TAIZÉ

Worte von Frère Alois

„Leiden und Auferstehung immer zusammen betrachten“

 
Karsamstag | 8. April 2023

In dieser Karwoche haben wir im gemeinsamen Gebet Abschnitte aus der Passionsgeschichte gehört. Das hat uns geholfen, das Leben Christi zu betrachten und ihn in gewisser Weise im Leiden seiner letzten Tage auf Erden zu begleiten.

Gestern Abend haben wir – wie jeden Freitag in Taizé – gemeinsam vor dem Kreuz Jesu gebetet. Warum wurde er, der niemandem etwas zuleide getan hat, auf diese Weise hingerichtet? Nichts kann diese Frage wirklich beantworten.

Vor einigen Tagen schrieb mir ein Freund, der schwerkrank ist: „Ich muss in meinem Inneren das Leiden und die immer stärkeren Schmerzen annehmen. Aber diese Karwoche schenkt auch ein Licht der Auferstehung ... Wir müssen Leiden und Auferstehung immer zusammen betrachten, in jedem Moment, bei jedem Schritt ..."

Vielleicht zeigt uns dieser Freund einen Weg, um einen Sinn im Tod Jesu zu finden? Ein Tod, der seinen eigentlichen Sinn, seine endgültige Erfüllung, in dem findet, was danach kommt, in der Freude der Auferstehung, die die Herzen der Frauen am Grab und die seiner Jünger erfüllt.

Heute, am Karsamstag, können wir uns daran erinnern, dass Christus auf diese Weise dem Bösen begegnet ist. Er hat den Frieden und die Liebe Gottes dorthin gebracht, wo alles gegen den Frieden und gegen die Liebe ist, bis hin zur Sinnlosigkeit von Gewalt und Tod.

Das betrifft auch uns heute! Wir sehen das Böse, das in der Welt am Werk ist – Krieg und Gewalt, unschuldige Menschen, die leiden. Mit der Freude am Ostermorgen verdrängen wir das Böse und das Leid nicht; im Gegenteil: Angesichts des Bösen in der Welt und in unserem eigenen Leben können wir mit dieser Freude die Augen öffnen – ohne Naivität, sondern mit Hoffnung.

Ein Jugendlicher sagte mir einmal: „Kümmert sich Gott eigentlich noch um die Welt? Ich möchte daran glauben, aber wo ist er?“ – Ich muss sagen, dass mir solche Fragen manchmal auch kommen; so etwa vor Kurzem in der Ukraine, wo wir in den Märtyrerstädten Butscha und Irpin gebetet haben. Auf diese Fragen, die uns manchmal befallen, gibt es keine einfachen Antworten: Manchmal können wir nur im Vertrauen ausharren und weitergehen ohne zu sehen.
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Angesichts dieser manchmal existenziellen Fragen scheint es mir sehr wichtig, dass wir uns noch öfter treffen, um gemeinsam zu beten und mit anderen zu sprechen. In diesem Geist werden wir auch unseren Pilgerweg des Vertrauens fortsetzen, besonders nach diesen Jahren der Pandemie.

Am 30. September werden wir uns mit vielen geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften verschiedener Kirchen in Rom zu einem ökumenischen Abendgebet treffen, und zwar am Vorabend der Synode der katholischen Kirche. Es wird für das gesamte Wochenende in Rom ein Programm für Jugendliche geben.

Diese Veranstaltung trägt den Namen „Together | Versammlung des Volkes Gottes“. Papst Franziskus lädt die Brüder und Schwestern aus allen Kirchen dazu nach Rom ein. Vor Kurzem sagte mir eine Pfarrerin, die diese Versammlung mit vielen anderen vorbereitet: „Das ist eine Ökumene der Solidarität, wir werden für eine Kirche in einem wichtigen Moment ihrer Geschichte beten.“ – Wir sind also alle eingeladen, uns auf den Weg zu machen!

Und am Jahresende wird unser nächstes Europäisches Jugendtreffen in Ljubljana, der schönen Hauptstadt Sloweniens, stattfinden. Jugendliche von dort sind heute hier. Sie bereiten uns allen einen herzlichen Empfang.
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Morgen früh werden wir den Ostergruß austauschen; er lautet: „Christus ist auferstanden – Er ist wahrhaft auferstanden!“, wie es in den Ostkirchen Tradition ist. Diese Worte erinnern uns nicht nur an das geschichtliche Ereignis der Auferstehung Jesu, sondern drücken auch unsere Hoffnung für heute und morgen aus: Eine neue Schöpfung, eine neue Erde sind möglich, wo die Gerechtigkeit herrscht.

Um die Kraft dieses Osterglaubens zu bewahren und immer wieder neu zu finden, müssen wir uns mit anderen zusammen auf den Weg machen, über unseren Glauben und unsere Zweifel sprechen, und darüber, wie wir beten können. Wir können uns auch vom Lebenszeugnis anderer inspirieren lassen.

Morgen früh wird unser Bruder Githinji sich für sein ganzes Leben in unserer Communauté engagieren. Nach mehreren Jahren der Vorbereitung wird er diesen Schritt des Vertrauens tun, und zu Christus und zu uns, seinen Brüdern, ein Ja für das ganze Leben sagen. Seine Eltern und sein Bruder sind aus Kenia gekommen; und andere werden durch die Direktübertragung morgen dabei sein.

Es gibt viele verschiedene Wege, dem auferstandenen Christus nachzufolgen. Aber Christus bietet uns allen an, wo immer wir auch sind – so wie unser Bruder Githinji –, ihm zu vertrauen und ohne zurückzuschauen bis zum Ende unseres Lebens mit ihm zu gehen.

Lassen wir morgen die Freude der Auferstehung aufbrechen, möge sie unsere Herzen berühren und uns alle in unserem Alltag begleiten!

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Photo: Francisco Julio / Taizé Media Team