Bald 40 Jahre leben wir in solch einem Stadtviertel, und am Pfingsttag gab es zum allerersten Mal ein ökumenisches Gebet in unserer Kirche. Wirklich erstaunlich ...
In den Pfingstkirchen wird Pfingsten bekanntlich jeden Tag gefeiert, nicht nur einmal im Jahr wie die historischen Kirchen. Der Glaube entsteht jeden Tag neu. In Stadtteilen wie dem unseren wird der lebendige Jesus vor allem in den vielen kleinen Pfingstkirchen verkündet.
Eine beeindruckende Gemeinschaft von 40 Obdachlosen aus Salvador verbrachte das Pfingstwochenende mit uns. Ein Teil von diesen gehörte zu Pfingstkirchen. Einige Pfarrer aus verschiedenen sehr kleinen historischen evangelischen Kirchen in Salvador, der Hauptstadt unseres Bundeslandes Bahia hatten ihr Kommen auch angesagt. So wagten wir es, am Pfingstnachmittag unsere pfingstlerischen Nachbarn zu einem gemeinsamen Gebet einzuladen. Zum allerersten Mal wagten sich Pfingstler, vor allem von der Assembly of God, der Pfingstkirche mit der längsten Geschichte (105 Jahre) in unsere Kirche zu einem gemeinsamen Gebet für die Einheit der Christen. Die ökumenische Gebetswoche endet in Brasilien an Pfingsten.
Für uns war es ein Gebet um Einheit, doch während der Feier merkte ich, dass niemand der Pfingstler von Einheit sprach, trotz der Predigt eines Pfingstpredigers über den vorgesehenen Bibeltext 1 Kor 1: „Ist Christus etwa geteilt?“ Alle lobten Gott für den Glauben, der uns gemeinsam ist, uns Brüdern aus Taizé und den katholischen Gläubigen die sich in unserer Kirche normalerweise versammeln, und den Gläubigen aus den Pfingstkirchen in unserem Stadtteil, in dem sie die Mehrheit bilden.
Das Gebet um Einheit wurde zum Glaubensfest, Lobpreis und Zeugnis für den Glauben, der uns gemeinsam ist. Dies ist zwar ein riesiger Schritt nach vorne, Vertrauen ist gewachsen, doch der Weg zur sichtbaren Gemeinschaft aller, die an Jesus glauben, ist noch völlig unsichtbar. Dazu muss man in Betracht ziehen, dass ein Pfingstler normalerweise die Schwelle einer katholischen Kirche nicht übertreten darf. Eine katholische Kirche ist, wie schon zur Reformationszeit, ein „Heidentempel“ voller Götzenbilder. Ich bin mir auch nicht sicher, ob einer der anwesenden Katholiken, sie stammten meist aus wohlhabenderen Stadtteilen, jemals an einem Gottesdienst in einer der Pfingstkirchen teilgenommen hat.
Ein erster Schritt, nachdem wir nun schon 40 Jahre hier leben...