TAIZÉ

Méditation de frère Alois

Uns vom Licht der Liebe Gottes verklären lassen

 

Es ist eine große Freude für uns, euch wieder so zahlreich in dieser Versöhnungskirche zu sehen! In diesen Tagen sind es genau sechzig Jahre, seit diese Kirche eingeweiht wurde und wir dort beten.

Viele von euch sind nach den zwei Pandemie-Sommern zum ersten Mal in Taizé. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihr in diesen Tagen die Freude und den Frieden Christi findet.

Diese Woche sind Jugendliche und Familien aus Turin da, die uns vor Kurzem zu unserem Europäischen Treffen in ihrer Stadt sehr herzlich aufgenommen haben. Und es ist auch eine Gruppe hier, die aus Rostock an der Ostsee kommt, wohin wir am Ende dieses Jahres fahren. Herzlich willkommen!

Ihr habt gestern in den kleinen Gruppen darüber gesprochen, dass das Evangelium uns dazu aufruft, Geschwisterlichkeit unter allen Menschen zu leben. Das Leben Jesu bewegt uns zu dieser Offenheit!
Für die Glaubenden unter uns ist die gelebte Geschwisterlichkeit untrennbar mit dem Glauben verbunden. Jesus sagte: „Was ihr einem von diesen Geringsten getan habt, die meine Brüder und Schwestern sind, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Durch sein Kommen in die Welt hat sich Christus mit jedem Menschen vereint. Wir nähern uns ihm, indem wir auf die Menschen zugehen, die das Leben verletzt hat; sie führen uns in eine tiefere Beziehung mit ihm. Vergessen wir nicht: Geschwisterlich zu leben bedeutet, zu geben und auch zu empfangen.

Wie ihr vielleicht im dritten unserer sechs Vorschläge für das Jahr 2022 gelesen habt, denke ich, dass wir heute aufgerufen sind, diese Geschwisterlichkeit „mit Christen aller Kirchen, mit Glaubenden verschiedener Religionen und mit den Menschen guten Willens, die nicht an Gott glauben“ zu verwirklichen.

Diese Erfahrung von Geschwisterlichkeit über alle Grenzen hinweg können einige von euch in ihrer unmittelbaren Umgebung machen – manche, indem sie für einen Freiwilligendienst in ein anderes Land gehen. Ich sehe, wie viele junge Menschen wirklich nach einem Engagement suchen und fähig sind, in dieser schweren Zeit für unsere Menschheitsfamilie nicht untätig zu bleiben!

Diese Woche haben mehrere Gruppen Flüchtlinge aus der Ukraine mitgebracht. Mit Schmerz erleben wir, wie die Tragödie des Kriegs unseren europäischen Kontinent weiterhin erschüttert. Aber ich möchte auch sagen, wie beeindruckt wir in Taizé von der großen Gastfreundschaft sind, die so viele Menschen denjenigen entgegenbringen, die ihr Land verlassen mussten. Das ist eine großartige Welle der Solidarität.

Noch ein letztes Wort. Am Samstag, dem 6. August, begehen wir ein Fest, das von großer Bedeutung ist: das Fest „Verklärung Christi“. Es erinnert an den Moment im Leben Jesu, als er sich mit drei seiner Jünger zum Gebet auf einen Berg zurückzog, wo sich sein Gesicht plötzlich veränderte und die Jünger ihn in einem unbeschreiblichen Licht sahen.

Die Jünger sahen auf einmal, wer Jesus wirklich war. Der, dem sie nachfolgten, war gerade dabei, sogar noch das äußerste Leiden auf sich zu nehmen. Nun erstrahlte er vor ihnen in Gottes Licht, er wurde verklärt. Die Jünger entdecken, dass er in einer geheimnisvollen Vertrautheit und Nähe zu Gott lebt.

Was sagt uns dieses Ereignis heute? Jesus lädt uns alle ein, ihn und seine Jünger auf den Berg Tabor zu begleiten. Dort oben zeigt er uns nicht nur, dass das Licht Gottes in ihm wohnt, er lässt uns auch erahnen, dass er dieses Licht mit uns teilen möchte.

Wenn wir auf Jesus blicken, dessen Licht der Verklärung in der Dunkelheit erstrahlt, verstehen wir, dass unser Christsein darin besteht, auch uns vom Licht der Liebe Gottes verklären zu lassen. Wenn wir im Gebet auf das Licht des verklärten Christus blicken, zieht es in unser Herz ein. Und Gott sagt auch zu uns, und zwar zu jedem Einzelnen von uns, dass wir seine Kinder sind, die er liebt.

Letzte Aktualisierung: 6. August 2022