Gedanken zur Bibel
Januar
Ich bin das Leben: Johannes 11,21–27
Marta sagte zu Jesus: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ Jesus sagte zu ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Marta sagte zu ihm: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.“ Jesus erwiderte ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ Marta antwortete ihm: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ (Johannes 11,21–27)
Als Jesus, vier Tage nachdem ihr Bruder Lazarus gestorben war, in Betanien ankommt, geht Marta ihm entgegen. Nachdem sie Jesus bereits Tage zuvor mitgeteilt hatte, dass Lazarus krank sei, haben sie und ihre Schwester Maria sehnsüchtig auf ihn gewartet. „Wenn Du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben!“, sagt sie ohne Umschweife. Sie kann nicht verstehen, warum Jesus sich so viel Zeit gelassen hat. Dann fügt sie die erstaunlichen Worte hinzu: „Aber ich weiß: Alles, worum du Gott bittest, wird er dir geben.“ Im ersten Jahrhundert hatten die jüdischen Glaubenden in Palästina keine gemeinsame Vorstellung von der Auferstehung.
Einige, so etwa die Sadduzäer, leugneten die Auferstehung als solche, oder behaupteten, dass man vernünftigerweise nichts darüber sagen könne. Andere, wie die Pharisäer, glaubten an die Auferstehung, waren sich aber nicht einig, was sie genau bedeutete, ob zum Beispiel alle Menschen auferstehen würden oder ob der Mensch mit Leib und Seele auferstehen würde.
Was meint Martha also, wenn sie zu Jesus sagt, dass Gott ihm alles geben werde, worum er ihn bittet? Bittet sie Jesus damit, Lazarus von den Toten aufzuerwecken? Der folgende Dialog scheint dies auszuschließen. Wenn Jesus antwortet: „Dein Bruder wird auferstehen“, erwidert sie: „Ich weiß, dass er bei der Auferstehung am letzten Tag auferstehen wird.“ Martha glaubt an die Auferstehung am letzten Tag, und doch redet sie, während ihr Bruder im Grab liegt, so, als sei damit noch nicht alles vorbei, auch jetzt in der Gegenwart nicht. Sie scheint an eine Sache zu glauben, aber gleichzeitig – aufgrund dessen, was sie gesehen hat und über Jesus weiß – über das hinauszugehen, was sie bewusst glaubt.
Jesu Antwort auf Martha ist einer der packendsten und klarsten Sätze im gesamten Evangelium: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sagt Jesus zu ihr. Mit Jesus tritt die Auferstehung in die Gegenwart ein: „Ich bin.“ Diese Worte haben ein ganz besonderes Gewicht, denn sie erinnern an Gottes Worte an Mose im Buch Exodus, Kapitel 3, am brennenden Dornbusch: „Ich bin, der ich bin.“ Derselbe Gott ist gegenwärtig und am Werk, hier und jetzt, in Jesus. „Wer an mich glaubt“, fährt Jesus fort, „wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ – Dies sind keine leicht zu erfassenden Worte, die aber klarer werden, wenn wir sehen, dass das Wort „sterben“ auf unterschiedliche Weise verwendet wird. Im ersten Fall („auch wenn er stirbt“) ist vom leiblichen Tod die Rede. Im zweiten Fall („wird auf ewig nicht sterben“) geht es um den Tod als endgültige Trennung von Gott und vom Leben, nach dem leiblichen Tod. Wenn du an mich glaubst, sagt Jesus, wirst du schon hier und jetzt ein neues Leben beginnen. Die Auferstehung ist keine ferne Wirklichkeit nach dem Tod. Und wenn du stirbst, wirst du weder von Gott noch vom Leben getrennt sein – deshalb werdet ihr leben.
„Glaubst du das?“, fragt Jesus. Marta bejaht die Frage, geht aber darüber hinaus. Sie bezieht sich nicht auf das, was er soeben sagte, sondern auf das, was er in ihren Augen ist. Sie sagt: „Ja, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ Jesus macht keine Umschweife. Er spricht über sehr wichtige Dinge, die wir uns allerdings nur sehr bedingt vorstellen und glauben können. Lassen wir uns von Gott in sie hineinführen, so wie Marta und Maria, Schritt für Schritt.
Wie könnte man den Glauben von Marta beschreiben? Was hat sie in Jesus erkannt, dass sie so zu ihm sprach?
Wo stehe in auf meinem Weg im Glauben an die Auferstehung? Hilft mir dieser Bericht, einen Schritt weiterzugehen? Wenn ja, welchen Schritt?