Heiligabend in Grand Yoff
Einer der Brüder, die in Dakar leben, schreibt:
Wie jedes Jahr zu Weihnachten können wir zusehen, wie an der Straßenkreuzung vor unserem Haus ein großes Festzelt aufgebaut wird. Es behindert den gesamten Verkehr; die Menschen bringen Teppiche, eine Bühne, Stühle und Sessel für Würdenträger und einer imposante Verstärkeranlage mit eigenem Generator, um für einen etwaigen Stromausfall gerüstet zu sein. Die Lautsprecher werden so ausgerichtet, dass das ganze Viertel beschallt wird – uns eingeschlossen. Am Nachmittag des Heiligabends können wir im Hof unser eigenes Wort nicht mehr verstehen. Angeblich wird eine Gebetsnacht für junge Muslime organisiert! Niemand hat etwas gegen uns, doch was wird aus dem kleinen Abendgebet, das wir geplant hatten?
Sobald es dunkel wird, versuchen wir zu verhandeln. Das große Zelt ist noch leer, nur die Organisatoren sind da, Nachbarn die wir gut kennen. Wir erklären, dass wir an diesem Abend auch feiern möchten: Die Geburt Jesu, mit einem Abendgebet, zum großen Teil in Stille. „Kein Problem. Wir gehören zur Familie!“ und sofort wird die Anlage ausgeschaltet. „Sagt uns Bescheid, wenn ihr fertig seid.“
Ein wundervolles Abendgebet, fröhlich und andächtig, mit Kindern, Jugendlichen und ein paar Müttern. Unser Innenhof ist wie der bescheidene Stall in der Nacht zu Betlehem. Als wir gegen Mitternacht fertig sind und die Kinder das Haus verlassen, werden die Lautsprecher wieder hochgefahren. In dieser Nacht haben wir kein Auge zugetan.
Verklärung Christi
Einer der Brüder schreibt: „Im Senegal gibt es keine Berge. Alles ist völlig flach hier, wie also Verklärung Christi feiern? … Wir haben uns um sechs Uhr früh auf der Terrasse unseres Hauses eingefunden. Es ist noch dunkel. Ein befreundeter Pfarrer ist gekommen, um mit uns Gottesdienst zu feiern. Auch ein paar Jugendliche sind dazugestoßen, einige von weit her. Die Kinder kommen eines nach dem anderen schlaftrunken die Treppe herauf, einige haben ihre Mütter im Schlepptau; wir können anfangen.
Nach und nach wird das Singen kräftiger… Es ist noch frisch, aber es wird heute nicht regnen, nur ein leichter Wind und einige Wolken am Himmel. Die Morgenröte steigt sanft auf. Wir sind ohne es zu merken aus der Nacht in das Licht des Tages getreten. Welch ein Gleichnis!“