TAIZÉ

Wochenende Islamisch-Christlicher Freundschaft

Ein bisher so noch nie dagewesenes Treffen

 
Von Freitag, 5. Mai bis Montag, 8. Mai 2017 fand in Taizé ein Wochenende Islamisch-Christlicher Freundschaft statt. Die Initiative dazu ging von Khaled Roumo aus, einem muslimischen Freund der Communauté. Das Thema des Wochenendes lautete: „Der Sinn für Gott“.

Über 300 Teilnehmer kamen aus Frankreich und den Nachbarländern. Viele der jugendlichen Teilnehmer sind im Verein Coexister engagiert, einem Verein, der sich besonders für den Dialog zwischen Religionen und unterschiedlichen Weltanschauungen einsetzt. Andere waren vom Islamisch-Christlichen Freundeskreis sowie der Sufi-Bruderschaft Alawiyya eingeladen worden.

Der Tagesablauf in Taizé war der gleiche – alle Teilnehmer konnten am Alltag der Communauté und der Jugendtreffen teilnehmen – und doch war er etwas anders: Zwei Gemeinschaftsräume waren für das muslimische Gebet hergerichtet und das Programm war zusammen mit Vertretern beider Religionen vorbereitet worden. Bei den gemeinsamen Vorträgen wurde eine Übersetzung auf Arabisch angeboten, in den Gesprächsgruppen im Anschluss an die Vorträge saßen gemeinsam Muslime und Christen.

Der Austausch war sehr einleuchtend: Nicht bei dem stehen bleiben, was uns trennt, die Unterschiede nicht übergehen, sondern sich gegenseitig mit Respekt so besuchen, als ob man das Haus eines Gastgebers betreten würde. Auf diese recht einfache Weise konnten viele einen Schritt hin zum Verständnis des Gebets des jeweils anderen tun, dessen persönliche Beziehung zu Gott und dessen Erfahrung im Glauben – im gemeinsamen Lesen einiger Stellen des Koran und der Bibel, im gegenseitigen Besuch der Gebetszeiten des anderen, im Versuch, die eigene Beziehung zu Gott in Worte zu fassen.

Unter den eingeladenen Gästen sprach Schwester Caroll von der Gemeinschaft Mar Moussa in Syrien über die immens große Notwendigkeit, im Nahen Osten zwischen Christen und Muslimen ins Gespräch zu kommen. Die monastische Gemeinschaft, der sie angehört, hat im Irak, in Syrien und anderen Ländern viel dazu beigetragen. Fadila Semaï erzählte von der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Christian de Chergé, dem Prior der Mönche von Tibhirine, und Mohammed, einem Mann, der ihm während des Algerienkriegs das Leben gerettet hatte, indem er das Seine opferte. Ghaïs Jasser und Naziha Meftah haben uns geholfen, einen Zugang zu finden zur bezaubernden Musik des Orients, anhand von Gedichten des arabischen Schriftstellers Khaled Roumo, die vom Ensemble Wajd vertont wurden. Agata Kroh, Professorin für Hebräisch an der Katholischen Universität von Lyon, sprach über den Glauben Abrahams in der Tradition der drei monotheistischen Religionen. Die beiden Imame Embarek Guerdam und Ahmed Belghazi berichteten darüber, wie sie offene Gemeinden bilden.

Am Sonntagnachmittag kam es zu einem beeindruckenden Gespräch zwischen Scheich Khaled Bentounès, dem geistlichen Leiter der Sufi-Bruderschaft Alawiyya und Frère Alois, dem Prior der Communauté von Taizé. Beide sprachen über die geistliche Erfahrung, die Liebe Gottes zu „Kosten“.

Am letzten Tag der Begegnung stand Maria im Mittelpunkt. Fouzia Oukazi und Mireille Akouala gingen auf die Textzeugnisse des Neuen Testaments und des Koran ein, um mit sehr persönlichen Worten zu beschreiben, wie das Ja Marias zur wunderbaren Geburt Jesu das Leben jedes Gläubigen – Muslim und Christ – prägen kann.

Die Bereicherung dieser drei gemeinsamen Tage bestand sicherlich darin, dass alle zusammengelebt haben: eine gemeinsame Unterkunft, gemeinsame Mahlzeiten, Gespräche in den Gruppen, in die Kirche gehen (für die Muslime), das muslimische Gebet kennenlernen (für die Christen) … All diese gemeinsamen Schritte bilden einen Weg des Lichts, um gemeinsam aus der lebendigen Quelle der Liebe Gottes zu trinken.


Einen näheren Eindruck vermitteln zwei unterschiedliche Fotoserien:
Fotos von Cécile Massie und Wiesia Klemens


Die Themenliste der einzelnen Treffen (auf Französisch)


Letzte Aktualisierung: 26. Mai 2017