TAIZÉ

Gemeinsame Gebete während der COP26 in Glasgow

 
Taizé war anlässlich der COP26 vom Koordinationskomitee der Glasgower Kirchen eingeladen worden, ein Abendgebet für Studenten und junge Menschen in Glasgow vorzubereiten. Zwei Brüder der Communauté waren dazu vom 7. bis zum 12. November in Glasgow sein. Hier ihre Erfahrungen und Reaktionen einiger Menschen, denen sie begegnet sind.

Das alles per Zoom vorzubereiten, war etwas Neues! Einige Mitarbeiter der Jugend- und Studentenseelsorge verschiedener Kirchen, Laien und Priester, opferten Zeit und Energie, um für die Menschen während der Konferenz in Glasgow eine Gelegenheit zu bieten, die Sorgen über den Klimanotstand vor Gott zu bringen.

Bei der Ankunft mit dem Eurostar in London war der King’s Cross Station mit Bannern geschmückt, welche die Teilnehmer der COP26 in Glasgow willkommen hießen und ihnen für die Anreise mit dem Zug dankten. Bei Reisen unter 1500 km versuchen wir, so weit wie möglich auf dem Landweg anstatt mit dem Flugzeug zu reisen. Das trifft auf Glasgow zu, so war die Entscheidung klar.

Am Samstag, 6. November war am Nachmittag in Glasgow eine riesige Demonstration von 120.000 Menschen friedlich durch den Regen marschiert, um einschneidende Maßnahmen angesichts der Klimakrise zu fordern. Die kirchlichen Gruppen bildeten gemeinsam einen großen Block. Auch wenn sie nicht offiziell bei der COP26 vertreten waren, waren sie die ganze Woche über sehr präsent.


Foto: Taizé

Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Pfarrer der Gemeinde „Immaculate Conception“ in Maryhill lernten wir zwei junge Delegierte aus Malawi kennen, die von der schottischen Caritas eingeladen worden waren. Sie berichteten von ihrem Engagement bei der COP26 und den Auswirkungen des Klimawandels in ihrem Land, das zu den ärmsten der Erde gehört.

Nach der Teilnahme an der Delegiertenmesse in der St. Aloysius-Kirche und dem ökumenischen Gottesdienst in der High Kirk am nächsten Tag begann am Montag unser tägliches Gebet. Fünf Mittagsgebete in der Universität – der katholischen Studentenseelsorge, der Memorial Chapel und der Wellington Church – und vier Abendgebete in verschiedenen Kirchen der Stadt – der Kirche Immaculate Conception, der High Kirk, der Sherbrooke Mosspark Gemeinde und St. Aloysius in der Rose Street – waren Teil des Netzes von Gebeten, das die Konferenz umgab.

Zu den Gebeten kamen junge und weniger junge Menschen sowie einige der Delegierten und Menschen, die die Online-Übertragung in vielen Ländern mitverfolgten. Hier einige Reaktionen von Menschen, die an den Gebeten teilgenommen haben:

„Fast ein Jahr lang haben wir über Zoom und per E-Mail zusammengearbeitet, und wir haben es geschafft: Die Gebete mit Gesängen aus Taizé gehörten zum Besten rund um die COP26 ... Die Vernetzung von Aktivisten verschiedener Generationen, tiefe Gottesdienste und die Sensibilisierung für die Klimakrise.

Es war ein Privileg und eine Freude, dies gemeinsam mit den Gemeinschaften von Taizé und von Iona zu tun. Beide Gemeinschaften engagieren sich für Frieden, Gerechtigkeit und Umwelt. Beide nehmen junge Freiwillige aus ganz Europa und der Welt bei sich auf und arbeiten zusammen. Beide singen und beten. Es passte also perfekt zusammen und wird hoffentlich zu einer weiteren Zusammenarbeit in der Zukunft führen! Vielleicht werden wir nächstes Jahr mit Jugendlichen aus Schottland nach Taizé kommen.

In der Zeit vor der Veranstaltung in Glasgow wurden Mahnwachen und Gottesdienste mit Gesängen aus Taizé organisiert und Gebete von ehemaligen Freiwilligen und Mitarbeitern von Iona aus Paraguay, Uganda, Brasilien, Papua-Neuguinea, Europa und Amerika verfasst. Während der COP26 beteiligten sich Musiker von Iona mit ihren Stimmen und Instrumenten an den Taizé-Gebeten. Das Wohnmobil, das auf Iona das „Zuhause in der Ferne“ ist, wurde zum „Brethrenmobil“ für den Transport der Ikonen und der Brüder. Und das Lustigste war: Sowohl die Musiker von Iona als auch die Brüder von Taizé gingen in die falsche St. Aloysius-Kirche ... und zwar unabhängig voneinander! Man kann Google-Maps nicht immer trauen, aber fand jeder die richtige Kirche!

