Eine palästinensische Familie, die in Taizé aufgenommen wurde, hatte berichtet, wie ihre Angehörigen auf der Suche nach Unterschlupf unter schweren Bombenangriffen über 33 km von Gaza-Stadt nach Rafah laufen mussten. In Solidarität mit ihnen und mit den Opfern von Kriegen auf der ganzen Welt beschlossen wir, einen Fußmarsch als Pilger des Friedens von Taizé aus in die 34 km entfernte Stadt Givry zu unternehmen.
Der Bericht über die 33 km erinnerte uns auch an die 33 Jahre, die Jesus auf Erden gelebt hatte, bevor er sein Leben für alle hingab, um unser Friede zu werden und um den Hass, der die Völker trennte, zu zerstören (Epheser 2,13-14), und wir erinnerten uns daran, dass es in der talmudischen Tradition in jeder Generation 36 Gerechte gibt, die im Verborgenen leben und selbst nicht wissen, dass sie zu den Gerechten gehören. Die Welt hängt von ihnen ab. Unsere Wanderung erinnerte uns an diese Zahl.
Wir wollten auf dem Pilgerweg auch daran denken, dass die Communauté von Taizé während des Zweiten Weltkriegs entstand, dass diese frühen Jahre die Communauté prägten, dass Frère Roger Flüchtlinge aufnahm, unter denen auch Juden waren, und dass er nach der Befreiung mit Kriegsgefangenen Kontakt aufnahm. Unser Fußmarsch führte auch über die Demarkationslinie, die bis 1942 die freie von der besetzten Zone Frankreichs trennte.
Vier Stationen, an denen wir Augenzeugenberichte hörten und beteten, brachten uns dem Leiden der Menschen in Gaza und im Westjordanland, den Geiseln und ihren Familien, dem Volk von Myanmar, den Kriegsopfern im Sudan und den Menschen in der Ukraine, die um ihre Existenz kämpfen, nahe. In einer Fürbitte beteten wir auch für die Menschen, die sich unter autoritären Regimen für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.
Aufgrund der vier Stationen und unterschiedlich langen Etappen konnten auch Personen im fortgeschrittenen Alter oder mit eingeschränkter Mobilität teilnehmen.
Jeder Teilnehmer erhielt zu Beginn einen Stein mit dem Namen einer Person, die in einem Konfliktgebiet lebt. Wir sollten diese Person während des Tages bei uns haben und für sie beten. Dieses Engagement soll auch nach dem Fußmarsch fortgesetzt werden.
Hier zwei Reaktionen von Jugendlichen:
Marcellina, Polen
„Die Teilnahme am Friedensmarsch war eine sehr bewegende Erfahrung. Wir waren eine vielfältige Gruppe von Einzelpersonen, Brüdern, Schwestern, Freiwilligen und jungen Leuten, die durch ein einziges Ziel vereint waren: für den Frieden zu beten und derer zu gedenken, die vom Krieg betroffen sind. Trotz der körperlichen Herausforderung, die ein 34 Kilometer langer Fußmarsch darstellte, blieb meine Stimmung sehr gut, während wir Geschichten, Erfahrungen, Lachen, Gebete und Momente stiller Besinnung miteinander teilten. Jeder von uns trug einen Stein mit dem Namen einer Person, die von einem Konflikt betroffen ist. Ich ging „an der Seite“ einer jungen Frau aus Gaza, die wie ich als Freiwillige in Taizé mitgelebt hatte und derzeit versucht, ihre Familie aus dem Kriegsgebiet zu evakuieren. Bei jedem Schritt erinnerte mich ihr Name in meiner Tasche daran, dass ganz normale Menschen vom Krieg betroffen sind und an den menschlichen Preis der Konflikte. Jeden Tag frage ich mich, wie ich auf das Leid all dieser Menschen reagieren kann, die ins Kreuzfeuer von Gewalt geraten sind. Dennoch war dieser Fußmarsch eine hoffnungsvolle Antwort auf die Tatsache, dass es uns Kraft gibt, wenn wir angesichts anhaltender Konflikte zusammenkommen, um zu beten und voller Hoffnung und im Glauben zu bleiben.“
Florian, Deutschland
„In Erwartung einer friedlichen Wanderung mit anderen Menschen erwies sich dieser Pilgerweg des Friedens für mich als ausgesprochen berührend. Verschiedene Geschichten und Situationen wurden auf dem Weg vorgelesen und waren in unseren Gedanken und Gesprächen präsent. Jeder erhielt einen schlichten Stein mit dem Namen einer betroffenen Person, der ihn auf dem Weg begleiten sollte. Dadurch entstanden noch tiefere Beziehungen. Zu sehen, wie all diese Geschichten und Menschen bis zum Schlussgebet am Zielort getragen wurden, war eine großartig, und es hat sich wirklich gelohnt, dies alles mitzuerleben.“
Wie können wir alle zu Pilgern des Friedens werden, die auf die Stimmen der Opfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten hören?
Gebet zur Aussendung
Am Morgen des Donnerstags, den 7. März, sprach Frère Matthew dieses Gebet als Sendung auf den Weg von Taizé nach Givry:
Treuer Gott, pilgernder Gott, du gehst immer vor uns her. Sei den ganzen Tag über bei uns allen, die wir uns zu Fuß, im Gebet oder in Gedanken auf den Weg begeben. Wo immer wir uns befinden, unterwegs, in den Kirchen oder an unseren Wohnorten, du bist es, der durch die Berichte, die wir hören werden, zu uns spricht. Öffne unser Herz, um den Schrei der Unschuldigen zu hören, die unter dem Krieg leiden, der ihnen zugefügt wird. Sende deinen Heiligen Geist, um uns zu begleiten und uns daran zu erinnern, dass dein Sohn, Jesus Christus, unser Friede ist. Durch ihn segnest du uns jederzeit. Mache uns zu Pilgern des Friedens.
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