Kroatien 2011
„Etwas, das sie mit anderen teilen möchten“Einer der Brüder der Communauté besucht regelmäßig Kroatien. Nach seinem letzten Besuch im Februar 2011 hier einige Gedanken.
2006 fand das Europäische Jugendtreffen in Zagreb, der Hautstadt Kroatiens, statt. Auch dieses Jahr waren die Jugendlichen aus Kroatien erstaunlich zahlreich zum Europäischen Treffen nach Rotterdam gekommen. Für gewöhnlich warten sie nicht lange, dass ihnen jemanden die Reise organisiert, sondern machen sich selbst daran: in der Gemeinde, in Schulen und unter Freunden erzählen sie davon, organisieren Vorbereitungstreffen und suchen das günstigste Busunternehmen… Jedes Mal, wenn ich sie in diesem wunderschönen Land zwischen der pannonische Tiefebene und der Adria besuche, bin ich beeindruckt, wie viele junge Leute man in der Kirche sieht, selbst an Wochentagen. Doch von Kirchenverantwortlichen höre ich immer häufiger: „Was können wir für die Jugendlichen tun? Wir müssen neue Wege finden!“ In Osijek, im Nordosten des Landes, kann keiner mehr genau sagen, wie lange es das Mittwochabendgebet bereits gibt: „Seit ungefähr 20 Jahren!“ Immer wieder findet sich eine neue Generation, welche die Gestaltung weiterträgt…“ Auch der Bischof hatte schon als Student davon gehört und als er hörte, dass ich Anfang Februar daran teilnehmen werde, schrieb er sofort zurück, dass er auch kommen werde. Nach einem ermüdenden Tag ließ er es sich nicht nehmen, und fuhr die 30 km mit dem Auto, um mit uns zu sein. Auch letzten Sommer hatte er es sich nicht nehmen lassen, die 24-stündige Busfahrt mit den Jugendlichen zu machen und mit ihnen eine Woche in Taizé zu verbringen. Alle Versuche, ihn zu einer etwas bequemeren Reise zu überreden, waren vergeblich: „Ich möchte selbst sehen, was die Jugendlichen in Taizé treiben, und dazu muss ich die Pilgerfahrt von Anfang an mitmachen.“ So fand er sich in der Erwachsenengruppe wieder und musste die ganze Woche beim Abspülen helfen. Auf dem Rückweg, am Sonntag darauf im Bus, wurde dann reihum erzählt. Er wollte, dass alle etwas sagen, aber es wurde so spannend, dass sogar die Schüchternsten das Mikrofon in die Hand nahmen. Ist mein Gegenbesuch nur die Gelegenheit zum nostalgischen Schwelgen darin, wie schön letzten Sommer die Woche in Burgund – für einige „die schönste Woche in meinem Leben“ – war? Als ich sie dann am nächsten Abend zusammengepfercht in einer kleinen Dorfkirche auf dem Boden sitzen sehe, nur um gemeinsam zu singen, zu beten und still zu sein, sagte ich mir: sie haben verstanden, dass es um mehr geht. Sie haben etwas entdeckt, das sie mit den Anderen zu Hause in ihrem kleinen Dorf in Slawonien teilen möchten. Sie haben entdeckt, dass sie etwas zum Leben ihrer Kirchengemeinde beitragen können. Die Erwachsenen halten sich während dessen in den hinteren Bänken: „Sie haben Angst, dass sie stören“, erklärt der Pfarrer. Aber die schönen Gesänge haben auch sie angezogen, und sie können kaum glauben, dass ihre eigenen Jugendlichen fast zehn Minuten in Stille dasitzen können. |