Angesichts der Flüchtlingswelle der letzten Jahre in Europa nimmt die Communauté auch weiterhin Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern auf. Zahlreiche Menschen aus der Umgebung von Taizé helfen dabei tatkräftig mit.
Erstaufnahmestellen
Um Flüchtlinge aus Calais aufzunehmen, wurde im November 2015 in Taizé ein sogenanntes CAO (Aufnahme- und Beratungszentrum) eingerichtet. Dort konnten dreizehn junge Männer zwischen 19 und 40 Jahren, alle Muslime aus dem Sudan und Afghanistan, untergebracht werden. Neun von ihnen, denen der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde, arbeiten oder machen derzeit in der Umgebung von Taizé eine Ausbildung. Einer von ihnen ist verwitwet und hatte im Sudan einen 13-jährigen Sohn. Frère Alois konnte diesen im vergangenen Jahr nach einem Besuch im Land zu seinem Vater bringen; das Kind geht zur Schule und der Vater arbeitet in einer Gießerei in der Region.
Im November 2016 richtete die Communauté ein CAOMI (Aufnahme- und Beratungszentrum für Minderjährige) ein, um vorübergehend 18 Minderjährige aus Calais aufzunehmen, die auf dem Weg nach England waren. Sieben von ihnen beschlossen, in Taizé zu bleiben und Asyl zu beantragen. Einer von ihnen ist zur Zeit in einem Ausbildungsheim in der Nähe von Taizé und vier Flüchtlinge leben noch im Dorf und wollen sich in der Gegend niederlassen.
Familien
In den letzten Jahren hat die Communauté auch vier Flüchtlingsfamilien aus dem Irak und aus Syrien aufgenommen. Nach mehreren Monaten in Taizé konnten sie im Land Fuß fassen; zwei dieser Familien sind mittlerweile umgezogen und stehen mit der Communauté nach wie vor in enger Verbindung.
Warten auf Schutz
Im vergangenen September nahm die Communauté drei junge Flüchtlinge aus dem Südsudan und dem Sudan im Alter von 20 bis 28 Jahren auf. Diese Jugendlichen wissen noch nicht, ob sie aufgrund des Dublin-Abkommens in Frankreich einen Asylantrag stellen können. Da sie keine Arbeitserlaubnis haben, lernen sie momentan Französisch, engagieren sich ehrenamtlich und erzählen bei verschiedenen Gelegenheiten über die Gründe und die Umstände ihrer Flucht.
Patenfamilien
Jeder junge Migrant, der in Taizé aufgenommen wird, bekommt eine Patenfamilie in der Umgebung. Durch regelmäßige gegenseitige Besuche ist es leichter, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Einer der jungen Flüchtlinge sagte kürzlich: „Francoise kümmert sich um mich wie eine Mutter um ihren eigenen Sohn!“
Sprachkurse
Als die Communauté ihre Türen für junge Leute aus Calais öffnete, reagierte die umliegende Bevölkerung mit einer Welle der Großzügigkeit. Heute finden an vier Tagen der Woche Französischkurse im Rathaus von Taizé statt, ein Dutzend Freiwilliger gibt abwechselnd Unterricht. Christine, eine ausgebildete Fremdsprachenlehrerin, schreibt: „Mit Erstaunen und großer Freude sehe ich die Motivation der Asylbewerber und ihren Fleiß, Französisch zu lernen – trotz all der anderen Sorgen, die sie haben.“ Den drei Flüchtlingen, die zur Zeit an den Kursen teilnehmen, hat sich ein Dutzend Ausländer aus verschiedenen Ländern angeschlossen, die in der Region leben.
Erfahrungsaustausch
Drei der in Taizé aufgenommenen Flüchtlinge wurden im November 2017 an eine Oberschule in Châteaubriant in der Bretagne eingeladen, wo sie an einem Aktionstag zum Thema Migration teilnahmen. Die dortigen Schüler waren beeindruckt davon, was diese jungen Menschen über die Fahrt durch die Sahara, die schrecklichen Lebensbedingungen in Libyen und die Überquerung des Mittelmeers berichteten. Aber auch die Flüchtlinge waren beeindruckt, wie ernsthaft ihnen die Schüler zuhörten.
In Taizé nehmen Flüchtlinge hin und wieder an thematischen Workshops teil, die im Rahmen der Jugendtreffen angeboten werden.
Im Europäischen Parlament
Im Januar 2018 besuchte eine Gruppe junger Migranten das Europaparlament in Straßburg. Bei einem Treffen mit dem EU-Kommissar für Migration, Abgeordneten von verschiedenen Parteien und aus verschiedenen Ländern sowie dem Generaldirektor des Französisches Amtes für den Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen, konnten Migranten von ihre Erfahrungen in Europa und ihrer jeweiligen Situation erzählen: anerkannte Flüchtlinge, Asylsuchende, Migranten „nach dem Dublin-Abkommen“, unbegleitete Minderjährige, deren Alter nicht anerkannt wurde ...
Ein Europaabgeordneter schickte uns Bilder von diesem Besuch, die Claudio Cutarelli gemacht hat und die auf die Problematik des Dublin-Abkommens eingehen:
Eine längere Version hier.
Freiwilligenarbeit
Die in Taizé aufgenommenen Flüchtlinge halfen immer gerne mit, und sich machten sich gerne nützlich, um anderen zu helfen. Etwas geben zu können, gibt einem Menschen seine Würde zurück.
Edith, örtliche Schatzmeisterin der Caritas von Cluny, schreibt: „Drei junge Flüchtlinge unterstützen unsere Arbeit als Freiwillige. Sie nahmen an verschiedenen Aktivitäten teil, z. B. anlässlich des großen jährlichen Essens, bei dessen Vorbereitung sie sehr tatkräftig mithalfen.“
Flüchtlinge helfen als Freiwillige auch bei den Jugendtreffen der Communauté mit. Gonçalo, ein junger Portugiese, schrieb kürzlich: „Die Arbeit mit drei jungen Flüchtlingen war für mich eine ganz besondere Erfahrung; sie haben in unserem Team sehr engagiert mitgearbeitet und wir konnten gleichzeitig über unsere unterschiedlichen Kulturen sprechen. Sie haben uns von ihren Erfahrungen erzählt und davon, dass sie den Frieden suchen.“
Im vergangenen Sommer haben viele junge Menschen auf den Solidaritätsaufruf für Flüchtlinge reagiert. Mit Orsi, einer Freiwilligen, fuhren im November drei junge Flüchtlinge nach Calais, um der dortigen Caritas Dinge des täglichen Bedarfs, wie Duschgel, Shampoo, Zahnpasta und Zahnbürsten zu bringen. Sie waren zwei Nächte im Maria-Skobtsova-Haus zu Gast, wo Menschen aufgenommen werden, die unmittelbare Hilfe benötigen. Orsi schreibt: „Unsere drei Freunde hatten auf ihrer Fahrt durch viele Länder, die Wüste und das Mittelmeer das gleiche Elend erlebt. Sie wussten, was die jungen Leute in Calais durchgemacht haben.“