Es war eine Freude, Menschen in Glasgow zu treffen, die zum ersten Mal an so einem Gebet teilnahmen und es ihnen gefiel! Einige reisten von einem Gebet zum nächsten quer durch die Stadt. Ich dachte an meine erste Begegnung mit den Gesängen aus Taizé in der Underground Church – buchstäblich unterirdisch in einem Keller – während der sowjetischen Besatzungszeit in Lettland und wie sie mich berührten, mir halfen und mich bewegten. Sie haben mich seitdem mein ganzes Leben lang begleitet und ich hoffe, dass sie das auch für viele Menschen in Schottland tun werden!“


Urzula Glienecke, Mitglied der Iona Gemeinschaft


Mittagsgebet, Memorial Chapel, Universität Glasgow. Foto: Taizé

„Bischof Graham Usher aus Norwich und ich haben eine gemeinsame Antwort für die COP verfasst, die man auf dieser Seite lesen kann. Und ich werde noch mehr darüber schreiben. Aber meine wichtigste Herausforderung ist geistlicher Art. In den letzten anderthalb Jahrhunderten hat man uns im wohlhabenden Norden eingeredet, dass Gier etwas Gutes sei. Sie ist die Grundlage unseres gesamten Wirtschaftssystems, das vor allem auf unserem Wunsch nach „mehr“ beruht. Es besteht die unbestrittene Annahme, dass „Wachstum“ der Wirtschaft etwas Gutes ist.

Wir müssen dies in Frage stellen und lernen, wie viel genug ist. Das lebt uns Taize wunderbar vor. Es gibt vieles, was man in diesem Zusammenhang ansprechen kann, aber ich denke, das ist meine Überschrift.“

Rev. Olivia Graham (Anglikanische Bischöfin von Reading)


Foto: Taizé

„Ich glaube, Johannes Paul II. sagte einmal, Taizé sei der Ort, an dem man zu einer Quelle kommt, um zu trinken und seinen Weg fortzusetzen. Die COP26 ist ein ähnlicher Ort, da sie verschiedene Interessengruppen zusammenbringt (sowohl die Vertragsparteien, welche die offizielle Dokumente der COP unterzeichnen, als auch alle anderen, die in der UN-Sprache NSA genannt werden: Nichtstaatliche Akteure) und dabei unterstützt, sich auf eine gemeinsame Vision zu einigen und diese Vision zu Hause Wirklichkeit werden zu lassen.

Ich bin Taizé sehr dankbar, dass es uns in Glasgow begleitet hat – die Gebete waren ein Ort, um Batterien aufzuladen, zu entschleunigen, nachzudenken und vor allem: mit Gott zu sein. Auch wenn wir aufgrund der Veranstaltungen nicht an den Gebeten teilnehmen konnten, hat uns das Wissen, dass wir im Gebet eins sind, ermutigt.

Kurz gesagt, ohne Taizé und die Gebete in Glasgow wäre die COP26 sicher viel schwieriger gewesen, da wir uns zusammen mit dem Climate-Champions-Team auf die NSA-Vertretung konzentriert haben, in meinem Fall auf die Landwirte. Dafür und für die Gebete von allen bin ich dankbar.“


Mateusz Ciasnocha (Polen), Delegierter


Abendgebet in der St. Aloysius-Kirche, 11. November, Foto © „Being Catholic“

Die COP26 ist nicht zu Ende. Es ist nun an uns, das Vereinbarte in die Praxis umzusetzen und das Bewusstsein für den Klimanotstand aufrechtzuerhalten. Wir können unsere Sorge füreinander nicht von unserer Sorge für die Schöpfung trennen. Alles ist miteinander verbunden. Alles ist zerbrechlich. Wir bewohnen ein gemeinsames Haus.

- Aufzeichnung des Abendgebets in der St. Aloysius-Kirche am 11. November 2021

- Artikel auf der Website der Church of Scotland über die Gebete und die Folgemaßnahmen in Schottland.

- Artikel in der französischen Zeitschrift „La Vie“ über die COP26



Foto: Taizé

Letzte Aktualisierung: 26. November 2021