Papst Franziskus
Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby
Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Pfr. Jerry Pillay
Die Generalsekretärin der Lutherischen Weltbundes, Pfr.in Anne Burghardt
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen
Die Staatspräsidentin von Slowenien, Nataša Pirc Musar
Liebe Jugendliche, anlässlich des 46. Europäischen Jugendtreffens, das die Communauté von Taizé in Ljubljana unter dem Thema „Gemeinsam auf dem Weg“ organisiert, grüßt Euch Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Er drückt damit seine Verbundenheit mit Euch allen aus, die Ihr Euch auf verschiedenen Ebenen im Leben der Kirche und Eurer verschiedenen Länder engagiert.
Die letzten Weltjugendtage haben die Gelegenheit geboten, in der Kirche als Gemeinschaft die Erfahrung der Freundschaft mit Gott und mit den anderen zu machen. In der Tat seid Ihr das Heute Gottes, das Heute der Kirche! Die Kirche braucht Euch, um wirklich sie selbst zu sein. Als Kirche seid Ihr der Leib des auferstandenen Herrn, der in der Welt gegenwärtig ist. Liebe Freunde, wir leben in einer lauten Welt, in der Stille und Zuhören wenig zählt. Daher lade ich Euch ein, die tiefe Bedeutung des Zuhörens wiederzuentdecken. Zuhören ist ein Akt der Liebe. Es ist das Herz des Vertrauens. Ohne Zuhören kann nur wenig wachsen und sich entwickeln. Zuhören gibt dem anderen Raum, um zu leben. Wir haben oft den Eindruck, dass derjenige, der am lautesten schreit, am ehesten gehört wird. Leider gewinnt die Gewalt heute immer mehr an Boden. Wir leben in schweren Zeiten, mit Konflikten und Kriegen auf der ganzen Welt, weil niemand mehr zuhört. Ich fordere Euch auf, es zu wagen, eine andere Welt zu bauen, eine Welt des Zuhörens, des Dialogs und der Offenheit, um „auf andere Ideale als die dieser Welt hinzuweisen, indem wir die Schönheit der Großherzigkeit, des Dienens, der Reinheit, Beharrlichkeit, Vergebung, der Treue zu unserer persönlichen Berufung, des Gebets, des Strebens nach Gerechtigkeit und Gemeinwohl, der Liebe zu den Armen und der sozialen Freundschaft bezeugen.“ (Christus vivit, Nr. 36).
Eine der Herausforderungen, vor denen Ihr steht, ist es, gemeinsam auf eine Veränderung des Lebens in unseren Gesellschaften hinzuarbeiten. Gemeinsam auf dem Weg zu sein bedeutet, den Weg der Marginalisierung, der Abschottung, der Ausgrenzung und der Ablehnung bestimmter Menschen zu verhindern. Ihr baut Brücken zwischen Völkern, Kulturen und Religionen, für eine beständige und offene Welt. Wir müssen uns dafür einsetzen, wie unser Herr und Meister Jesus zu leben, der niemanden von seinem Weg ausgeschlossen hat. In Gemeinschaft mit Gott teilte Christus sein Leben mit allen, die zu ihm kamen. Er erkannte Gottes Gegenwart in den Menschen am Rand der Gesellschaft, selbst in denen, die nicht zu seinem Volk gehörten.
Angesichts der heutigen Herausforderungen und unserer eigenen Zerbrechlichkeit fühlen sich manche Menschen manchmal „obdachlos“. Wenn wir uns diesen Herausforderungen gemeinsam stellen, können wir die Schönheit und Transzendenz erfahren, die uns hilft, den Funken zu entdecken, der uns mit neuer Vitalität wieder neu beginnen lässt.
Liebe Jugendliche, der Heilige Vater zählt auf Euch und vertraut Euch, und auch die Kirche vertraut Euch. Mit Euren Worten und Taten sendet Ihr eine kraftvolle Botschaft an unsere Welt, welche die Schwachen ablehnt. Macht Eure Träume von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden zu einer konkreten Wirkklichkeit; fangt dabei bei Euch selbst an. Lebt in der Gegenwart! Opfert Eure kostbare Jugend nicht auf dem Altar der Oberflächlichkeit. Lasst Euch Eure Träume nicht stehlen und tragt dazu bei, „eine Gesellschaft aufzubauen, die diesen Namen verdient“ (Fratelli tutti, Nr. 71). Papst Franziskus vertraut jede und jeden von Euch und Eure Familien auf die Fürsprache der Jungfrau Maria dem Herrn an und erteilt Euch von ganzem Herzen seinen Apostolischen Segen. Ich bitte Euch, für ihn zu beten.
Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär Seiner Heiligkeit
Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus
Liebe junge Menschen,
wir senden Euch allen, die Ihr in der schönen Stadt Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, zusammenkommt, unsere herzlichsten und väterlichsten Grüße. Derzeit findet dort das 46. Europäische Jugendtreffen von Taizé statt, das unter dem heute so wichtigen Thema „Gemeinsam auf dem Weg“ steht.
Mit großer Freude senden wir Euch diese Botschaft des Friedens und der Hoffnung, während Ihr eine einzigartige Erfahrung Eures Lebens macht, eine Zeit des Gebets, des Nachdenkens und der ökumenischen Gemeinschaft. Seit über vierzig Jahren hat die geistliche Tradition der Communauté von Taizé auf den Spuren ihres Gründers Frère Roger einen einzigartigen Raum geschaffen, in dem junge Menschen verschiedener christlicher Konfessionen aus ganz Europa gemeinsam diesen „Pilgerweg der Einheit und Versöhnung“ unternehmen können. Im Zentrum dieses Treffens werde Ihr den Reichtum unserer Verschiedehneit und die Stärke unserer Einheit im Glauben entdecken. Inspiriert von den Worten unseres Herrn Jesus Christus selbst, seid Ihr eingeladen, Euch gemeinsam auf den Weg zu machen.
Erinnern wir uns an seine Worte aus dem Evangelium nach Johannes dem Theologen: „Ich gebe euch ein neues Gebot: ‚Liebt einander.‘ Wie ich Euch geliebt habe, so sollt auch Ihr einander lieben.“ (Johannes 13,34) Möge diese Liebe Euch auf Eurem gemeinsamen Weg führen und tiefe Bande der Freundschaft und des gegenseitigen Verstehens knüpfen. In dieser Zeit am Scheideweg zweier Jahre, in denen der Frieden in Europa und der Welt unseren vollen Einsatz erfordert, sind wir aufgerufen, gemeinsam auf eine Zukunft in Gerechtigkeit, Versöhnung und Solidarität hinzuarbeiten. Mögen Eure Gespräche und Überlegungen den Herausforderungen unserer Zeit gerecht werden und alle ermutigen, zum Aufbau einer besseren und gerechteren Welt beizutragen. Wie der heilige Basilius der Große sagte: „Ohne Frieden mit allen Völkern, soweit es mir möglich ist, kann ich mich nicht einen würdigen Diener Jesu Christi nennen.“ Und er fügte hinzu: „Nichts zeichnet einen Christen mehr aus, als Friedensstifter zu sein.“ Wir hoffen, dass diese Tage neue Freundschaften entstehen lassen und zu einem tieferen Verständnis Eures Nächsten beitragen und Euch die Vielfalt des christlichen Glaubens in diesem reichen europäischen Kontext entdecken lassen. Möge diese Erfahrung für Euch ein wichtiger Schritt auf Eurem gemeinsamen Weg des Glaubens, der Verwandlung und des Gesprächs in Christus sein.
Macht diese Begegnung gemeinsam zu einem außergewöhnlichen Moment der Hoffnung und der Geschwisterlichkeit. Mögen Eure Gespräche und Gebete Euch in eine Zukunft führen, in der die christliche Jugend, geeint in ihrer Vielfalt, eine wichtige Rolle beim Aufbau einer besseren Welt spielt, beim Aufbau eines Europas, das in seinem ökumenischen Ethos der Solidarität ein Beispiel gibt. Möge Gott dieses weitere Europäische Jugendtreffen von Taizé segnen und Euch in diesen denkwürdigen Tagen in Ljubljana mit Frieden, Liebe und Gnade erfüllen. Wir beten für Euch und segnen Euch. Möge die Gnade der Einheit in jedem Einzelnen von Euch erstrahlen und Euch zu Trägern der Hoffnung machen, die das Leben der Kirche tragen, damit Ihr würdige Mitarbeiter für den Frieden seid.
