immer stärker zu. In Taizé stellen wir uns deshalb darauf ein, zum ersten Mal die Karwoche und Ostern ohne Gäste feiern zu müssen. Wir haben alle, die sich bereits angemeldet hatten, gebeten, ihr Kommen zu verschieben; die Versöhnungskirche ist geschlossen. Doch wir setzen unser Leben des Gebets und der Arbeit fort: „Von allen getrennt, und doch mit allen vereint.“ Es ist uns bewusst, wie sehr uns die Fürbitte gerade jetzt mit unzähligen Menschen auf der ganzen Welt verbindet.

Per Telefon und Internet bekommen wir viele Nachrichten von Menschen, die an verschiedenen Orten auf der Welt vor der gleichen Herausforderung stehen. Einige Brüder der Communauté leben oder reisen in Korea, Italien und anderswo. Unsere chinesischen Brüder haben in Kontakt mit ihren Familien die Entwicklung der Epidemie von Anfang an sehr aufmerksam verfolgt.

Neben den Vorsichtsmaßnahmen und den Änderungen im Alltag, die nötig sind, stellen wir uns aufgrund dieser unerwarteten und außergewöhnlichen Krise viele Fragen. Wir spüren das Leid und die Angst der Opfer, der Kranken und deren Familien sowie all jener, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen hart betroffen sind. Wir denken im Gebet an all diese Menschen.

Und wir möchten unseren Dank und unsere Bewunderung für diejenigen zum Ausdruck bringen, welche sich mit aller Kraft der Opfer annehmen und darüber hinaus das öffentliche Leben organisieren und aufrechterhalten. Es gibt unzählige Beispiele von Kreativität und Hingabe, von Solidarität und Widerstand gegen Passivität und Entmutigung ...

Und natürlich fragen wir uns in diesen schwierigen Zeiten immer wieder: „Was erwartet Christus von uns? Was schenkt uns der Auferstandene, der durch verschlossene Türen hindurch zu seinen mutlos gewordenen Jüngern kommt, und wozu ruft er uns heute auf?“ In den Widrigkeiten des Augenblicks, wie Frère Roger sagte, „die Ereignisse nicht tatenlos hinnehmen, sondern in Gott mit ihnen etwas Neues entstehen lassen“.

Wenn wir Christus nachfolgen, machen wir uns bereit umzukehren. Wir möchten uns, von der Dunkelheit weg, dem Licht des Auferstandenen zuwenden. Lassen wir uns Tag für Tag nicht ablenken von Angst, Wut, Bedauern, Verzweiflung und Dunkelheit, welche die ganze Erde bedecken möchte und unsere Aufmerksamkeit in Beschlag nimmt ... Bleiben wir tief im Herzen an der Quelle des Friedens, dieses Friedens, der alles übersteigt!

Mit verschiedenen Abschottungsmaßnahmen und hygienischen Vorkehrungen wird die Ausbreitung eingedämmt. Aber vergessen wir nicht den Schatz, den menschliche Beziehungen darstellen. Halten wir Kontakt – durch einen Anruf, einen kleine Gruß – mit denen, die ganz besonders einsam und allein sind, allen voran mit den alten Menschen, den Schwächsten und denen, die bereits unter einer anderen Krankheit leiden oder zusätzlich noch ein schweres Schicksal tragen müssen.

In den nächsten Tagen würden wir gerne konkrete Initiativen ergreifen oder von solchen Initiativen berichten, um eine geistliche Solidarität zu leben. Jeden Abend wird um 20.30 Uhr ein Gebet mit einigen Brüdern von unserem Haus aus über die sozialen Netzwerke übertragen. Wer möchte, kann uns auch ein Gebetsanliegen schicken.

Paulus sagte den Römern: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Tod? (...) Ich bin gewiss, nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Römer 8,35.38–39)

Frère Alois


(Foto: Linde Dorenbos)

Letzte Aktualisierung: 20. März 2020