Maud (Frankreich) – Ein Weg des Vertrauens und des Friedens
Für mich bedeutet Istanbul im Jahr 2013 auch Byzanz und Konstantinopel vor Jahrhunderten! Es war wie unsere Geschichte zurückzuverfolgen und an einen Quellort unseres christlichen Glaubens zu fahren. Diesen Kirchen zu begegnen, die ich in Frankreich kaum kannte, und die verschiedene Formen des Gottesdienstes zu erleben - alles wird gesungen – hat mir sehr gefallen. Aber einer der stärksten Momente war das Freitagabendgebet, als die Brüder und verschiedene Kirchenvertreter sich gemeinsam zum Gebet vor dem Kreuz hinknieten, das auf dem Boden lag. Mit innerer Bewegtheit dachte ich daran, dass wir diese Epiphanie alle gemeinsam feiern im Gebet für den gleichen Frieden und die gleiche Einheit unter den Christen, mit dem selben Wunsch, dass dieser Dialog und diese Treffen weitergehen mögen. Ich möchte mich auch persönlich für den Frieden einsetzen und hoffe, dass dieser Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde weitergeht! Ich fühlte mich am richtigen Platz und bin bereit, diesen Weg des Vertrauens und des Friedens fortzusetzen.
Olga (Ukraine) – Ein Geschenk der Gemeinschaft
Während des Pilgerwegs nach Istanbul, der Feier der Erscheinung des Herrn, hatte ich die Möglichkeit, fast alle wichtigen Kirchen und Gemeinden der Stadt zu besuchen, und das Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit in Heybeliada auf den Prinzeninseln. Vor allem werde ich den Besuch des Hagia-Sophia-Museums im Gedächtnis behalten, dem Prototyp der St. Sophia Kathedrale in der Ukraine. Ich fühlte mich wie an den Ursprüngen des Christentums. Ich bin dem Herrn unendlich dankbar, dass er mir ein solches Geschenk der Gemeinschaft mit all denen macht, die den Glauben teilen.
Stefan (Deutschland) – Aus dem „Alten“ ins „Neue Rom“
Was für ein Abenteuer, vom Europäischen Treffen im „Alten Rom“ ins „Neue Rom“ zu fahren, nach Konstantinopel, heute Istanbul, in ein Land und eine Stadt, in der es alles andere als selbstverständlich ist, Christ zu sein. Vielleicht war es gerade deshalb ein so starkes Zeichen für die christlichen Gemeinden, dass einige Brüder der Communauté und etwa einhundert Jugendliche aus 25 verschiedenen Ländern und kirchlichen Traditionen zusammenkamen, um gemeinsam zu beten, einander kennenzulernen und das Fest der Erscheinung des Herrn zu feiern.
Die Kirche in der Türkei ist heute sehr klein und die Spaltung in verschiedene Traditionen des Westens und Ostens machen es auch nicht leichter, das Evangelium zu leben. Zur gleichen Zeit hat diese Kirche auch starke Seiten: In einem Ballungsraum wie Istanbul kann die Kirche wie eine Familie sein, in der jeder jeden kennt. Wegen ihrer geringen Größe können sich alle gegenseitig helfen. Einige, vor allem jüngere, suchen mit großem Einsatz nach Einheit zwischen Armenisch-Orthodoxen und Katholiken, zwischen griechischen, syrischen, lateinischen und evangelische Christen. In Istanbul ist die Vielfalt des Leibes Christi präsent.
Die Gastfreundschaft der Gemeinden und Familien, die uns und die anderen Pilger während des Treffens aufgenommen haben, war überwältigend. Eine sehr ernste Note bekam das Treffen durch die Berichte von Flüchtlingen, Migranten und ethnischen Minderheiten und von Leuten, die sich unter manchmal sehr schwierigsten Umständen um diese Menschen kümmern.
Tatyana (Russland) – Mehr über meine Kirche erfahren
Ich kam mit einem neuen Interesse nach Russland zurück... für die orthodoxe Liturgie, die Tradition, die Ikonen, Musik, das Leben der Kirchenväter und anderer Heiliger, Frauen und Männer. Alle diese Menschen waren vom Heiligen Geist inspiriert. Heute gibt es keinen Zweifel, aber zum Beispiel zur Zeit des Johannes Chrysostomus, als er genau in diesem Teil der Welt wirkte, predigte und verfolgt wurde, gab es viele Zweifel... Wir müssen weitermachen, immer weiter, um das Licht weiterzugeben, für das so viele Menschen Zeugnis abgelegt haben.
Meine Entdeckungsreise ging am 7. Januar weiter, dem Weihnachtsfest, am Tag nach meiner Rückkehr. Ich schaute mir mit meinen Eltern den Vespergottesdienst mit Patriarch Kyrill in der Christuserlöser-Kirche im Fernsehen an. Ich dachte, es wäre für meine Eltern, die nur selten in die Kirche gehen, eine gute Möglichkeit, etwas mehr zu erfahren. Doch plötzlich entdeckte ich selbst alles mögliche, was ich selbst nicht wusste, obwohl ich jeden Samstagabend und Sonntagmorgen in die Kirche gehe. Und dies dank des Fernsehkommentators, der die Liedtexte übersetzte, die Handlungen des Priesters erklärte und sogar seine Kleidung, durch die Lesung des Evangeliums auf Russisch und nicht nur auf Altslawisch... All dies hat mich mit Freude und Liebe zu meiner Kirche erfüllt. So findet der Heilige Geist immer wieder einen Weg zu uns, so wie er es ganz unerwartet und im besten Sinne im Fernsehen getan hat.
Gijs (Niederlande) – Ökumene am Werk
Man könnte denken, dass wir uns dort, wo es so wenige Christen gibt, einander brauchen. Doch es war traurig zu sehen, wie schwierig es selbst an einem solchen Ort sein kann, zusammen zu sein. Frère Alois sagte uns, dass wir so viel wie möglich gemeinsam tun sollen: beten, über unseren Glauben sprechen, Menschen in Not helfen.
Während des Treffens hatte ich wirklich das Gefühl, dass die Ökumene noch ein Kampf ist, aber dass wir alle guten Willens sind... es ist schwer voranzukommen und wir sollten keine Wunder von heute auf morgen erwarten. Frère Roger schrieb 1976 in seinem Buch „Ungeahntes erhoffen“, dass wir „zwei Bewegungen vollziehen müssen: zum einen, ohne zu ermüden alles, was möglich ist, im Volk Gottes zu erneuern, und auf der anderen Seite das Risiko eingehen, uns an vorderster Front zu halten.“