Texas: Drei Wochenendtreffen, um zu beten und gemeinsam nachzudenken
In Austin fand das Treffen in einer baptistischen, in Dallas in einer methodistischen und in Houston in einer Episkopalkirche statt.
Die Herausforderung bei diesen drei Wochenenden bestand darin, Menschen zusammenzubringen, die sich normalerweise nie begegnen würden. Ein Bruder der Communauté schreibt über die Vorbereitung des Treffens in Houston:
„Hannah, eine junge Methodistin, nimmt uns in einen Stadtteil von Houston mit, in dem hauptsächlich Menschen mit Migrationshintergrund leben. Einige von ihnen sind erst vor Kurzem aus Afrika oder Asien hier angekommen. Hannah gehört einer kleinen Ordensgemeinschaft an; mit zwei jungen Ehepaaren aus dem Stadtteil trifft sie sich regelmäßig zum gemeinsamen Gebet und zum Essen. Sie gehen oft ganz einfach dorthin, wo die Kinder spielen. Es ist erstaunlich, wie aufrichtig und interessiert diese jungen Menschen sind. Sie wollten wissen, wie man in einer echten Gemeinschaft mit Gott leben und für das Evangelium offen sein kann. Sie sprechen ohne Scheu von „geistlicher Disziplin“ und führen ein sehr einfaches Leben.Nach dem gemeinsamen Abendessen fahren wir zu den Kindern. Der Stadtteil hat keinen besonders guten Ruf. Große Metallgitterzäune umgeben die Wohnblocks. Als wir ankommen geht ein Eisentor auf, und sofort kommen Kinder verschiedenster Herkunft – die meisten aus Afrika – auf uns zugelaufen. Sie rufen unsere Namen: „Daniel“, „Russell“, „Lindsay“, „Hannah“. Eines der Kinder fragt: „Wie viele sind im Auto?“, worauf ein anderer antwortet: „Mindestens einhundert!“ Schließlich finden wir einen Parkplatz und gehen zu Moise und seiner Frau Grace ins Haus. Hier soll das gemeinsame Abendgebet stattfinden. Moise und Grace haben acht Kinder und sind vor acht Monaten aus Nord-Kivu im Kongo hier angekommen. Sie sprechen kaum Englisch und sind froh, sich mit uns auf Französisch unterhalten zu können. Sie haben sehr schöne Gesichter, die eine große Würde ausstrahlen. Man kann sich nicht vorstellen, was diese Menschen durchgemacht haben, bevor sie das Flüchtlingslager in Burundi erreichten. Moise sagt immer wieder: „Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt hier sind.“ Er geht an Krücken und hat einen Fuß in Gips. Im Flüchtlingslager in Burundi traf ihn vor zehn Jahren ein Schuss ins Bein, und bis heute ist es den Ärzten nicht gelungen, den Fuß wieder herzustellen. Mehrmals wiederholt er die Worte: „Ich hoffe, eines Tages gesund zu werden,“ und sagt mit einem Blick auf die jungen Methodisten: „Das ist meine Familie.“Wir wollten eigentlich gemeinsam beten, hatten aber Sprachschwierigkeiten. So holte ich ein Liederheft von Taizé aus dem Rucksack und schaute nach, welche Gesänge auf Kisuaheli übersetzt sind. Somit gelang es uns, zusammen „Laudate omnes gentes“ zu singen. Auch Moise und seine Frau sangen mit. Welche Freude, als einige Tage später in einem sehr wohlhabenden Stadtteil von Houston plötzlich die Jugendlichen der Einwandererfamilien, allen voran Jean, der Sohn von Moise und Grace, erschienen. Neben ihm zwei der jungen Methodisten: ‚seine Familie‘.“
Ein lateinamerikanisches Jugendtreffen in Mexiko
Der beeindruckendste Moment des Treffens in Mexiko war das letzte Abendgebet in der großen Basilika der Muttergottes von Guadalupe, „ihrer Mutter “, wie die Mexikaner sagen. Die Muttergottes von Guadalupe spielte in der Geschichte Mexikos und Lateinamerikas eine große Rolle: Durch die Botschaft der Barmherzigkeit Gottes für alle Völker, die der Indio Juan Diego überbrachte, fanden damals Eingeborene und Kolonialvölker zusammen. In der vollen Basilika klang das „Nada te turbe“ fast wie ein Echo der Worte Juan Diegos, die er 1531 bei einer Erscheinung hörte: „Nichts soll dich beunruhigen, nichts soll dir Angst machen.“
Siebzehn Thementreffen an den Nachmittagen ermöglichten den Teilnehmern aus ganz Lateinamerika, über Wege zu einer neuen Solidarität nachzudenken. Die von Mexikanern zusammengestellten Themen spiegelten die Situation von Gewalt und mangelnder Solidarität im Land wieder: „Sicherheit und Unsicherheit“, „Mexico, Land der Durchwanderer“, „Ich habe eine Behinderung und bin dein Freund – Nimm Kontakt mit mir auf!“, „Ich bin jung, lebe ich auch solidarisch?“…
Edgar (Guadalajara, Mexiko)
„Wir wurden mexikanisch empfangen: mit offenen Armen, einem strahlenden Lächeln, so als ob wir uns schon immer kennen würden. Wer aus dem Landesinneren nach Mexiko-Stadt kommt, hat Angst. Man erhält von allen möglichen Leuten gute Ratschläge und man wird sehr misstrauisch. Aber nach der langen Reise und dem ersten Abendgebet mit all den anderen Teilnehmern des Treffens in Plaza Mariana – als wir endlich in unserer Gastgemeinde San Pedro Apostol angekommen waren – haben wir trotz unserer Müdigkeit nur noch gestaunt, mit welcher Freude die Gastfamilien uns erwarteten.An diesen Tagen des Treffens ganz in der Nähe von Guadalupe zu wohnen, war ein großes Geschenk. Wir haben erfahren, was der in Mexiko so häufige Satz bedeutet: „Mein Haus ist dein Haus.“ Wer so wie ich, von außerhalb zum Treffen gekommen war, kann jetzt sagen, dass er in Mexiko-Stadt ein Zuhause hat, eine Familie, die für ihn betet und für die er betet.“
Carlos (Colima, Mexiko)
„Ich bin vom Treffen in Mexiko in einem Bus voll von jungen Pilgern aus Colima und Umgebung nach Hause gefahren. Es war ein ganz besonderes Treffen! Alle sprachen über die Gastfreundschaft der Familien. Der Empfang in meiner Gastgemeinde San Cayetano war sehr gut organisiert. Als wir ankamen, warteten die Familien bereits auf uns und empfingen uns mit einem großen Applaus. Meine Gastfamilie hat sich wirklich rührend um mich gekümmert: Mit mir zusammen waren zwei junge Schwestern und ein Jugendlicher aus Costa Rica bei ihnen untergebracht. Die Leute haben mir wirklich ihr Herz geöffnet.Während des Treffens sang ich im Chor mit und spielte Flöte. Es war etwas ganz Besonderes, während der gemeinsamen Gebete zu spielen, vor allem in der Basilika von Guadalupe! Wo sonst eher lärmende Touristen umherlaufen, herrschte diesmal gedämpftes Licht, Kerzenschein und – trotz der vielen Menschen – eine tiefe Stille.“