Phanar, 20. Dezember 2023
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby
Lieber Frère Matthew,
ich möchte Ihnen noch einmal gratulieren, der neue Prior der Communauté von Taizé zu sein (...) Das Abendgebet in Rom war ein bedeutendes und denkwürdiges Ereignis. Hat es jemals zuvor ein so kraftvolles ökumenisches Symbol des Gebets auf dem Petersplatz gegeben? Ich war sehr bewegt, dabei zu sein.
Natürlich freue ich mich auch, zu Eurem 46. Europäischen Jugendtreffen meine Grüße zu übermitteln. Was für ein außerordentlicher Segen ist die Communauté von Taizé für die Kirchen über viele Jahre hinweg! Eure Themen des Zuhörens, des Unterwegsseins, der Gemeinschaft mit anderen, des Bleibens in Gott und mit anderen sind zentral für das, was die christlichen Kirchen unserer bedrängten und leidenden Welt zu sagen haben. Junge Menschen sind die Hoffnung der Welt, und mein Gebet für ein inspirierendes und aufbauendes Treffen begleitet Euch. Ich bete für Gottes Segen für Euch alle.
Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfr. Jerry Pillay
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Johannes 10,10)
Ich freue mich, Euch unsere Gebete und Grüße zu überbringen, während Ihr zum diesjährigen Jugendtreffen von Taizé zusammenkommt, und Sie auf Ihrem weiteren ökumenischen Weg zu unterstützen.
Ihr trefft euch in einer Zeit, die für Europa – und für die ganze Welt – besonders schmerzlich ist. Dies ist umso mehr ein Grund, im Glauben zusammenzukommen. Die Welt braucht Euch, Eure Jugend und Eure Vision, Eure Wahrhaftigkeit und Eure Bereitschaft, das Leben anzunehmen und der Menschheit zu dienen.
In diesen Tagen der Herausforderung, in denen so viele Menschen Zerbrochenheit, Schmerz und Verzweiflung erleben, muss jemand für die Hoffnung eintreten. Seid Ihr es! Gott will das, Christus gibt seinen Geist, und der Geist macht es möglich.
Beim Weltkirchenrat schließen wir uns Eurer Pilgerreise an. Wir werden den Weg gemeinsam gehen und gemeinsam beten. Wir werden uns gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung einsetzen.
So beten wir für Euch: Möge Ljubljana für jeden von Euch der nächste Schritt auf einer heiligen Reise des Glaubens sein. Ihr sollt dort die Freude an der Gemeinschaft, die Gewissheit der liebenden Gegenwart Gottes und den Mut finden, weiter nach Wahrhaftigkeit im eigenen Leben und nach Gerechtigkeit für die ganze Menschheit zu suchen. Der Gott des Lebens führt uns weiter. Lassen wir uns auf das Leben ein, mit all seinen Gefahren und Möglichkeiten, und leben wir, in Christus vereint, in Liebe für die Welt und ihre Zukunft.
In Christus mit Euch verbunden
Die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Pfr.in Anne Burghardt
Lieber Frère Matthew, liebe Brüder der Communauté von Taizé,
liebe Pilgerinnen und Pilger, die Ihr in Ljubljana zum Europäischen Treffen zusammengekommen seid.
Grüße vom Lutherischen Weltbund. Grüße in diesen Weihnachtstagen, der einen Hoffnung, die in der Welt geboren wurde. Als Pilgerinnen und Pilger, die das Wagnis des aktiven Zuhörens auf sich nehmen, öffnet Ihr heute einen Raum für das Wirken des Heiligen Geistes, der uns auf unerwartete Weise zusammenbringt, um in Gemeinschaft zu leben, um in Einheit und versöhnter Verschiedenheit zusammenzuleben.
Zuhören ist ein Abenteuer des Evangeliums. Zuhören eröffnet einen Weg nach vorn, wo Gewalt und Krieg die Menschen und Gemeinschaften gegeneinander ausspielen. Zuhören ist ein Ausdruck des Glaubens, der uns befreit, der uns aus den Fängen der Kultur des Erfolgs und des Wohlstands befreit, in der heute so viele Menschen gefangen sind. Euer Zeugnis, wenn Ihr zusammenkommt und betet, wenn Ihr in der Stille hinhört, ist in unserer heutigen Welt dringend nötig.
Der Lutherische Weltbund und seine vielen Mitgliedskirchen schließen sich diesem Gebet für Frieden, Versöhnung, Gerechtigkeit und Hoffnung an.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres
Es ist mir eine Freude, Ihnen zum 46. Europäischen Jugendtreffen eine Botschaft zu senden.
