Seit letzter Woche sind viele Jugendliche während der Allerheiligenferien aus verschiedenen Teilen Frankreichs in Taizé. Wir Brüder freuen uns, dass Ihr gekommen seid – gerade in diesem sehr schwierigen Moment, den wir durchleben.
Ich möchte auch den Erwachsenen danken, die mit euch zusammen gekommen sind und diesen Aufenthalt mit euch so gut vorbereitet haben: den Pfarrern, den Schwestern und Laien ... Heute Abend begrüße ich auch Erzbischof d’Ornellas von Rennes, Erzbischof Ulrich von Lille und Bischof Christory von Chartres, die mitgekommen sind.
Wir Brüder sind beeindruckt, wie Ihr mithelft, indem Ihr die besonderen Regeln einhaltet, die gegenüber den anderen konkrete Gesten der Aufmerksamkeit sind. Natürlich sind einige dieser Maßnahmen für uns belastend; aber nur so können die Jugendtreffen in Taizé weitergehen. Vielen Dank an jeden Einzelnen von euch!
Ja, diese Zeit, ist für alle sehr anstrengend. Zu den ohnehin schon großen sozialen Problemen in vielen Ländern und dem sich verschärfenden Klimanotstand sind die enormen Herausforderungen hinzugekommen, welche die Corona-Pandemie und deren vielfältigen Folgen mit sich bringen.
In diesem Zusammenhang fragen sich einige von euch: Ist es möglich, das, was wir hier in Taizé zu leben versuchen, zu Hause fortzusetzen? Ist es möglich, im Gebet und in der Hoffnung nicht nachzulassen? Wir können den Eindruck haben, dass wir uns selbst überlassen sind und Gott manchmal weit weg ist.
Ich denke, dass es gerade für euch Jugendliche heute sehr schwierig ist, die Zukunft vorauszusehen, auch nicht kurzfristig. Viele studieren oder machen eine Ausbildung und wissen nicht, ob sie danach eine Arbeitsstelle bekommen. Wie kann man so sein Leben aufbauen?
Wir haben in Taizé keine einfachen Lösungen. Aber wir Brüder möchten, dass ihr hier eine innere Kraft findet, mit der ihr euch der Zukunft stellen könnt. Wenn uns die Gesellschaft nicht mehr trägt, wird es umso wichtiger, in uns selbst eine innere Kraft zu finden, die uns hilft voranzugehen.
Um eine solche innere Kraft zu finden, scheint mir ein Weg stets offenzustehen: auf Jesus zu schauen. Ihn noch besser kennenzulernen; im Evangelium zu entdecken, welche Begegnungen sein Leben geprägt haben; uns ihm mit unseren Freuden und unseren Sorgen zu öffnen: So wird Jesus nach und nach zu einem Freund, dem wir alles anvertrauen können.
Als er jung war, traf Jesus eine Entscheidung, die sein ganzes Leben bestimmte: Er setzte sein ganzes Vertrauen auf die Liebe Gottes. Und durch das Leben Jesu können auch wir diese Liebe Gottes empfangen, die alles übersteigt, was wir uns vorstellen können.
Jedes Wochenende folgen wir im gemeinsamen Gebet in Taizé dem Weg Jesu auf Ostern zu: am Freitag mit dem Gebet vor dem Kreuz, am Samstag mit dem Licht der Auferstehung und am Sonntag mit der Feier der Gegenwart Christi in der Eucharistie. Da die Meisten von euch am Freitag wieder abreisen, hatten wir geplant, das Gebet vor dem Kreuz auch heute Abend zu halten.
In diesem Gebet kann jeder, indem er die Stirn auf das Kreuz legt, seine Lasten und die der anderen Christus anvertrauen. Heute Abend müssen wir wegen der Abstandsregeln darauf verzichten. Doch wir werden stattdessen eine andere Geste machen: Nicht wir werden zum Kreuz gehen, sondern die Brüder werden das Kreuz nun in einer Prozession durch die Kirche tragen. Es wird ein Zeichen dafür sein, dass der auferstandene Christus in unseren Sorgen und Nöten zu uns kommt.
Wir Brüder werden in diesen Tagen für die Anliegen beten, die ihr heute aufgeschrieben und am Kreuz hinterlegt habt.
Ja, wenn wir unser Vertrauen auf Christus Tag für Tag erneuern, können wir innere Stärke und den Mut zum Durchhalten finden. Selbst mitten in unseren Schwierigkeiten, und angesichts einer sehr ungewissen Zukunft, können wir unseren Weg Schritt für Schritt weitergehen, in der Zuversicht, dass der auferstandene Christus uns immer begleitet.