Für diesen Monat

Gedanken zur Bibel

Mit den „Gedanken zur Bibel“ kann man mitten im Alltag, allein oder mit anderen, Gott suchen. Jeder nimmt sich mit dem vorgeschlagenen Text, dem Kommentar und den Fragen eine Zeit der Stille. Danach treffen sich alle zum Austausch. Davor oder danach kann ein gemeinsames Gebet stehen.

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2025

Januar

Römer 1,1–7: Als Heilige berufen
Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt, das Evangelium Gottes zu verkündigen, das er durch seine Propheten im Voraus verheißen hat in den heiligen Schriften: das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen; zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid. An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Wir definieren uns heute oft über das, was wir gerne tun, was uns interessiert und uns glücklich macht. Diese Dinge sind wichtig, aber Paulus weist uns eine andere Richtung – die Berufung.

In Vers 1 schreibt Paulus den Römern, dass er zum Apostel berufen sei, und dass sie ihrerseits berufen sind, zu Jesus Christus zu gehören und heilig zu sein (Vers 6-7). Diese doppelte Berufung des Paulus und seiner Leser bildet den Rahmen des gesamten Briefes.

Paulus stellt sich als Diener – oder Sklave – Jesu Christi vor, der berufen ist, das Evangelium zu verkünden. Das Wort „Sklave“ wurde bereits für Maria bei der Verkündigung verwendet. In der römischen Welt gehörte ein Sklave seinem Herrn. Ein Sklave war gut, wenn er den Willen seines Herrn erfüllt und seinen Willen dem Willen seines Herrn anpasst. Paulus spricht nicht für sich selbst, sondern möchte in allem Christus, seinen Herrn, widerspiegeln.

Paulus ist dazu ausersehen, das von der Heiligen Schrift verheißene Evangelium von Gottes Sohn zu verkünden, der dem Fleisch nach von David abstammt, dem Geist nach aber als Sohn Gottes eingesetzt wurde und durch die Auferstehung zum Herrn wurde.

Durch diesen Jesus erhielt Paulus die Gnade, Apostel zu sein (Vers 5). Der Schlüssel für die Berufung Paulus war es, den auferstandenen Christus kennengelernt zu haben: Christus hat sich Paulus offenbart und ihn gesandt, den Völkern das Evangelium zu verkünden. „Fleisch“ ist hier ein neutraler Ausdruck (nicht negativ) und bedeutet ganz einfach „Körper“. Der Geist dagegen schenkt neues Leben.

Indem sich Paulus mit Christus identifiziert, fordert er die Gläubigen auf zu verstehen, dass sie in dieses neue Leben eingetreten sind. Wir sind mit Christus gestorben und mit ihm von den Toten auferstanden, damit er uns durch seinen Geist verwandelt. Wie für Paulus liegt auch für uns der Schlüssel zu unserer Berufung darin, den auferstandenen Christus und die Kraft des Geistes kennenzulernen, der uns heilig macht. Wir sind berufen, zuerst zu Jesus zu gehören und durch dieselbe Kraft, die Christus von den Toten auferweckt hat, heilig zu werden.

- Liegt für mich eine Spannung zwischen dem, wozu ich berufen wurde, und dem, was ich gern tue? Besteht darin ein Widerspruch oder ergänzen sich beide –Gegensatz oder Ergänzung? – Überlassen wir diese Spannung dem Herrn!

- Was bedeutet es in meinem Alltag, ein „Sklave“ Christi zu sein? – Betrachten wir es nicht als Unterwerfung, sondern als Selbsthingabe!

- Findet die „Berufung, heilig zu werden“ auch in meinem Leben statt? – Wo sehe ich in meinem Leben und in meiner Umgebung Hinweise auf diese Verwandlung?

2025

Januar

Markus 1,7–11: Die Taufe Jesu
Johannes der Täufer verkündete: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“

Die Taufe Jesu ist ein Vorgeschmack auf das, was uns im weiteren Verlauf des Evangeliums begegnet: die Offenbarung Jesu als Gottes geliebter Sohn, der in allem vom Heiligen Geist getragen ist. Abseits des Tempels, der Schriftgelehrten und der Führer des Volkes nähert sich Jesus der Menge der Büßer. Er wendet sich an diejenigen, die auf das Erbarmen Gottes angewiesen sind. Ohne Privilegien für sich zu beanspruchen, wird er eins mit ihnen und lässt sich mit ihnen taufen. Dies nimmt seine völlige Hingabe vorweg.

Als Jesus aus dem Wasser steigt, offenbaren drei Zeichen die Bedeutung des Ereignisses: Erstens öffnet sich der Himmel in Vorwegnahme des Tempelvorhangs, der bei Jesu Tod zerreißt. In Jesus ist jede Distanz zwischen Gott und Mensch aufgehoben. Zweitens kommt der Geist auf Jesus herab, ohne ihn zu zwingen oder ihn zu beeinflussen, um ihn in jeder Situation zu leiten. Frei von allen persönlichen Plänen, lässt sich Jesus ganz auf den Willen Gottes ein. Schließlich erfährt Jesus, dass er der geliebte Sohn ist, die Freude des Vaters. Diese Vertrautheit mit dem Vater ist die Quelle, aus der Jesus die Kraft für seinen Dienst schöpft. Er hat keinen anderen Plan und kein anderes Projekt, als die ganze Hoffnung Gottes anzunehmen und sich ihr mit ganzem Herzen zu widmen. Er wird das endgültige Ja zur Erwartung Gottes sein, in eine menschliche Existenz hineingeboren. Diese Gemeinschaft zwischen dem Vater und dem Sohn ist bereits die Verwirklichung des Reiches Gottes, das in die Welt kommt.

Jesus als den einzigen von Gott geliebten Sohn anzuerkennen, bedeutet, einen Gott zu entdecken, der Vater ist, einen Gott, der sich nicht selbst genügt oder sich selbst befriedigt, sondern der seine Freude von einem anderen erwartet. Weil seine Beziehung auf Liebe beruht, setzt Gott seiner eigenen Allmacht und Allwissenheit eine Grenze: Gott kann nicht für mich antworten und weiß nicht im Voraus, wie ich antworten werde! Aber Gott wird nie aufhören, an mich zu glauben. Gott gibt aus Liebe, das heißt, ohne sich aufzudrängen, aber in der Hoffnung, dass seine Absicht erkannt wird, die ihn antreibt und eine Antwort hervorruft, die von einem ähnlichen Mut beseelt ist: eine totale und freie Hingabe meines ganzen Lebens.

- Was bedeutet es für mich, dass Jesus sowohl ganz Mensch als auch ganz Gott war?

- Wie kann ich den Willen Gottes annehmen, ohne dass meine eigenen Pläne zu einem Hindernis werden?

- Wenn Gott mich frei lässt, wie kann ich diese Freiheit nutzen?



Weitere Bibelstellen:

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