Wir befinden uns in einer Zeit wachsender Spannungen und Ängste. Es wüten Kriege; Armut und Hunger nehmen zu. Unser Klima wird immer gefährlicher und extremer.
Die Werte der Communauté von Taizé, Solidarität und Mitgefühl, sind ein Heilmittel für eine Welt in Aufruhr. Ihre Botschaft inspiriert uns, und wir müssen Wege finden, um über die Grenzen hinweg gemeinsame Lösungen zu finden, geeint durch unsere gemeinsame Menschlichkeit.
Überall auf der Welt gehen junge Menschen voran, sie erheben ihre Stimme für den Wandel, schaffen Lösungen und bahnen einen Weg in eine bessere Zukunft. Die Vereinten Nationen stehen an Ihrer Seite und an der Seite aller Menschen, die sich für eine gerechtere, mitfühlendere Welt einsetzen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr Treffen. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement zur Förderung von Frieden, nachhaltiger Entwicklung und Menschenrechten auf der ganzen Welt.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen
Lieber Frère Matthew,
liebe Freunde von Taizé,
an Weihnachten 2019 schrieb mir Frère Alois und bat mich zum ersten Mal, zum Europäischen Jugendtreffen von Taizé in Polen zu schreiben. Sein Brief berührte mich sehr. Der Titel lautete: „Immer in Bewegung, nie entwurzelt“ – ein Wort der heiligen Urszula Ledochowska. Es ließ mich an meine Kinder und an viele andere junge Europäer denken, die in alten Werten verankert, aber immer bereit für Neues und für Veränderung sind. Seitdem ist Ihr jährliches Europäisches Jugendtreffen für mich zu einem Moment des Innehaltens und Nachdenkens geworden – über Europa, über die Einheit und über die Freude, sich mit Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem Hintergrund so tief verbunden zu fühlen. Im Sommer 2022 habe ich diese Freude schließlich persönlich erlebt, als ich viele von euch in Taizé traf.
Eure Gesänge und eure Stille, eure Gebete und Gespräche: Alles in Taizé spricht von Einheit in Vielfalt. Dies ist auch der Geist Ihres Treffens in Ljubljana. Und ich bin Frère Matthew besonders dankbar, dass er mich eingeladen hat, mit Ihnen über die Idee des „gemeinsamen Unterwegsseins“ nachzudenken. Die Welt um uns herum ist zerrissen und polarisiert. Der Krieg ist nach Europa und in den Nahen Osten zurückgekehrt. Der Glaube wird benutzt, um Menschen zu trennen, anstatt sie zusammenzubringen. Extreme Kräfte versuchen, Spaltung in unseren Gesellschaften zu säen, anstatt die Zusammenarbeit für das Gemeinwohl zu fördern. All das ist gefährlich, aber nichts davon ist unvermeidlich. Die Geschichte von Taizé – und die von Europa – lehrt uns, dass Vielfalt nicht zur Spaltung führen muss und dass Versöhnung immer möglich ist.
Denken wir nur daran, was auf der jüngsten UN-Klimakonferenz in Dubai geschah. Die Kluft zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West auf der Welt schien zu groß zu sein. Wir Europäer haben hart daran gearbeitet, Brücken zu bauen. Und am Ende gelang es der Welt – zum ersten Mal überhaupt – sich auf die Notwendigkeit zu einigen, von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Dies kann der Beginn einer neuen Ära sein, in der die Menschheit und der Rest der Schöpfung endlich miteinander versöhnt werden.
In diesem Sinne werden wir uns auch weiterhin für den Dialog und die Versöhnung in unseren Gesellschaften einsetzen. Der Terror der Hamas hat auch hier in Europa neue Spannungen zwischen den Gemeinschaften ausgelöst. Antisemitismus, Rassismus und anti-islamischer Hass sind wieder auf dem Vormarsch. Aber Resignation ist keine Antwort. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen. Deshalb wollen wir einen gesamteuropäischen Raum für Dialog und Versöhnung schaffen. Er wird in Form einer Reihe von Bürgerdialogen organisiert und bietet die Gelegenheit, einander kennenzulernen und aus unseren sozialen Blasen herauszukommen. Eine Gelegenheit, Vorurteile abzubauen und sie durch Verständnis zu ersetzen. Ich zähle auf Ihr Engagement und Ihre Energie, um diese neue Initiative mit Leben zu füllen.
