Als erste kam eine Gruppe von 47 Jugendlichen aus South Dakota an. Viele von ihnen waren indianischer Abstammung. Taizé war ihnen nicht unbekannt, mehrere von ihnen waren im vergangenen Jahr in Taizé. Bald kamen junge Lutheraner, Methodisten, Anglikaner und Katholiken aus Nebraska, Kalifornien, New Mexico, New Jersey und aus der Gegend von Ottawa hinzu...
DePaul in Chicago ist die größte katholische Universität der Vereinigten Staaten und hatte alles darangesetzt, die Teilnehmer zu empfangen. Für drei Tage wurde ihr bekanntes Sportzentrum zu einem Ort des Gebets. Die Sporthalle wurde mit einem Teppich ausgelegt alle konnten zum Gebet auf dem Boden sitzen. Große Ikonen der Freundschaft Christi, der Auferstehung und des Kreuzes fingen die Aufmerksamkeit der Anwesenden ein. Das Gebet um das Kreuz war für viele eine Entdeckung. Jeden Abend ging es noch lange weiter mit Gesängen in Englisch, Spanisch (fast die Hälfte der Katholiken in Chicago sprechen Spanisch), Polnisch, und ein Gesang in Lakota, der Sprache der Ureinwohner Amerikas, die zum Treffen gekommen waren.
Alle jungen Leute wurden in katholischen und verschiedenen evangelischen Kirchengemeinden Chicagos aufgenommen und in Familien untergebracht. Sie trafen sich zum Frühstück und am Abend mit ihren Gastfamilien. Am Samstagnachmittag boten Thementreffen die Gelegenheit, um über Fragen zum geistlichen Leben, über die Herausforderungen der Gesellschaft, Flüchtlinge oder Obdachlose, nachzudenken; ein Team von Ärzten und Sozialarbeiterte kümmern sich um sie. DePaul trägt den Namen eines großen Französisch Heiligen: Vinzenz von Paul. Seit einigen Jahren versucht die Universität, unter den Studenten einen Sinn für den Dienst am Anderen zu entwickeln. Der Ausdruck „eine Haltung des Dienens“ kommt oft vor. Dieses Jahr haben 1800 Studenten an einem Tag des Dienens teilgenommen. Die für diese Initiative Verantwortlichen hielten ein Thementreffen über den Erfindungsreichtum der Liebe. An einem anderen Ort, kamen junge Erwachsene zum Thema Leben aus dem Glauben als Aufruf zum Nachdenken und zur Kreativität zusammen. „Wo würden man sich heute mehr Kreativität wünschen?“ Bildung, Politik, Wirtschaft, Kunst, Musik, soziale Beziehungen, alle diese Bereiche wurden angesprochen. Alle brachten ihre Besorgnis zum Ausdruck und ihren Wunsch, an einer Veränderung teilzunehmen. Ein junger Professor eines bekannten College erklärte: „Wir dürfen kritisches Denken nicht mit Zynismus verwechseln.“ Auffällig war das Alter der Teilnehmer: Es waren keine Jugendlichen, sondern junge Studenten zwischen 21 und 35 Jahren, mehrere von ihnen bereits mit Erfahrung im Berufsleben. Sie waren kritisch und strahlten zugleich Hoffnung aus. Sie stellten Fragen über die Hoffnung , die unsere Fähigkeit zu reflektieren weit macht und unseren Sinn für das Machbare stärkt.
Ein Artikel in The Washington Post über den Pilgerweg des Vertrauens in Chicago erwähnte besonders den Sinn der Kirche, den junge Menschen bei solchen Treffen entdecken. Mehrere Kirchenverantwortliche, Protestanten und Katholiken, unter ihnen auch Kardinal George, Erzbischof von Chicago, der Moderator der Presbyterianischen Kirche und der methodistische Bischof kamen zum gemeinsamen Gebet am Samstagabend. Jeden Abend sprach Frère Alois davon, nicht auf unsere Ängste zu hören, sondern es zu wagen, in den Spuren Christi zu gehen. Das Treffen fiel mit dem Pfingstfest zusammen. Chicago ist bekannt als „windy city“. Ein Hauch einer anderen Art war über sie hinweggegangen.