„Er ist die bekannteste lebende Persönlichkeit Estlands in der Welt!“, sagen uns die Esten, die mit uns das Arvo-Pärt-Zentrum in Laulasmaa, 40 Minuten nordwestlich von Tallinn, besuchen.

Pärt wurde am 11. September 1935 geboren und erlebte die Zeit der Sowjetunion. Nach einem Studium der Komposition in Tallinn komponierte er zunächst Filmmusik. 1972 trat er in die orthodoxe Kirche ein. Während der Sowjetzeit vertonte er zunehmend religiöse Texte, was zu seiner Ächtung und 1980 schließlich zu seinem Exil in Österreich und später in Berlin führte. Seit 2010 lebt er wieder in Estland. Sein Werdegang, mit der Wiederentdeckung des christlichen Glaubens, steht sinnbildlich für seine Generation.

Obwohl die Natur eine Schlüsselrolle in seiner Komposition spielt, sind es vor allem die Texte, die ihn führen. Das Arvo Pärt-Zentrum, das sein Werk vorstellt, liegt mitten im Wald. Die nach außen hin offene Architektur aus Holz taucht den Besucher in die Natur.

In der Mitte eines Innenhofs befindet sich eine kleine, in orthodoxer Tradition gestaltete Kapelle. Der alte Adam steht Christus gegenüber, der neue Adam, und ist umgeben von den beiden Heiligen vom Berg Athos des 20. Jahrhunderts: Siluan und Sophrony.

• • Wie wir leben, hängt davon ab, wie wir mit dem Tod umgehen; wie wir Musik machen, hängt davon ab, wie wir mit der Stille umgehen.

• • Ich möchte, dass die Musik den Hörer berührt. Wie die Tür einer Kirche für alle offen sein sollte, so sollte auch die Musik so gespielt werden, dass alle Türen offen sind.

• • Eine bessere Welt beginnt nicht am anderen Ende der Welt, sondern in deinem Inneren. Millimeter für Millimeter. Was bedeutet ein Millimeter auf einem Notenblatt? Was für eine Waffe ist sie, wenn sie richtig gemessen wird? Sie ist eine Schule, welche die Seele prägt, nicht nur eine Musikschule.

• • Die Musik ist mein Freund: Sie versteht alles, sie fühlt mit mir, sie verzeiht mir. Sie ist mir Trost, ein Taschentuch, um meine Tränen zu trocknen, und eine Quelle von Freudentränen, von Befreiung und Höhenflügen. Aber sie ist auch ein Dorn in meinem Fleisch und in meiner Seele; sie ist es, die mich ernüchtert und mich Demut lehrt.

• • Die Stille ist noch vollkommener als die Musik. Man muss nur lernen, sie zu hören. Letztendlich ist die Stille erfüllt.

• • Für mich ist das Komponieren eine Begegnung mit dem göttlichen Teil des Unbekannten.

• • Es ist stets ein wunderbarer Moment, wenn man völlig verloren ist, wenn man versucht, mit fast nichts etwas anzufangen. Vor allem muss man sich selbst zum Nichts machen. Es muss Stille herrschen. Man muss mit seiner Ohnmacht Frieden schließen. Und was wir dann empfangen, ist wie ein Geschenk.

• • Die Geduld ist eine Schule, aber Geduld mit einem demütigen und dankbaren Geist ist eine Universität.

(Foto (C) Woesinger [unter „Creative Commons“->https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arvo_P%C3%A4rt.jpg)

□ Aliinale
□ Bogoroditse Djevo
□ Symphonie n°3
□ Die Klage Adams
□ Tabula Rasa
□ Fratres
□ Der Gesang des Siluan

Viel Spaß beim Anhören!