Der Geist unserer Union ist der Geist von Taizé. Wir sind tief in unseren Werten und Überzeugungen verwurzelt. Und das gibt uns Kraft, für den anderen offen zu sein. Ich wünsche Ihnen allen einen bereichernden und glücklichen Aufenthalt in Slowenien. Und ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.
Die Staatspräsidentin von Slowenien, Nataša Pirc Musar
Lieber Frère Matthew,
liebe junge Menschen,
Euer Treffen im Jahr 2023 findet in einer Zeit vieler Spannungen, Spaltungen und bewaffneter Konflikte statt, von denen es derzeit mehr als fünfzig auf der Welt gibt. Der Krieg in der Ukraine wütet immer noch in nächster Nähe, und für den israelisch-palästinensischen Krieg im Nahen Osten ist kein Ende in Sicht. Viele Zivilisten leiden, und in ihrer Verzweiflung verlassen sie ihre Häuser, Familien, Freunde und Verwandten. Ihrer Würde und grundlegenden Menschenrechte beraubt, verlassen sie ihre Städte und ihre Heimat, wo das Leben nicht mehr menschenwürdig, sondern im Gegenteil unmenschlich geworden ist. Ich verfolge täglich die Nachrichten und stelle mit Bedauern fest, dass das Argument der Macht über die Macht des Arguments siegt. Obwohl unzählige Menschen nach Frieden rufen, ist dieser noch nicht in Sicht. Die Rufe werden von denen, welche die Kriege verursachen, nicht gehört.
Gott bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, aber ich glaube fest daran, dass Gottes ursprüngliche Botschaft klar ist: Frieden! Unser gemeinsamer Auftrag besteht darin, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass nicht nur ein Leben in Frieden möglich ist, sondern auch ein Leben in einem sicheren Umfeld, das Fortschritt und Freude für alle ermöglicht, insbesondere für die Kinder, die am meisten unter den Kriegen leiden. Sie werden einer unbeschwerten Kindheit beraubt. Nur der Frieden wird es uns ermöglichen, nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir uns den wirklichen Herausforderungen unserer Zeit stellen können. Unter diesen stehen der technologische Fortschritt und der Klimawandel mit Abstand an erster Stelle. Diese können schädliche Folgen für den Einzelnen, die Gemeinschaft und die ganze Welt haben, sofern sie nicht zum Wohl der Menschheit genutzt werden.
Dies wird uns aber nur gemeinsam gelingen auf der Grundlage der Akzeptanz von Vielfalt und mit Toleranz, in einer Kultur des Dialogs, im Geist der Anerkenntnis vergangener Fehler und der Vergebung, der Aufarbeitung der Sünden der Vergangenheit und mit dem Blick und Willen auf die Gegenwart und die Zukunft gerichtet. Wir müssen alle unsere Kräfte mobilisieren; wir alle, jeder Einzelne von uns. Wir müssen Voraussetzungen schaffen für den Frieden, für die Würde aller, für die Eingliederung der am meisten Benachteiligten und Schwachen, für die Rückkehr derer, die gehen mussten. Kriegsflüchtlinge, Wirtschafts- und Klimamigranten sagen immer wieder, dass sie lieber zu Hause bleiben würden, in ihren eigenen Ländern, wenn dort nur Frieden herrschen und die Grundvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben gegeben wären.
Liebe junge Freunde, ich vertraue darauf, dass Ihr den Willen und die Kraft habt, einen großen, ja sogar einen entscheidenden Schritt in Richtung Zusammenarbeit, gegenseitigem Verstehen, Überwindung von Spaltungen und Anerkennung von Unterschieden und Vielfalt als integrale Bestandteile unserer Gesellschaften und des Verständnisses einer inklusiven Vision der Zukunft zu tun.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass 2024 ein Jahr des Friedens wird, in dem wir alle unsere Freundlichkeit, Solidarität und Menschlichkeit mit den anderen teilen. Auf diese Weise wird jeder von uns eine Spur hinterlassen, die die Welt zu einem besseren Ort und jeden Einzelnen zu einem glücklicheren Menschen macht.
Ich wünsche euch, dass das diesjährige Treffen in Ljubljana für immer in eurer Erinnerung bleibt und dass die geschlossenen Freundschaften noch lange in euren Herzen weiterleben werden.