Vierter Sonntag | Gedanken von Frère David
„Freue dich! Der Herr ist mit dir.“ Maria hörte diese Botschaft, die Gott durch seinen Engel Gabriel an sie richtete. Die junge Frau war von diesem Gruß beunruhigt. Doch bevor sie den Engel fragte, schwieg sie, dachte nach und fragte sich in ihrem Herzen, was das bedeuten könnte.
Daraufhin sagt Gabriel zu ihr: „Fürchte dich nicht“, und erklärt ihr, dass sie dazu berufen sei, einen Sohn, Jesus, zu gebären, der groß sein und für immer herrschen werde. In ihrem Erstaunen stellt Maria nun ihre Fragen, nicht weil sie an der Erfüllung des Wortes zweifelt, sondern weil sie wissen will, wie das geschehen wird. Gabriel erklärt ihr, dass die Macht des Höchsten sie unter seinen Schatten nehmen werde. Ein Bild, das vielleicht an die Wolke erinnert, die das Volk durch die Wüste führte (Exodus 13,21): Sie stellt Gott dar, verschleiert ihn aber gleichzeitig und beschreibt eine Gegenwart, die gleichzeitig nah und fern, beruhigend und beunruhigend ist, die Schutz bietet und gleichzeitig auf den Weg schickt.
Ohne zu wissen, wohin sie geführt werden würde, stellt sich Maria in den Dienst des Herrn und vertraut seinem Wort. Neun Monate später wird sie dieses Kind gebären, weit weg von zu Hause, in einer Krippe. Hirten, die in der Nähe waren, hören einen Engel zu ihnen sagen: „Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude.“ (Lukas 2,7-10) Etwa 30 Jahre später hören einige Frauen, wie Jesus selbst, nachdem er von den Toten auferstanden war, zu ihnen sagt: „Freut euch und fürchtet euch nicht.“ (Matthäus 28,9-10)
Lassen wir uns von dieser Frohen Botschaft herausfordern! Wie Maria sind auch wir aufgerufen, Gott aufzunehmen und ihn auf die Welt zu bringen. Wir sollten unsere Zeit nicht damit verschwenden, uns zu fragen, ob dieser Ruf in Erfüllung gehen kann, sondern vielmehr danach suchen, wie wir ihn in die Tat umsetzen können. Wie kann ich in meiner Lebenssituation das Leben Gottes in mir aufnehmen? Das Evangelium gibt uns einige Anhaltspunkte. Zum Beispiel gibt es uns zu verstehen, dass Gott durch sein Wort zu uns kommt (Johannes 1,9), dass wir ihm in den Geringsten der Brüder und Schwestern Jesu begegnen können (Matthäus 25,40), dass er sich uns im geteilten Brot schenkt (Lukas 22,19).
Nach dieser Begegnung mit Gabriel bricht Maria eilends auf (Lukas 1,39), um einer älteren Verwandten beizustehen, die ein Baby erwartet. Und würde auch ich so schnell etwas Konkretes tun, um das Wort, das mir soeben verkündet wurde, in die Tat umzusetzen?
Am Ende des Berichts verlässt der Engel Maria und diese bleibt mit diesem Ruf alleine zurück. Auch wir sind zwar oft von Menschen umgeben, die wir wie Engel aufnehmen können, die Gott uns schickt, aber wir können uns manchmal sehr einsam fühlen. Und als festen Halt haben wir eigentlich nur einen Ruf, der unser Verstehen übersteigt. Stellen wir uns also wie Maria in den Dienst des Herrn und vertrauen wir seinem Wort! Freuen wir uns heute! Der Herr ist wirklich mitten unter uns (Zephanja 3,17), wagen wir es, uns dieser Gegenwart Gottes in uns zu öffnen, um sie in die Welt tragen zu können.
Dritter Sonntag | Gedanken von Frère Leo
Drei Verse gehen im heutigen Evangelium der Begegnung voraus, zu der es zwischen Johannes dem Täufer, Priestern und Leviten kommt und die einem Verhör gleicht! Die drei Verse beantworten auf ihre Weise auch die Frage, die die Abgesandten aus Jerusalem dem Johannes stellen: „Wer bist du?“
Johannes ist „gesandt“, er ist „Zeuge“, „er legt Zeugnis ab“ und ist „nicht das Licht, sondern legt Zeugnis ab für das Licht“.
Ja, Johannes steht „in Verbindung mit“, er ist „Zeuge von“. Ja, wie schwierig ist es für uns, gesandt zu sein, in Verbindung mit einem anderen zu stehen. „Nur gesandt?“ Es ist nicht leicht, sich in seiner Person nicht den Ursprung des Zeugnisses anzueignen!
