TAIZÉ

Kroatien 2009

Auf einer kleinen Insel in der Adria

 
Im Anschluss an den Besuch eines Bruders der Communauté im März in Kroatien, schrieb Zorka aus Hvar über die Suche der jungen Christen auf dieser kleinen Insel in der Adria:

Um aus Split vom Festland nach Hvar zu kommen, braucht man etwa eine Stunde mit dem Katamaran oder zwei Stunden mit der Fähre. Während der Touristensaison im Sommer kennt man unsere Insel als überbevölkertes Urlaubszentrum; mit Vergnügungsjachten und dem Stimmengewirr verschiedener Sprachen und Kulturen. Im Winter sieht das Leben hier ganz anders aus. Nach den ersten Regenfällen leeren sich die Straßen und Geschäfte, und die Menschen gehen allmählich wieder ihrer normalen Arbeit nach – etwas Landwirtschaft, Fischfang und die Vorbereitung auf die nächste Saison.

Vor zehn Jahren fuhr, mitten im Sommer, wenn hier alles – jung und alt – in Hotels und Restaurants beschäftigt ist, eine Gruppe Jugendlicher zum ersten Mal nach Taizé. Eine Woche später kamen wir damals mit mehr als positiven Eindrücken zurück in den chaotischen Sommer von Hvar. Seitdem ist jedes Jahr eine kleine Gruppe Jugendlicher nach Taizé gefahren.
Vor zwei Jahren kam dann die Frage auf: ’Wie können wir uns für unser Leben auf der Insel von dem inspirieren lassen, was wir in Taizé erlebt haben? Könnten wir uns auch zu Hause treffen und gemeinsame Gebeten und kleine Treffen organisieren?’ Wir überlegten, wie wir das den Leuten bei uns am besten nahe bringen könnten, die traditionell eher verschlossen sind, und vor allem den Jugendlichen, die noch nie ein solches Gebet und Stille erlebt haben, und die, wenn überhaupt, nur selten in die Kirche kommen. Die Frage, wo wir uns treffen würden, stellte sich gar nicht: unsere Insel hat so viele wunderschöne Kapellen aus dem Mittelalter, die wie geschaffen sind für ein kontemplatives Gebet. Eine Kirche in Starigrad zum Beispiel stammt aus dem sechsten Jahrhundert; wir sitzen dort auf Bodenmosaiken aus vor-christlicher Zeit.

Wir entschieden uns also, wie in Taizé ein Gebet mit einer Zeit der Stille zu haben, und danach Gelegenheit zum Gespräch über einen Bibeltext; ein kleiner Imbiss verband das eine mit dem anderen. Am Anfang trafen wir uns einmal im Monat zu fünft oder sechst. Wir sangen gemeinsam und versuchten, in Schwung zu kommen. Nach zwei, drei Monaten begannen wir, interessierte Freunde einzuladen, damit sie sehen konnten, was wir taten. Sie waren zunächst sehr skeptisch, vor allem, weil ihnen ein Gebet in dieser Form noch nie begegnet war. Auch die Lieder waren ihnen neu und ungewohnt, aber beim anschließenden Bibelgespräch waren sie von Anfang an voll dabei: oft kamen wir nicht einmal bis zur zweiten Frage, die wir vorbereitet hatten. Jedes Treffen verlief anders als geplant. Aber jedes Mal gingen wir mit einer neuen Erfahrungen beschenkt nach Hause. Wir beschlossen deshalb, das Gebet jeden Monat in einer anderen Gemeinde auf der Insel vorzubereiten, um mehr und mehr Jugendliche einzubeziehen.

Einer aus unserer Gruppe studierte die letzten Jahre im Seminar in Split. Seit vergangenem Jahr ist er Pfarrer in Brač, der zweiten Insel unserer kleinen Diözese. Im März dieses Jahres besuchten wir ihn für ein Wochenende. Dies ist in jeder Richtung eine halbe Tagesreise: obwohl unsere Inseln eine kaum zehn Kilometer breite Meerenge trennt, gibt es keinen direkten Schiffsverkehr. Trotz der Müdigkeit bei der Ankunft, trafen wir uns gleich am ersten Abend zum Gebet, unsere Müdigkeit war wie weggeblasen. Am nächsten Abend, Samstag, bereiteten wir das Gebet in einer kleinen Kapelle am Meer vor. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass ein solches Gebet auf dieser Insel stattgefunden hatte. Zu unserer großen Freude kamen über zwanzig Jugendliche. Sie ließen uns spüren, dass es für sie sehr schön war, und dass wir wiederkommen sollten.

Wir hoffen nun, ihre Neugier geweckt zu haben; vielleicht kommen ja einige von ihnen diesen Sommer mit nach Taizé. Das größte Problem ist, dass sobald die Schule aus ist alle hier eine Saisonarbeit annehmen, und die Saison dauert auf den Inseln bis Mitte September. Sommerferien gibt es bei uns keine! Aber Mario (17), einer der Jugendlichen aus Hvar, meint: „Ich habe einen eigenen Stand und backe Crêpes für die Touristen. Wie die meisten hier lebe ich den Rest des Jahres von dem Geld, dass ich im Sommer verdiene. Aber ich wollte wirklich nach Taizé fahren und habe letztes Jahr einen Freund eingestellt, der meinen Stand übernommen hat; so war ich mitten im August, in der Hochsaison, für eine Woche weg. Nach meiner Rückkehr machte ich wie gewohnt weiter.“

Vielleicht kann dieses Beispiel und unsere Bemühungen auf der Insel andere ermutigen, diese wunderbare Erfahrung von Gemeinschaft zu machen und sich vom Leben in Taizé inspirieren lassen. Das wünschen wir uns tief im Herzen und versuchen, es in die Tat umzusetzen.

Letzte Aktualisierung: 31. März 2009