Herzlich willkommen an alle, die dieses Jahr über Ostern in Taizé sind. Es freut uns, dass wir zusammen sein und gemeinsam beten können, während wegen der Pandemie in Frankreich erneut Reisebeschränkungen gelten. Ich möchte auch diejenigen ganz herzlich grüßen, die heute Morgen über das Internet in verschiedenen Ländern der Welt diesen Gottesdienst mitverfolgen.
Ostern lädt uns ein, von der Trauer zur Hoffnung zu gehen, ein Übergang, der jenseits aller menschlichen Vernunft zu sein scheint. Eine Frau hat diesen Schritt am Ostermorgen als Erste getan: Maria von Magdala – sie hat die Jünger Jesu mitgenommen ... und hat auch uns mit sich genommen.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als sich Maria bereits auf den Weg macht. Während es draußen und in ihrem Herzen noch dunkel ist, spürt sie, vielleicht noch sehr diffus, dass sie zu demjenigen zurückkehren muss, der eines Tages ihr Leben verändert hatte.
Während sich die Jünger aus Angst eingeschlossen haben, möchte sie sich vermutlich an Jesus erinnern, indem sie zum Grab geht, aber sie drückt auf diese Weise auch eine Erwartung aus. Ihre Liebe zu Jesus beflügelt diese Hoffnung, die selbst das größte Leid nicht völlig auslöschen kann.
Als Erste sieht sie, dass der Stein vom Eingang des Grabes weggerollt ist, und läuft zu Petrus und den anderen Jüngern, um ihnen davon zu berichten. Diese wiederum laufen zum Grab, um nachzusehen, ob dies wahr ist. Maria hingegen bleibt, wie es im Johannesevangelium heißt, in jenem Garten, in dem der Auferstandene ihr kurz darauf begegnen wird.
Lassen auch wir uns von der Freude der Auferstehung berühren! Allein können wir nicht daran glauben, das ist fast unvorstellbar. Aber gemeinsam können wir das fast Unglaubliche hören, was Maria und nach ihr die Apostel am Ostertag verkünden: Christus lebt!
Diese überwältigende Botschaft vom Ostermorgen ist untrennbar mit dem Vorausgegangenen verbunden, das wir in den letzten Tagen gelesen haben: Jesus Christus ist ins tiefste Leid hinabgestiegen, um der ganzen Menschheit einen Weg zu Gott, seinem Vater, zu öffnen.
Sollte der auferstandene Christus nicht über die Maßen diejenigen lieben, die nicht an die Existenz Gottes glauben können, weil das Leid ihr Vertrauen lähmt? Die Osterfreude ist kein Ausdruck von Idealismus, sondern macht uns offen und sensibel für die Menschen, die leiden. Mit demütigen Worten sagt Christus zu uns: „Ich bin in den schweren Momenten deines Lebens und im Zweifel bei dir, und ich möchte sie mit dir durchstehen.“
Die Pandemie und ihre Folgen, die immer noch schwer auf uns lasten, fordern uns heraus, das Vertrauen zu bewahren. Ich denke vor allem an die Kranken, an alle Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben, und an all die Menschen, die durch ihren Dienst an den Kranken so viel Mut beweisen. Ich denke dabei auch an alle, die diese schwere Zeit in Einsamkeit durchleben.
Während großes Leid unserer Welt zusetzt und die Hoffnung auf das Gute in vielen Menschen erschüttert wird, scheint es mir ganz besonders wichtig, gemeinsam zu beten, uns in Gemeinschaft zu fühlen und einander in Freundschaft nahe zu sein.
Im Leiden und in den Herausforderungen unserer Zeit zeigt uns das Evangelium die Quelle einer neuen Hoffnung. Lassen wir nicht zu, dass sie versandet! Lassen wir uns von der Gegenwart des Auferstandenen berühren, der in der Freude und im Leid unseres Lebens jedem und jeder die Hand reicht!
Heute Morgen wird unser Bruder Jérémie sein Lebensengagement in unserer Communauté ablegen. Dies möge uns alle ermutigen, Christus zu vertrauen. Ja, wir möchten Christus lieben und dies mit unserem Leben zum Ausdruck bringen.