An den Ufern der Ljubljanica machten die ersten richtigen Frühlingstage einen Eindruck der Gelassenheit in der Fußgängerzone der Innenstadt. Wie in einem Mosaik trug jeder Teilnehmer und freiwillige Helfer, aber auch die Christen in der Stadt zur farbenfrohen Vielfalt der Länder, Generationen, Kulturen und Konfessionen bei und vermittelte ein Bild der Universalität der Kirche.
Für einige erinnerte dieses Treffen an das letzte in dieser Stadt vor 25 Jahren. Frère Alois kam am ersten Abend am Ende des gemeinsamen Gebets darauf zu sprechen:
Wir leben heute in Ljubljana eine neue Etappe des „Pilgerwegs des Vertrauens auf der Erde“. Es ist gut, daran zu denken, dass dieser Pilgerweg vor langer Zeit begann und besonders an das Treffen vor 25 Jahren, an dem die Eltern einiger von euch teilgenommen hatten. Und wir vergessen nicht, dass Frère Roger Slowenien bereits zuvor besucht hatte, anlässlich eines schönen Treffens in Stična. Inzwischen sind wir auf dem Weg der Freiheit weitergegangen. Auch wenn dieser Weg manchmal schwer ist und voller Hindernisse ist, möchten wir für diese Freiheit immer wieder danken und mutig vorwärtsgehen.
Aber auch jüngere Menschen erinnern sich an die Konflikte, die diese Region Europas vor zwanzig Jahren geteilt hatten. Stefan aus dem Süden von Österreich schreibt:
Ich bin immer noch berührt von den wertvollen Gesprächen mit meinen Gastgebern, die Begegnungen in den verschiedenen Treffen und natürlich die gemeinsamen Gebete mit so vielen jungen Menschen aus vielen verschiedenen Orten. Ich komme aus Villach, einer Stadt an der Grenze zu Slowenien. Als Kind erlebte ich die Auseinandersetzungen, die in den 1990er Jahren stattfanden. Ich sah, wie die Panzer auf den Bergen Stellung bezogen, die Soldaten in Villach, und wie meine Eltern und ältere Menschen sehr nervös wurden. Heute wurde ich mit herzlicher Gastfreundschaft in einem freien und demokratischen Land aufgenommen. In Gott ist alles möglich – wir können Grenzen überwinden, selbst in den dunkelsten Zeiten. Er ist mit uns und ein Leben in Gemeinschaft ist möglich.
Grenzübertritt: das erlebten all die jungen Leute, die von außerhalb nach Slowenien gekommen waren. Maria und Radek aus Polen erklärten, wie die Fahrt nach Ljubljana für sie ein Teil des Pilgerwegs des Vertrauens ist:
Dieses Mal haben wir beschlossen, per Anhalter zu reisen. Es dauerte 26 Stunden von Krakau nach Ljubljana. Es war eine großartige Gelegenheit, den Menschen auf unserer Reise zu vertrauen. Wir konnten ihnen von Taizé erzählen, unsere Erfahrungen teilen und erklären, warum wir an diesem Treffen teilnehmen.
Bei der Ankunft wurden die Pilger von einem Team Freiwilliger aus der Stadt begrüßt, die sich mehrere Wochen lang vorbereitet hatten. In den Gastgemeinden und in der Jugendstelle hatten sie an die kleinsten Details gedacht und die Ankommenden waren wirklich erwartet worden. Matej aus einer der Gastgemeinden in der Stadt schreibt:
Von Anfang an hat mich die Idee fasziniert, junge Christen bei uns aufzunehmen, mit ihnen zu beten und uns in ihrer Hoffnung, in Glauben und Vertrauen zu freuen. Doch als Koordinator für meine Gemeinde ging es für mich zunächst darum, Gastfamilien für die Pilger zu finden. Ich war von der Offenheit der Familien berührt, die oft ihren Urlaub absagen mussten, um Jugendliche aufzunehmen. Als die ersten Pilger kamen und die Gastgeber sie bei uns abholten, war die echte Begeisterung auf beiden Seiten ein wahres Zeichen Gottes Segen.
Die jungen Pilger waren aus rund dreißig Ländern gekommen, vor allem aus Ost-und Mitteleuropa - Ungarn, der Ukraine und Polen - aber auch aus Westeuropa und bis aus Nepal und Neuseeland! Ein junger Mann aus Neuseeland schreibt:
Zunächst möchte ich meiner Gastfamilie und Gemeinde für ihre herzliche Gastfreundschaft danken. Das Treffen war ein einmaliges Erlebnis für einen Neuseeländer wie mich. Es war interessant und aufschlussreich die slowenische Kultur kennenzulernen und die Gemeinschaft mit Jugendlichen aus ganz Europa zu erleben. Da ich aus einer evangelischen Familie komme, war für mich die gegenseitige Liebe und die Werte, die wir als Christen alle teilen, das was mich am Treffen am meisten berührt hat. Ich habe einen echten Sinn für Gemeinschaft und Solidarität unter den Jugendlichen, die ich beim Ljubljanatreffen kennenngelernt habe, entdeckt.
