Estland 2012

Vertrauen erneuern

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Bethaus in Nurste

In den Anfängen der 1990er Jahre kamen Tausende junger Esten zu den Europäischen Jugendtreffen und nach Taizé. Nach der Wende herrschte ein großes Interesse am Glauben. Die Situation hat sich seitdem verändert, aber es ist so, als ob die Leute wieder anfangen zu begreifen, dass „obwohl die Kommunikation immer einfacher wird, unsere menschlichen Gesellschaften aufgeteilt und zersplittert bleiben“, wie es im Brief 2012 heißt und man immer wieder Wege des Vertrauens bahnen muss.

Ein Jugendchor in Pärnu blieb nach der wöchentlichen Probe noch da, um beim gemeinsamen Gebet zu singen. Von singenden Jugendlichen begrüßt zu werden, ist ein schöner Beginn einer Reise durchs Land! Singen spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte Estlands. Und heute ist es so, dass die Lieder für so manchen einen Raum öffnen, in dem sie ihren Glauben auszudrücken können.

In Tartu staunt man über die Erneuerung des kirchlichen Lebens. Die Stadt mit ihrer berühmten Universität litt vor allem zur Zeit des Sowjetregimes. Nur sehr wenige Kirchen blieben offen. Nun wurde die historische St.-Johannes-Kirche wieder aufgebaut und dient als Universitätskirche, die Paulskirche wird derzeit renoviert, die Marienkirche wurde endlich der Gemeinde zurückgegeben und St. Peter hat einen neuen Turm. Die katholische Kirche hat eine aktive Gemeinde und eine gut besuchte Schule. Die Estnische Orthodoxe Kirche, die Methodisten- und Baptistengemeinden wachsen ebenfalls.

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Fahrt über das zugefrorene Meer

Wir beteten in einem Kellerraum der St. Pauluskirche - seit 6 Jahren findet dort wöchentlich ein gemeinsames Gebet mit Gesängen aus Taizé statt - neben den Räumen, in denen täglich Essen für Menschen ausgegeben wird, die auf der Straße oder in großer Armut leben. Die Kirche hat eine sehr starke Tradition der „Diakonie“ – der Sorge für die Armen und Ausgeschlossenen. Das Gebet war sehr innig: die Fürbitten waren eine Feuersäule für die Gemeinde.

In Tallinn hat die Evangelisch-lutherische Kirche ihre erste Pfarrgemeinde seit der Unabhängigkeit eröffnet. Sie liegt in der Vorstadt von Mustamäe, wo die meisten der Wohnblocks in sowjetischer Zeit gebaut wurden. Es gibt noch keine Kirche, aber die Gemeinde Maria Magdalena trifft sich im Keller des Gebäudes der „Kreisverwaltung“. „Wie Maria von Magdala, die am Ostermorgen sah, dass Christus lebt, sind wir aufgerufen, diese gute Nachricht mit anderen zu teilen“ - die Gemeinde lebt diese Worte aus dem Brief 2012. Ein Raum zum Beten ist mit einem Altar und Kerzen schön hergerichtet. Unser Gottesdienst zog 70 Personen aus allen sozialen Schichten an. Ein echtes Gleichnis der Gemeinschaft.

Auf der Insel Hiiumaa war die baptistische Gemeinde schon immer sehr aktiv. Wenn man dem 80-jährigen Pastor zuhört, der uns in Nurste begrüßte, spürt man förmlich, wie die Treue zu Gott Güte im Herzen aufbauen kann. Die Ereignisse von 1940 und die zweite sowjetische Invasion 1942 hat das Leben vieler geprägt. Aber der Pastor wurde Zeuge eines christlichen Glaubens, der zeigt, dass die „Antwort auf die eigenen Schwierigkeiten und die der anderen nur darin bestehen kann, noch mehr zu lieben.“ Das Bethaus in Nurste ist das größte der Insel. Das Feuer, das dort brannte, wärmte bei den frostigen Temperaturen nicht nur unsere Körper sondern auch unsere Herzen.

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Das Gebet in der Heilig-Geist-Kirche in Tallinn

Nach der Rückfahrt über das gefrorene Meer beteten wir in der Heilig-Geist-Kirche in der Talliner Altstadt. Was für ein schönes Gebäude – Zeugnis einer Hingabe und Leidenschaft, die sich der unbeständigen Geschichte zum Trotz behauptet hat. Bei dem anschließenden Treffen sprachen Jugendliche von ihren Plänen, nächsten Sommer Gruppenfahrten nach Taizé zu organisieren. Kontakte werden erneuert, Leute investieren Zeit und Energie, um für andere Wege des Vertrauens zu bereiten.

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