Jesus sagte: „Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riß. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche.“
In unserer Welt fühlt man sich oft gedrängt, das neueste Modell zu kaufen, weil es schneller ist, mehr Funktionen hat oder einfach besser aussieht. Gleichzeitig gibt es eine starke Sehnsucht nach der Vergangenheit, als die Dinge vermeintlich besser waren.
Die Bibel scheint uns oft widersprüchliche Ratschläge zu geben. Im Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 6, Vers 16, sagt Gott zum Beispiel: „Stellt euch an die Wege, und haltet Ausschau, fragt nach den Pfaden der Vorzeit.“ Doch in Kapitel 31, Vers 31, sagt er dann, dass er „mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde“.
Die Spannung zwischen dem Alten und dem Neuen scheint universell zu sein und bestand bereits zur Zeit Jesu. Am deutlichsten wird diese Spannung vielleicht in Jesus selbst: Er ist die Erfüllung alter Prophezeiungen, aber auf ganz neue und unerwartete Weise.
Im vorliegenden Text wird Jesus mit folgender Frage konfrontiert: Wenn seine Lehre neu ist, sollten diejenigen, die ihr folgen, die jüdischen Rituale und Traditionen aufgeben? – Wie so oft beantwortet Jesus nicht einfach eine Frage, sondern zeigt auf, worum es eigentlich geht. Für ihn hat sowohl das Alte als auch das Neue seinen Platz, solange wir das eigentliche Ziel eines Glaubensaktes nicht aus den Augen verlieren, nämlich Gott zu ehren.
Wie bringe ich den Wunsch nach neuen Formen und Ideen mit der Wertschätzung und dem Respekt für Tradition und Vergangenheit in Einklang?
Wie kann man sicherstellen, dass das eigene Handeln, ob es auf Tradition oder Innovation beruht, letztlich Gott ehrt?