TAIZÉ

Frère Alois 2015

Vier Vorschläge, um Salz der Erde zu sein

 
Der „Brief 2012-2015 – Auf demWeg zu einer neuen Solidarität“ bringt auch für das kommende Jahr das Wesentliche unserer gemeinsamen Suche zum Ausdruck, die uns zum 16. August 2015 führt: dem zehnten Todestag Frère Rogers (siehe unten: Programm für das Jahr 2015). Hier vier Vorschläge, um Salz der Erde zu sein:

Erster Vorschlag: Die Menschen um uns herum einen Geschmack am Leben finden lassen



„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?“ (Matthäus 5,13)

Es ist uns von Gott gegeben, Salz der Erde zu sein; nehmen wir diese Gabe mit Freude an. Wo wir Salz der Erde sind, können andere einen Geschmack am Leben finden. Unser eigenes Leben bekommt einen Sinn, wenn durch uns das Leben derer, die uns anvertraut sind, schön wird.
Wenn wir uns angesichts von unzähligen Hindernissen fragen: „Wozu mühen wir uns eigentlich noch ab?“, sollten wir daran denken, dass eine kleine Menge Salz genügt, um allem Geschmack zu verleihen.
Durch das Gebet lernen wir, uns selbst mit dem Blick Gottes zu sehen; Gott sieht unsere Gaben und Fähigkeiten.
Um den Geschmack des Salzes nicht zu verlieren, müssen wir uns mit Leib und Seele einsetzen und auf die Gaben Gottes in uns vertrauen.

  • Überlegen wir, was uns selbst und anderen hilft, zu wachsen und uns zu entfalten.

Zweiter Vorschlag: Sich für Versöhnung einsetzen



„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder oder deine Schwester etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder oder deiner Schwester.“ (Matthäus 5,23-24)

Wir alle sehnen uns danach, dass die Menschheit wie eine einzige, große Familie zusammenlebt. Aber dies geht nicht von selbst, weder in einer Familie, unter Freunden, in einer Stadt oder einem Dorf noch zwischen Nationen.
Wenn die Christen sich versöhnen, werden sie zu einem Zeichen in einer Menschheit, die selbst nach Einheit sucht.
Es gibt bestimmte Situationen, in denen Versöhnung dringend notwendig ist. Um uns dafür einzusetzen, müssen wir die Ängste verstehen, die andere Menschen in ihren Vorurteilen gefangen halten. Wir müssen auch einsehen, dass andere vielleicht uns etwas vorzuwerfen haben.
Das Evangelium fordert uns auf, ererbte Unversöhnlichkeit nicht zu übertragen, weder an die Menschen um uns herum noch an die kommende Generation.

  • Haben wir den Mut, Menschen zusammenzubringen, die unterschiedliche Ansichten vertreten und nicht den gleichen Lebensstil pflegen, die verschiedenen Religionen, Kulturen oder Gesellschaftsschichten angehören. Lernen wir einander kennen, laden wir uns gegenseitig ein. Wagen wir es, um Vergebung zu bitten und zu vergeben.

Dritter Vorschlag: Dem Frieden dienen



„Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“ (Matthäus 5,9)

Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Konflikten. Er ist glückliches Leben; er gewährt jedem den ihm zustehenden Platz; er ist Leben in Fülle. Wenn wir den Frieden Gottes in uns annehmen, geht er auf die Menschen um uns herum über, auf alle Geschöpfe.
Unsere Sehnsucht nach Frieden macht unser Herz weit und erfüllt uns mit Erbarmen für alle. Sie wird zu einer Haltung der Offenheit und des Wohlwollens in unseren Familien, in der Nachbarschaft, bei der täglichen Arbeit.
Der Friede ist auch auf einer umfassenderen Ebene die Grundlage für Gerechtigkeit. Ist es verwunderlich, dass in Gesellschaften, wo verschwenderische Fülle und Armut nebeneinander bestehen, Gewalt entsteht? Reichtum mit anderen zu teilen, baut Spannungen ab und trägt ganz wesentlich zum Gemeinwohl bei.
Es gibt Menschen, die sich für den Frieden einsetzen, indem sie im öffentlichen Leben ihres Landes Verantwortung übernehmen, sei es in einem Verein, am Arbeitsplatz oder dadurch, dass sie anderen beistehen, die auf Ihre Hilfe angewiesen sind.

  • Gehen wir auf jemanden zu, der keinen Frieden hat! Schenken wir vor allem Zuwanderern größere Aufmerksamkeit! Versuchen wir, Situationen des Unrechts zu erkennen und die zu schützen, die besonders verletzlich sind! Versuchen wir, die modernen Formen von Sklaverei zu erkennen! Beten wir mit anderen für den Frieden, zum Beispiel indem wir jeden Sonntagabend eine halbe Stunde Stille halten.

Vierter Vorschlag: Die Erde bewahren



„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde als Erbe erhalten.“ (Matthäus 5,5)

Sanftmütig ist, wer sich nicht aufdrängt. Er lässt den anderen Raum. Er beansprucht die Erde nicht für sich. Sanftmütig sein heißt nicht resignieren, sondern den Hang zur Gewalt in uns beherrschen.
Die Erde gehört uns nicht. Sie ist uns anvertraut und wir sind berufen, für sie Sorge zu tragen. Die Reserven unseres Planeten sind nicht unbegrenzt. Wir sind zu Solidarität verpflichtet, sowohl untereinander als auch mit anderen Völkern und den nachkommenden Generationen.
Wir müssen einen Ausgleich finden zwischen unseren Grundbedürfnissen und unserem Verlangen nach immer mehr, besonders in dem, was wir verbrauchen und wie wir mit den natürlichen Rohstoffen umgehen.
Wir brauchen unsere ganze Fantasie und Kreativität, um einen Lebensstil zu finden, der nachhaltige Entwicklung möglich macht; dies sowohl im täglichen Leben sowie auch als Anreiz für Forschung, künstlerisches Schaffen und Entwicklung neuer gesellschaftlicher Projekte.

  • Können wir unseren Lebensstil vereinfachen und das beiseitelassen, was vielleicht gekünstelt und übertrieben ist? Unser Leben zu vereinfachen, kann eine Quelle des Glücks sein. Wie können wir Raum schaffen, um miteinander zu teilen? Was können wir geben, was von anderen annehmen? Vergessen wir nicht, Gott für die Schöpfung zu loben. Halten wir uns dazu Zeit zum Ausruhen und zur stillen Betrachtung frei.
Letzte Aktualisierung: 26. Dezember 2014

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Der Einleitungstext „Den Jugendlichen auf dem amerikanischen Kontinent zuhören“ ist hier zugänglich.