Wie so oft auf dem Pilgerweg des Vertrauens ist es die angebotene und empfangene Gastfreundschaft, die am meisten in Erinnerung bleibt. Einige der Jugendlichen bekamen Fahrräder von ihren Gastfamilien, andere wurden jeden Tag zu den Treffen gebracht. Am letzten Tag waren die Kinder in den Familien traurig, dass ihre Gäste wieder abfuhren. Lucas aus Indonesien zu dieser kurzen Freundschaft:
Dieses Treffen in Ljubljana erinnerte mich an mein erstes Europäisches Treffen in Zagreb in Kroatien. Die Menschen sind sehr offen und gastfreundlich. Ich spüre, dass die Bindungen in der Familie und die Gemeinschaft untereinander sehr stark sind. Gerade in meiner Gastfamilie konnte ich sehen, welche Frucht wirkliche Liebe der Eltern in den Kinder trägt.
Manchmal war die Verständigung nicht ganz einfach. Aber dieses Problem schmälerte in keiner Weise den guten Willen überall, wie Daniel aus Deutschland erklärt:
Meine Zeit hier in Ljubljana war für mich wichtig. Ich habe eine herzliche Freundschaft erlebt und gespürt, dass ich wirklich willkommen war. In meiner Gastfamilie waren die Gespräche wegen der Sprache nicht immer einfach, aber ich verbachte eine sehr gute Zeit mit ihnen, weil die Atmosphäre so herzlich war.
Jeden Tag gab es ein Morgengebet in der Ortsgemeinde. Danach teilten sich die Jugendlichen in kleine Gruppen auf, um über einen Bibeltext nachzudenken und um die Themen des „Briefs 2012: Auf dem Weg zu einer neuen Solidarität“ zu vertiefen.
An den Nachmittagen waren die Jugendlichen und die Christen der Stadt zu verschiedenen Thementreffen eingeladen: Glaube, Kunst und Leben in der Gesellschaft. Unter anderem: Eine Führung durch die serbisch-orthodoxe Kirche, das Zeugnis eines Deportierten, ein Treffen mit Behinderten in einer Arche-Gemeinschaft, ein Gespräch mit den Kleinen Schwestern Jesu aus Ljubljana und Zagreb. Menschen mit Verantwortung in Gesellschaft und Politik unterstützten das Treffen durch ihre Anwesenheit, und Jugendliche aus verschiedenen Ländern wurden im Rathaus zu einem informellen Treffen empfangen.
Zum Abendessen kamen die Jugendlichen auf Einladung der Jesuiten-Gemeinschaft in der Stadt in einem Park zusammen. Sie hatten ihre Kirche, die größte der Stadt, zur Verfügung gestellt. Die Gestaltung war sehr einfach, und der Chor, die Musik und die Teilnahme aller machten die gemeinsamen Gebete zu Momenten, in denen jeder in der Tiefe neue Kraft schöpfen konnte. Neben den Gesängen aus Taizé in mehreren Sprachen wurden zwei Lieder aus dem Repertoire des Landes gesungen. Ein junger Franzose, 16 Jahre alt, sagte:
Während dieser Tage in Ljubljana entdeckte ich die Atmosphäre des Gebets, des Singens, der Stille und der Gemeinschaft von Taizé. Wo auch immer, es ist immer schön, mit so vielen jungen Leuten zu singen. Die Gebete auf Slowenisch waren für mich eine außergewöhnliche Erfahrung, die ich nicht vergessen werde.
Das Mittagessen am letzten Tag fand in den Gastgemeinden statt, zusammen mit den Familien und den Jugendlichen. Es war sehr schön, die verschiedenen Generationen gemeinsam beim Picknick zu sehen, von Kindern bis zu alten Menschen, daneben die jungen Menschen aus verschiedenen Ländern. Am Ende des Treffens begrüßte der Erzbischof von Ljubljana alle Teilnehmer im Dom zu einem letzten Gebet; und dann kam der Moment des Abschieds. Frère Alois bedankte sich an diesem Moment herzlich bei den Gastfamilien, Gastgemeinden und den vielen jungen Freiwilligen, die am Treffen teilgenommen hatten. Valeria aus Weißrussland fasst das Treffen so zusammen:
In diesen Tagen konnte ich über das Geheimnis und die Freude nachdenken, eine Gemeinschaft in Christus zu sein. Es ist ein Geheimnis, weil jeder so angenommen ist, wie er ist; es ist eine Freude, denn indem wir Teil dieses Leibes sind, habe ich die Hoffnung, dass ich diejenigen nicht verlieren werde, die ich in meinem Leben kennenlerne. Diese Tage waren voller neuer Begegnungen und der Freude des Zusammenlebens in der Einheit.