Aber was ist eigentlich das Zeugnis des Johannes? Der Ausdruck: „Dies ist sein Zeugnis“ scheint, wie bei einem Verhör, mit der Frage zu beginnen: „Wer bist du?“ Die Frage nach der Identität des Johannes geht in die Frage über, mit welcher Legitimität er handelt: Mit welchem Recht tust du, was du tust?
Verspüren wir nicht alle manchmal den Wunsch nach klaren und eindeutigen Antworten? Doch Johannes verneint, wofür man ihn hält: „Ich bin nicht der Messias.“ – „Bist du der Prophet Elija oder ein anderer Prophet?“ Und seine Antworten werden immer kürzer: „Ich bin es nicht. ... Nein!“
Und wir? Brauchen auch wir eindeutige Antworten? Haben auch wir das Bedürfnis, andere oder uns selbst in Definitionen zu pressen, die auf unseren eigenen Kriterien beruhen? – Oder sind wir bereit, auf vorgefasste Formeln zu verzichten, um uns in Bezug und in Beziehung zu Christus zu positionieren und über das Wasser des Sees zu gehen?
Johannes nimmt seine Antwort aus dem Propheten Jesaja: „Ich bin die Stimme dessen, der in der Wüste ruft: ‚Bereitet den Weg des Herrn!‘“ Sich auf jemanden beziehen, der vor mir war, auf ein Wort, das ich empfangen habe.
Ich würde sogar sagen: sich auf den beziehen, der kommt und den wir noch nicht kennen. Wäre das die Eigenart Christi? „O du, der über alles hinausgeht, welcher Geist kann dich begreifen ...“.Johannes sagt, er sei nicht würdig, und doch „ist er Stimme, ... legt Zeugnis ab“. Möge es uns gegeben sein, in aller Einfachheit mit ihm Stimme und Zeuge zu sein, dem zugewandt, der kommt!
Zweiter Sonntag | Gedanken von Frère Kombo
Es ist Tradition, an Weihnachten Geschenke zu machen. Das Geschenk, das ich Christus in diesem Jahr schenken möchte, ist ein schönes Auto – natürlich im geistlichen Sinn. Das Auto ist fast fertig, es fehlen nur noch die Räder. Jeden Sonntag montieren wir ein weiteres Rad.
Das erste Rad wurde am vergangenen Sonntag angebracht und trägt den Namen: „Seht euch vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit gekommen ist.“ (Markus 13,33) Das zweite Rad bringen wir heute zusammen mit dem Propheten Jesaja und mit Johannes dem Täufer an. Der Name für dieses Rad lautet: „Tröstet, tröstet mein Volk! – spricht euer Gott.“ (Jesaja 40,1)
Ja, das Thema des heutigen Tages lautet: „Tröstet, tröstet mein Volk! – spricht euer Gott.“
Eine Stimme verkündet: „In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg.“ Wir wissen, dass das Leben in der Wüste sehr hart ist; es gibt kaum oder gar kein Wasser, kaum Vegetation, kaum Orientierungspunkte usw. Kurz gesagt: Es gibt kaum Leben. Warum also Zeit und Kraft verschwenden, um an diesem Ort etwas errichten zu wollen? Das Bild soll uns zeigen, dass es kein Hindernis gibt, das Gott nicht überwinden könnte. Er ist in der Lage, das Unmögliche im Leben eines Menschen möglich zu machen.
„Wie ein Hirte,“ sagt Jesaja, „führt der Herr seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.“ Das ist das Bild des guten Hirten, auf das Jesus im Johannesevangelium in Kapitel 10 anspielt. Der gute Hirte, der sich um seine Schafe kümmert.
Und es ist der Hirte, der das Volk tröstet. Dann können wir sagen: „Gelobt sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden.“ (2 Korinther 1,3-4)
Gott tröstet uns, damit auch wir anderen Trost spenden können. So wie wir in dieser oder jener Situation getröstet wurden, sollen wir andere trösten: Eltern, tröstet eure Kinder in ihrer Not, Kinder, tröstet eure Eltern, Brüder und Schwestern, tröstet andere in ihrer Not. Die Aufgabe ist gewaltig; um sie zu erfüllen, brauchen wir Kraft.
Im heutigen Evangelium spricht Johannes der Täufer zu denen, die zu ihm kamen, um die Taufe zur Vergebung der Sünden zu empfangen: „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ Der Heilige Geist, den Christus schenkt, wird uns den Weg zeigen und uns stärken.
Damit ist das zweite Rad angebracht. Zwei weitere werden folgen. Ich hoffe, dass wir bis zum 25. Dezember damit fertig werden.