„Gott bereitet euch eine Zukunft des Friedens und nicht des Unheils; Gott will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ [1]
Unzählige Menschen sehnen sich heute nach einer Zukunft in Frieden, danach, daß die Menschheit von drohender Gewalt befreit wird.
Manche ergreift Angst vor der Zukunft und sie sind davon wie gelähmt, aber überall auf der Erde gibt es auch erfinderische, schöpferische Jugendliche.
Diese Jugendlichen lassen sich nicht in eine Spirale der Verdrossenheit hineinziehen. Sie wissen, daß Gott uns nicht zur Untätigkeit erschaffen hat. Für sie ist das Leben nicht einem blinden Schicksal unterworfen. Ihnen ist bewußt: Was den Menschen lähmen kann, sind Skepsis oder Entmutigung.
Deshalb wollen diese Jugendlichen mit ganzem Herzen einer Zukunft des Friedens und nicht des Unheils den Weg bereiten.
Mehr als sie vermuten, gelingt es ihnen bereits, ihr Leben zu einem Licht zu machen, das ihre Umgebung erhellt.
Es gibt Menschen, die Frieden und Vertrauen dorthin tragen, wo Gefahren drohen und Widerstreit herrscht. Sie halten durch, auch wenn sie schwere Belastungen oder Rückschläge auszuhalten haben. [2]
An manchen Sommerabenden, unter einem sternklaren Himmel, hören wir in Taizé die Jugendlichen durch die geöffneten Fenster. Wir sind nach wie vor erstaunt, wie zahlreich sie sind. Sie suchen, sie beten. Und wir sagen uns: Ihr Verlangen nach Frieden, ihre Sehnsucht nach Vertrauen sind wie diese Sterne, kleine Lichter in der Nacht.
Wir leben in einer Zeit, in der sich viele fragen: Was ist eigentlich der Glaube? Der Glaube ist ganz einfaches Vertrauen auf Gott, ein unerläßlicher, im Leben unentwegt neuer Aufbruch des Vertrauens.
In jedem Menschen können sich Zweifel regen. Sie haben nichts Beunruhigendes. Wir möchten vor allem auf Christus hören, der leise in unserem Herzen sagt: „Hast du Bedenken? Sei ohne Sorge, der Heilige Geist bleibt immer bei dir.“ [3]
Manche machten die erstaunliche Entdeckung: Auch in einem Herzen, das von Zweifel befallen ist, kann sich die Liebe Gottes entfalten. [4]
Im Evangelium lautet eines der ersten Worte Christi: „Glücklich, die im Herzen einfach sind!“ [5] Ja, glücklich, wer auf die Einfachheit zugeht, im Herzen wie im Leben.
Ein Mensch mit einfachem Herzen sucht im gegenwärtigen Augenblick zu leben, jeden Tag als ein Heute Gottes zu empfangen.
Zeigt sich der Geist der Einfachheit nicht in der ungetrübten Freude und auch in der Fröhlichkeit?
Ein Mensch mit einfachem Herzen beansprucht nicht, ganz allein alles vom Glauben zu verstehen. Er sagt sich: Was ich kaum begreife, verstehen andere besser, und sie helfen mir auf meinen Weg weiter. [6]
Wer sein Leben vereinfacht, kann mit den Bedürftigsten teilen, um Leiden zu lindern, wo es Krankheit, Armut, Hunger gibt. [7]
Auch unser persönliches Gebet ist einfach. Meinen wir, daß es im Gebet viele Worte braucht? [8] Nein, bisweilen genügen einige, manchmal auch unbeholfene Worte, um Gott alles anzuvertrauen, unsere Ängste wie unsere Hoffnungen.
Wenn wir uns dem Heiligen Geist überlassen, finden wir auf den Weg, der von der Unruhe zum Vertrauen führt. [9] Und wir sagen zu ihm:
Heiliger Geist, gib, daß wir uns
in jedem Augenblick dir zuwenden.
So oft vergessen wir, daß du in uns wohnst,
daß du in uns betest, daß du in uns liebst.
Deine Gegenwart in uns ist Vertrauen
und stetes Verzeihen.
Ja, der Heilige Geist entzündet in uns ein Licht. Scheint es auch nur schwach – es weckt in unserem Herzen die Sehnsucht nach Gott. Und allein die Sehnsucht nach Gott ist schon Gebet.
Das Gebet befreit nicht davon, sich um die Dinge der Welt zu kümmern. Im Gegenteil, nichts ist verantwortlicher als zu beten: Je mehr man ganz einfach und bescheiden betet, desto mehr sieht man sich veranlaßt, zu lieben und es mit seinem Leben zum Ausdruck zu bringen.
Wo ist die Einfachheit zu finden, die unabdingbar zum Leben aus dem Evangelium gehört? Ein Wort Christi bringt uns Licht. Eines Tages sagte er zu seinen Jüngern: „Laßt die Kinder zu mir kommen, denn Menschen wie ihnen gilt Gottes Wirklichkeit.“ [10]
Wer könnte genug hervorheben, was manche Kinder durch ihr Vertrauen weitergeben können? [11]
So möchten wir Gott bitten: „Gott, du liebst uns, mache uns zu schlichten Menschen, schenke uns tiefe Einfachheit im Gebet, in den menschlichen Beziehungen, in der Gastfreundschaft...“
Jesus, der Christus, ist nicht auf die Erde gekommen, um irgendwen zu verurteilen, sondern um den Menschen Wege zur Gemeinschaft zu bahnen.
Seit zweitausend Jahren ist Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig, [12] und seine geheimnisvolle Gegenwart wird in einer sichtbaren Gemeinschaft [13] greifbar: Sie vereint Frauen, Männer, Jugendliche, die berufen sind, gemeinsam auf dem Weg zu sein, ohne sich voneinander zu trennen. [14]
Im Lauf ihrer Geschichte haben die Christen aber vielfältige Erschütterungen erlebt: Es kam zu Trennungen unter ihnen, obwohl sie sich auf denselben Gott der Liebe beriefen.
Es ist dringlich, Gemeinschaft heute wiederherzustellen; das kann nicht ständig auf später, auf das Ende der Zeiten verschoben werden. [15] Tun wir alles Erdenkliche dafür, daß die Christen für den Geist der Gemeinschaft wach werden? [16]
Es gibt Christen, die ohne Aufschub ganz schlicht, ganz einfach schon vor Ort miteinander in Gemeinschaft leben. [17]
Durch ihr Leben möchten sie Christus für viele andere gegenwärtig machen. Sie wissen, daß die Kirche nicht für sich selbst da ist, sondern für die Welt, dafür, einen Sauerteig des Friedens in die Welt einzubringen.
„Gemeinschaft“ ist einer der schönsten Namen der Kirche: In ihr kann es kein hartes Gegeneinander geben, sondern nur Lauterkeit, Güte des Herzens, Erbarmen ... Und die Tore der Heiligkeit können sich öffnen.
Im Evangelium wird uns eine überraschende Entdeckung zuteil: Gott ruft weder Angst noch Sorge hervor, Gott kann uns nur lieben.
Durch die Gegenwart seines Heiligen Geistes kommt Gott und verklärt unser Herz.
Und im schlichten Gebet können wir ahnen, daß wir nie allein sind: Der Heilige Geist stärkt unsere Gemeinschaft mit Gott, nicht nur für einen Augenblick, sondern bis in das Leben, das kein Ende kennt.