Vom 9. bis zum 16. August fand zum vierten Mal ein einwöchiges Treffen in Algerien statt, das junge Erwachsene aus vielen afrikanischen Länder zusammenbrachte, die in Algerien studieren und die keine andere Möglichkeit haben, nach Taizé zu kommen.
„Eine ganze Woche in Algerien dieselbe Erfahrungen zu machen, wie sonst nur in Taizé; das ist ein Erlebnis! Aufgrund von Visa-Schwierigkeiten war es mehrere Jahre lang nicht möglich, junge Afrikaner, die in Algerien studieren, nach Taizé einzuladen. Mittlerweile ist dies wieder für einige wenige möglich: drei im letzten Jahr und drei in diesem Jahren. Während ihres Aufenthaltes in Taizé, bereiteten sie das Treffen in Tlemcen vor und reisten anschließend zurück nach Algerien.“
Sarah schreibt: „Das Treffen in Tlemcen verlief sehr gut. Wir waren zahlreicher als in den letzten Jahren; fast 130 Teilnehmer aus 28 verschiedenen Ländern, darunter 23 Staaten Afrikas. Viele, die zuvor noch nicht mit Taizé in Kontakt gekommen waren, reisten mit Freude im Herzen nach Hause, sie hatten im Herrn und in der Gemeinschaft neue Kraft geschöpft.“ Bruno: „Ich hatte das Gefühl, eine Woche in Taizé selbst gewesen zu sein, mit all seiner Vielfalt, der Freude, Frieden, Einfachheit und geschwisterlicher Gemeinschaft.“ Yolande: „Beide Treffensorte beginnen mit einem ‘T’, zwei Wörter mit zwei Silben, beide liegen auf einen Hügel und bringen ganz verschiedene Menschen zusammen, mit dem gemeinsamen Ziel, Gemeinschaft mit Gott und untereinander zu schaffen, in aller Einfachheit.“
In dem Team, das das Treffen organisierte, waren zwei junge Frauen, die von Taizé aus gesandt worden waren, um insbesondere mit den Gesängen zu helfen, aber auch um die Kirche dieses Landes kennen zu lernen. Eine der Jugendlichen in Algerien schreibt: „Wir sind unendlich dankbar, für all das, was sie uns durch ihre Anwesenheit mitbrachten. Wir wissen, dass sie ein Risiko auf sich nahmen. Wir hoffen, dass sie gut zurückgekommen sind und dass auch wir ihnen etwas geben konnten, was ihnen in ihrem Leben zu Hause und in ihrem Leben als Christen helfen kann.“
Jeder ist für das kleinste Zeichen von Gemeinschaft sehr dankbar, denn es hilft, die Isolation zu überwinden, in der sie leben. Sie hörten gemeinsam der Aufzeichnung von Frère Alois Meditation vom Donnerstagabend aus Taizé zu, in der er das Treffen bei ihnen erwähnte. Frère Alois nahm darüber hinaus Grußworte an sie auf. Einer der Priester schreibt: „Die Grußworte und das Hören der Donnerstagabendmeditation waren wunderschöne Geschenke. Es war sehr bewegend, die Jugendlichen zu hören, wie sie nach der Meditation den nächsten Gesang anstimmten. Wir bleiben in Gemeinschaft miteinander. Bitte betet für uns!“
Ein Besuch in 2009
Zwei Wochen lang besuchten ein Bruder und ein Freund der Communauté zum Frühlingsbeginn Christen in Algerien. Beziehungen zwischen der Gemeinschaft von Taizé und den Ländern Nordafrikas bestehen seit langem: bereits vor der Unabhängigkeit im Jahr 1962 lebte eine kleine Gruppe von Brüdern in einem der Armenviertel der Hauptstadt Algier. Diesmal ging es vor allem darum, gemeinsam mit der Kirche in Algerien ein weiteres Mal die Quellen des Vertrauens in Gott und Zeichen der Hoffnung zu suchen. Christen leben in diesem Land in einer oft sehr komplexen und schwierigen Situation. Oft konnten wir an das Jugendtreffen Ende letzten Jahres in Nairobi/Kenia angeknüpfen, überall begegnet man jungen Afrikanern aus den Ländern südlich der Sahara, die sich zum Studium in Algerien aufhalten. Zu den denkwürdigen Augenblicken des Besuches gehören die Einkehrtage in der Fastenzeit, die christliche Studenten aus anderen afrikanischen Ländern zusammen mit den Seelsorgern in den verschiedenen Diözesen vorbereitet haben.
Besonders beeindruckt haben uns an diesen zwei- oder dreitägigen Treffen, zu denen jeweils etwa hundert Jugendliche zusammengekommen waren, zum einen die spontane und aufrichtige Freude, die in der warmen Gastfreundschaft sowie in den Gesängen und Tänzen während der Gebete zum Ausdruck kam. Trotz der vielen Sorgen und Problemen, denen sich die jungen Afrikaner und ihre Länder gegenübergestellt sehen, haben sie ihren Sinn für zwangloses Feiern nicht verloren, ihre Freude am Teilen mit Menschen aus anderen Ländern, die bisweilen sogar im Krieg gegeneinander stehen.
Beeindruckend war zum andern, wie während dieser kurzen, aber dennoch sehr intensiven Treffen, plötzlich auftretende Hindernisse überwunden wurden. Die Treffen forderten jeden Beteiligten heraus. Ein Haus, das kaum ein Dutzend Leute beherbergt hätte, nahm doppelt so viele auf; die kleine Küche versorgte hundert hungrige Studenten; die Wände der Kapelle schienen sich für die Gesänge und Tänze der jungen Christen zu verschieben, die aus über 20 verschiedenen afrikanischen Ländern stammten. Wir lassen unsere Ängste, aber auch unsere Sicherheiten hinter uns, wenn wir unsere Pläne durchkreuzen lassen; wenn wir dem Schöpfergeist Raum lassen, dann bricht Leben hervor, wo wir es nicht erwartet hätten.
Inmitten der Veränderung, die die Kirche in Algerien durchlebt, ermöglichte uns unser Besuch überall kleine Zeichen eines Lebens zu sehen, das tief unter die Oberfläche weiter geht, wie erste Rinnsale im Frühling, wenn der Schnee schmilzt. Wir sahen die unsichere Situation derjenigen, die sich auf die Taufe vorbereiten; die schwache Struktur der Studentengemeinden, der Migrantenseelsorge und der Kirche im Allgemeinen. Aber wir sahen neben all diesem auch, wie jede Person auf ihre Weise herausgefordert ist, über sich selbst hinaus zu gehen, um Gott zu folgen. Der „Brief aus Kenia“ zitiert Augustinus, einen Christen aus Nordafrika, mit den Worten: „Du warst mir in meinem Innerer näher als ich mir selbst, und doch hoch über den Gipfeln meiner Selbst.“ Wir kehrten von unserem Besuch mit Herzen voll Dankbarkeit zurück für alle Grenzen, die wir mit unseren Freunden zusammen überwinden durften.