Morgen, an Pfingsten, feiern wir die Gabe des Heiligen Geistes. Heute Abend haben wir im Johannesevangelium gehört, wie Jesus jeden Menschen einlädt, der Durst hat, zu ihm zu kommen, und zu trinken, wer ihm vertraut.
Wir alle sehnen uns nach etwas. Vielleicht sehnen wir uns nicht wirklich nach Gott, sondern mehr nach Erfolg, Freundschaft oder danach, von anderen akzeptiert zu werden. Aber wenn wir ehrlich sind mit dem, wonach wir uns sehnen, führt uns das zu Jesus.
Wir müssen den Bach nach oben gehen, um zur Quelle zu kommen. Wir müssen unsere Wünsche nicht unterdrücken; im Gegenteil: Unser Glaube befreit unsere Sehnsucht und unser Verlangen, indem er ihren wahren Sinn enthüllt.
Lassen wir uns also von unserem Verlangen zu Jesus führen, um aus seiner Quelle zu trinken. Und wenn wir aus ihr trinken, treten wir dann nicht in eine Art Erwartung dessen ein, was er uns geben wird?
Dort begegnen wir auch den Jüngern Jesu, seinen Freunden, die nach Jesu Auferstehung von den Toten mit Maria und vermutlich noch weiteren Menschen in Jerusalem zum Gebet versammelt waren. Sie warteten auf den Heiligen Geist, den er ihnen versprochen hatte und der ihnen die Kraft gibt, seine Liebe zu bezeugen.
Morgen werden wir den Pfingstbericht aus der Apostelgeschichte lesen, in dem sich die Zusage Jesu erfüllt. Es war ein großes Fest und plötzlich hörten die Freunde Jesu wie einen starken Wind. Dann sahen sie Zungen von Feuer, die sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie fangen an, in verschiedenen Sprachen zu sprechen.
Die Einwohner von Jerusalem und die Pilger aus verschiedenen Ländern staunen und sind sprachlos. Wie können diese einfachen Leute vom Land auf einmal verschiedene Dialekte und Sprachen sprechen? Jeder versteht das Gesagte in seiner Sprache.
Petrus erhebt sich mutig und spricht über Jesus. Die Menschen verstehen, dass Gott sie annimmt und liebt, und sie einen Platz in der Gemeinschaft all derer haben, die Gott suchen.
Die Verheißung Jesu erfüllt sich. Petrus ist durch die Gabe des Heiligen Geistes zum Zeugen geworden. Die anderen Freunde Jesu schließen sich seinem Zeugnis an.
Ihr fahrt morgen wieder nach Hause. Wie könnt ihr euch auch weiterhin mit anderen treffen, die Gott suchen, so wie ihr es dieser Woche getan habt? Wie könnt ihr auf Gott warten und auf die Verheißung Jesu hören?
Werden wir das Wagnis eingehen, uns hinzugeben, zuzuhören und zu verstehen, was der Geist uns heute sagt? Sind wir bereit, uns stören, aus dem Trott bringen und herausfordern zu lassen? Und wenn Gott in unserer Gemeinde zu Hause etwas völlig Neues schaffen würde ...?
Wie können wir von Jesus sprechen, sodass andere es verstehen? Die Gabe des Heiligen Geistes bringt uns dazu, auf Menschen dort zuzugehen, wo sie gerade stehen, und ihnen zuerst einmal zuzuhören.
Nur so lernen wir ihre Sprache. Und nur so können wir das, was wir von Jesus verstanden haben, vor allem durch unser Leben weitergeben.
So können wir alle zu Zeugen Jesu und seiner Liebe werden.
Ich bin heute Abend aus der Ukraine zurückgekommen. Wir waren drei Brüder und haben unter anderem Menschen in Lwiw, Ternopil, Zitomir und Kiew besucht.
Wir hatten dabei keinen anderen Plan, als den Menschen zuzuhören, mit ihnen zu beten und ein Zeichen der Solidarität zu setzen, und ihnen zu sagen, dass wir sie nicht vergessen.
Wir haben überall sehr mutige Menschen getroffen, die ihr Land lieben und bereit sind, für ihre Freiheit alles zu geben.
Auch wenn das Leben vielerorts normal scheint, wie in anderen europäischen Ländern, machen sich die Menschen viele Sorgen. Und das wir nach zwei Jahren Krieg immer noch stärker. Der Krieg geht immer weiter.
Man hört ständig Sirenen, der Strom fällt regelmäßig aus und auf den Friedhöfen sieht man überall neue Gräber von zumeist sehr junger Soldaten.
Für viele ist der Glaube eine große Stütze, um die Hoffnung nicht zu verlieren und Menschen in Not zu helfen. Die Leute begrüßten uns mit dem Ostergruß: „Christus ist auferstanden!“ Und wir haben geantwortet: „Er ist wahrhaft auferstanden.“
Bei diesen Worten kehrt ein Lächeln auf die Gesichter zurück. Und obwohl es nicht immer leicht ist, an die Auferstehung zu glauben, verstanden wir die Kraft, die in diesem Gruß steckt. Das Leid hat nie das letzte Wort.
Darf ich euch bitten, das ukrainische Volk nicht zu vergessen und für die Menschen dort zu beten, für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit in ihrem Land? So seid ihr wie wir Pilger des Friedens und unterstützt die Menschen, deren Zukunft durch den Krieg bedroht ist.